Zweieinhalb Tage abwechslungsreiches Programm in nicht alltäglichem Ambiente bot die diesjährige Verbands- und Vereinsversammlung des Landesfeuerwehrverbandes, die vom 26. bis 28. Oktober in Friedrichshafen am Bodensee stattfand. Nach dem historischen, weil ersten Deutschen Feuerwehrtag nach der Wiedervereinigung 1990 hat die von Feuerwehr und Stadt Friedrichshafen sowie dem Kreisfeuerwehrverband Bodenseekreis ausgerichtete Veranstaltung nach Einschätzung von Vizepräsident Gerhard Lai „wieder einmal einen Meilenstein in der Geschichte der Veranstaltungen des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg gesetzt.“
Feuerwehrpräsident moniert Finanzierungslücke in Millionenhöhe
Bei der Versammlung des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg in Friedrichshafen forderte dessen Präsident, Dr. Frank Knödler angesichts steigender Steuereinnahmen eine massive Aufstockung der öffentlichen Mittel für die Feuerwehren des Landes Baden-Württemberg. „Im Fördertopf fehlt Geld in zweistelliger Millionenhöhe!“ Trotz jährlich steigender kommunaler Ausgaben von über 30 Milliarden Euro dümpelten die Feuerwehren mit lediglich 1,6 Prozent hier auf niedrigem Niveau. Dies führte unter anderem dazu, dass rund 32 Prozent aller Förderanträge für Beschaffungen der Kommunen nicht positiv beschieden wurden. Angesichts von Begehrlichkeiten anderer Bedarfsträger an der Quelle des Fördertopfes warnte Knödler nachdrücklich: „Hände weg von der Feuerschutzsteuer!“
Grundsätzlich positiv bewertete Knödler die Entwicklung der Mitgliederzahlen sowie die Anzahl der Feuerwehrhäuser und Feuerwehrabteilungen. Alle drei Werte, und damit einhergehend die Präsenz der Feuerwehr in der Fläche für schnelle Hilfe im Notfall, seien seit 45 Jahren in etwa konstant geblieben. Hätten aber damals 115.000 Feuerwehrangehörige noch 40.000 Einsätze bewältigt, leisteten heute 111.000 Wehrleute rund 120.000 Einsätze. „Wir müssen darauf achten, dass die wunderbare Berufung im Haupt- und Ehrenamt, anderen in Not geratenen Menschen zu helfen, nicht zum alltäglichen Job mutiert“, warnte Knödler vor Auswirkungen dieser Entwicklung auf das innere Gefüge der Feuerwehren, auf den inneren Zusammenhalt, die Kameradschaft und den viel beschworenen Korpsgeist. Ausweislich der Jahresstatistik leisten von den rund 111.000 aktiven Einsatzkräften der Feuerwehren in Baden-Württemberg über 108.000 ihren Dienst ehrenamtlich. Für die Menschen, die sich in den Feuerwehren im Land engagierten, müssten daher heute mehr denn je nicht nur Familie, Firma, Feuerwehr und Freizeit in Einklang gebracht werden. „Unsere haupt- und ehrenamtliche Arbeit muss auch Spaß und Freude bereiten“, gab Knödler zu bedenken. Er forderte dazu auf, künftig dafür zu sorgen, den Feuerwehrdienst so einfach wie möglich zu machen. Nicht zusätzliche Belastung, sondern Entlastung sei das Gebot für die Zukunft.
Auch der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, war eigens für die Veranstaltung von Berlin an den Bodensee nach Friedrichshafen gereist. In seinem Grußwort ging er auf die Kritik des Bundes der Steuerzahler an den Kosten für die Stiftung eines Ehrenzeichens für 15 Jahre ehrenamtlichen Dienst in den baden-württembergischen Feuerwehren ein. Er forderte die Mitglieder des Bundes der Steuerzahler auf, sich selbst aktiv in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehren zu stellen. „Vielleicht kommt man dabei dann auf andere Gedanken“, meinte Ziebs. Ebenso wie Dr. Frank Knödler forderte Ziebs eine Verbesserung bei der Versorgung für Hinterbliebene von im Dienst ums Leben gekommenen Feuerwehrleuten. „Die Feuerwehr darf keine Verlierer produzieren, auch nicht bei Hinterbliebenen“, forderte Ziebs angesichts des Todes eines jungen Feuerwehrmannes Anfang September in Brandenburg, der eine Freundin und ein noch ungeborenes Kind hinterlässt.
Auftakt in der Konzernzentrale des zweitgrößten Automobilzulieferers
Bereits am 26. Oktober standen Präsident Dr. Frank Knödler, die beiden Vizepräsidenten Gerhard Lai und Stefan Hermann, Geschäftsführer Gerd Zimmermann, Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen, der Kreisbrandmeister des Bodenseekreises, Henning Nöh und der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichshafen, Louis Laurösch, im Rahmen eines Pressegespräches den Medienvertretern von Print, Rundfunk und Fernsehen für Ein- und Ausblicke zu aktuellen Themen des Feuerwehrwesens zur Verfügung.
Der Einladung zum anschließenden Begrüßungsabend in die Konzernzentrale des weltweit zweitgrößten Automobilzulieferers, ZF Friedrichshafen AG, das erst Ende 2016 eingeweihte und hochmoderne ZF-Forum waren über 200 Veranstaltungsteilnehmer gefolgt. Nach der offiziellen Begrüßung durch Verbandspräsident Dr. Frank Knödler, ZF-Vorstandsmitglied Jürgen Holeksa, Oberbürgermeister Andreas Brand, den Ersten Landesbeamten des Bodenseekreises, Joachim Kruschwitz und den Vorsitzenden des ausrichtenden Kreisfeuerwehrverbandes, Günther Laur, bestand in zwangloser Atmosphäre reichlich Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen sowie zum Erfahrungsaustausch.
Schulleiter Egelhaaf spricht sich für „Kochrezepte“ aus
Am 27. Oktober fand tagsüber die traditionelle Informations- und Diskussionsveranstaltung statt. Über 350 Führungskräfte der Feuerwehren des Landes Baden-Württemberg tagten hierbei in der Zeppelin-Werft auf dem Flughafengelände von Friedrichshafen. Nach einem Vortrag über Zeppeline im Wandel der Zeit von Eckhard Breuer, Geschäftsführer der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH, stellte der Leiter der Landesfeuerwehrschule, Thomas Egelhaaf, in seinem Impulsreferat die Frage, ob die Feuerwehr neue Einsatzstandards brauche. Dabei sprach sich Egelhaaf grundsätzlich für „Kochrezepte“ bei bestimmten Einsatzlagen aus, gab aber zu bedenken, dass weniger manchmal mehr sei. Anstatt sich im Einsatz mit einer kräftezehrenden Optimierung von Details aufzuhalten, brauche es die Bereitschaft der Führungskräfte zu mutigen Entscheidungen, um das Wesentliche im Auge behalten.
Öl- und Schadenwehr Bodensee neu ausgestattet
Der Kreisbrandmeister des Bodenseekreises, Henning Nöh, und der Friedrichshafener Kommandant, Louis Laurösch, stellten mit der Sondereinheit Öl- und Schadenwehr Bodensee eine Spezialeinheit vor, die europaweit einmalig ist. Rings um den See wird diese Einheit international von Stützpunktfeuerwehren und Polizeieinheiten gemeinsam gestellt.
Nöh stellte dabei die umfangreich modernisierte Ausrüstung mit Sonderfahrzeugen und trailerbaren Booten der baden-württembergischen Stützpunkte in Friedrichshafen, Überlingen, Radolfzell und Konstanz vor. In den nächsten Jahren werden zudem vier neue, wasserliegende Boote in Dienst gestellt, die dann zur Brandbekämpfung, zur technischen Hilfeleistung, zur Wasserrettung und im Rahmen der Ölwehr eingesetzt werden.
Autonomes Fahren soll Zahl und Schwere von Verkehrsunfällen mindern
Einen Einblick in den aktuellen Stand der Technik beim autonomen Fahren gab der Leiter des Innovationsmanagements der ZF Friedrichshafen AG, Dr. Gerhard Gumpoltsberger. Insbesondere die Entwicklung hochgenauer Sensoren soll sowohl die aktive als auch die passive Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Im Idealfall gehören dadurch in der Zukunft Einsätze der Feuerwehren bei Verkehrsunfällen der Vergangenheit an oder können durch die Verhinderung von Unfällen in ihrer Häufigkeit und Schwere zumindest reduziert werden.
Brandbekämpfung in hohen Gebäuden und Hochhäusern
Ein weiterer Themenschwerpunkt waren Brände in hohen Gebäuden und in Hochhäusern. Professor Dr. Michael Reick gab einen Überblick über die aktuellen baurechtlichen Vorschriften und den aktuellen Stand der Technik im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes. Stadtoberbrandrat Markus Hauser stellte die Einsatztaktik der Feuerwehr Stuttgart bei Hochhausbränden vor.
Zahlreiche Aussteller präsentierten sich in Friedrichshafen
Ergänzt wurde die Veranstaltung durch eine Ausstellung zahlreicher Hersteller von Feuerwehrtechnik, Handelsunternehmen im Bereich des Feuerwehrbedarfs und von IT-Anbietern, die Ihre Lösungen für Einsatzführung und -organisation präsentierten.
Kameradschaftsabend vor beeindruckender Kulisse
Festlich gedeckt und illuminiert präsentierte sich die Luftschiffhalle am Freitagabend zum ebenfalls traditionellen Kameradschaftsabend. Unmittelbar neben einem der 75 Meter langen Zeppeline, der während der gesamten Veranstaltungen in der Halle schwebte, genossen rund 450 Feuerwehrleute, mitgereiste Angehörige sowie Gäste aus Politik und Gesellschaft einen entspannten Abend bei einem Dreiländer-Bodenseebuffet mit Spezialitäten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Kurzweilige Unterhaltung boten dabei die Band Acoustic Affair, die Tettnanger Worthandwerkerin Ingrid Koch sowie die Betznau Boygroup.
Vortrag über „Tatsächliche und gefühlte Sicherheit“
Interessante Einblicke in Fakten, Statistiken und die menschliche Psychologie bot Professor Dr. Ortwin Renn mit seinem Vortrag über tatsächliche und gefühlte Sicherheit. Er ging unter anderem der Frage nach, warum Risiken oft falsch eingeschätzt würden. In diesem Zusammenhang ging Renn auf die Berichterstattung der Medien, die sich zunehmend auf das Außergewöhnliche und besonders dramatische fokussierten, sowie auf die Suchalgorithmen von Internet-Suchmaschinen, die sich Nutzerpräferenzen merkten, ein. Rasch könne dadurch der Eindruck entstehen Katastrophen, Kriege und Unfälle seien der überwiegende Normalzustand.
Ehre, wem Ehre gebührt
Sowohl im repräsentativen Teil der Tagesordnung am Nachmittag als auch während anderer Teile der dreitägigen Veranstaltungen fanden verschiedene Ehrungen statt. Am Freitagvormittag wurde der Leiter der Landesfeuerwehrschule, Thomas Egelhaaf, von DFV-Präsident Hartmut Ziebs mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Die beiden Betriebsleiter des Feuerwehrhotels Sankt Florian, Beate und Otto-Peter Bengel, dem Landrat des Bodenseekreises, Lothar Wölfle, sowie Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand wurde die Ehrenmedaille in Gold des Landesfeuerwehrverbandes verliehen. Dieselbe Auszeichnung in Silber erhielten der Erste Landesbeamte Joachim Kruschwitz sowie Amtsleiter Dr. Michael Bussek, beide Landratsamt Bodenseekreis. Mit der Ehrennadel in Silber wurden Kommandant Louis Laurösch sowie der Verbandsvorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Bodenseekreis, Hauptbrandmeister Günther Laur ausgezeichnet.
Den krönenden Abschluss der Ehrungen und gleichzeitig das Ende der Veranstaltung bildete die Ernennung des scheidenden Geschäftsführers Willi Dongus zum Ehrenmitglied des Landesfeuerwehrverbandes. Diese Auszeichnung löste gleichzeitig auch die eindrucksvollste Reaktion des Publikums während der gesamten drei Veranstaltungstage aus: stehende Ovationen zeugten von der außerordentlichen Beliebtheit des Geehrten bei den Feuerwehren und der Zustimmung zu dieser Ernennung. Bereits am Vormittag war auch dem langjährig engagierten Kameraden Helmut Trautwein die Ehrenmitgliedschaft verliehen worden. Trautwein hatte neben zahlreichen weiteren Sonderfunktionen zuletzt zehn Jahre lang als Landesobmann der Altersabteilungen gewirkt und im Juni sein Amt in jüngere Hände gelegt.
Rückblick auf die Landesverbandsversammlung in Friedrichshafen
Zweieinhalb Tage abwechslungsreiches Programm in nicht alltäglichem Ambiente bot die diesjährige Verbands- und Vereinsversammlung des Landesfeuerwehrverbandes, die vom 26. bis 28. Oktober in Friedrichshafen am Bodensee stattfand. Nach dem historischen, weil ersten Deutschen Feuerwehrtag nach der Wiedervereinigung 1990 hat die von Feuerwehr und Stadt Friedrichshafen sowie dem Kreisfeuerwehrverband Bodenseekreis ausgerichtete Veranstaltung nach Einschätzung von Vizepräsident Gerhard Lai „wieder einmal einen Meilenstein in der Geschichte der Veranstaltungen des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg gesetzt.“
Feuerwehrpräsident moniert Finanzierungslücke in Millionenhöhe
Bei der Versammlung des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg in Friedrichshafen forderte dessen Präsident, Dr. Frank Knödler angesichts steigender Steuereinnahmen eine massive Aufstockung der öffentlichen Mittel für die Feuerwehren des Landes Baden-Württemberg. „Im Fördertopf fehlt Geld in zweistelliger Millionenhöhe!“ Trotz jährlich steigender kommunaler Ausgaben von über 30 Milliarden Euro dümpelten die Feuerwehren mit lediglich 1,6 Prozent hier auf niedrigem Niveau. Dies führte unter anderem dazu, dass rund 32 Prozent aller Förderanträge für Beschaffungen der Kommunen nicht positiv beschieden wurden. Angesichts von Begehrlichkeiten anderer Bedarfsträger an der Quelle des Fördertopfes warnte Knödler nachdrücklich: „Hände weg von der Feuerschutzsteuer!“
Grundsätzlich positiv bewertete Knödler die Entwicklung der Mitgliederzahlen sowie die Anzahl der Feuerwehrhäuser und Feuerwehrabteilungen. Alle drei Werte, und damit einhergehend die Präsenz der Feuerwehr in der Fläche für schnelle Hilfe im Notfall, seien seit 45 Jahren in etwa konstant geblieben. Hätten aber damals 115.000 Feuerwehrangehörige noch 40.000 Einsätze bewältigt, leisteten heute 111.000 Wehrleute rund 120.000 Einsätze. „Wir müssen darauf achten, dass die wunderbare Berufung im Haupt- und Ehrenamt, anderen in Not geratenen Menschen zu helfen, nicht zum alltäglichen Job mutiert“, warnte Knödler vor Auswirkungen dieser Entwicklung auf das innere Gefüge der Feuerwehren, auf den inneren Zusammenhalt, die Kameradschaft und den viel beschworenen Korpsgeist. Ausweislich der Jahresstatistik leisten von den rund 111.000 aktiven Einsatzkräften der Feuerwehren in Baden-Württemberg über 108.000 ihren Dienst ehrenamtlich. Für die Menschen, die sich in den Feuerwehren im Land engagierten, müssten daher heute mehr denn je nicht nur Familie, Firma, Feuerwehr und Freizeit in Einklang gebracht werden. „Unsere haupt- und ehrenamtliche Arbeit muss auch Spaß und Freude bereiten“, gab Knödler zu bedenken. Er forderte dazu auf, künftig dafür zu sorgen, den Feuerwehrdienst so einfach wie möglich zu machen. Nicht zusätzliche Belastung, sondern Entlastung sei das Gebot für die Zukunft.
Auch der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, war eigens für die Veranstaltung von Berlin an den Bodensee nach Friedrichshafen gereist. In seinem Grußwort ging er auf die Kritik des Bundes der Steuerzahler an den Kosten für die Stiftung eines Ehrenzeichens für 15 Jahre ehrenamtlichen Dienst in den baden-württembergischen Feuerwehren ein. Er forderte die Mitglieder des Bundes der Steuerzahler auf, sich selbst aktiv in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehren zu stellen. „Vielleicht kommt man dabei dann auf andere Gedanken“, meinte Ziebs. Ebenso wie Dr. Frank Knödler forderte Ziebs eine Verbesserung bei der Versorgung für Hinterbliebene von im Dienst ums Leben gekommenen Feuerwehrleuten. „Die Feuerwehr darf keine Verlierer produzieren, auch nicht bei Hinterbliebenen“, forderte Ziebs angesichts des Todes eines jungen Feuerwehrmannes Anfang September in Brandenburg, der eine Freundin und ein noch ungeborenes Kind hinterlässt.
Auftakt in der Konzernzentrale des zweitgrößten Automobilzulieferers
Bereits am 26. Oktober standen Präsident Dr. Frank Knödler, die beiden Vizepräsidenten Gerhard Lai und Stefan Hermann, Geschäftsführer Gerd Zimmermann, Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen, der Kreisbrandmeister des Bodenseekreises, Henning Nöh und der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichshafen, Louis Laurösch, im Rahmen eines Pressegespräches den Medienvertretern von Print, Rundfunk und Fernsehen für Ein- und Ausblicke zu aktuellen Themen des Feuerwehrwesens zur Verfügung.
Der Einladung zum anschließenden Begrüßungsabend in die Konzernzentrale des weltweit zweitgrößten Automobilzulieferers, ZF Friedrichshafen AG, das erst Ende 2016 eingeweihte und hochmoderne ZF-Forum waren über 200 Veranstaltungsteilnehmer gefolgt. Nach der offiziellen Begrüßung durch Verbandspräsident Dr. Frank Knödler, ZF-Vorstandsmitglied Jürgen Holeksa, Oberbürgermeister Andreas Brand, den Ersten Landesbeamten des Bodenseekreises, Joachim Kruschwitz und den Vorsitzenden des ausrichtenden Kreisfeuerwehrverbandes, Günther Laur, bestand in zwangloser Atmosphäre reichlich Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen sowie zum Erfahrungsaustausch.
Schulleiter Egelhaaf spricht sich für „Kochrezepte“ aus
Am 27. Oktober fand tagsüber die traditionelle Informations- und Diskussionsveranstaltung statt. Über 350 Führungskräfte der Feuerwehren des Landes Baden-Württemberg tagten hierbei in der Zeppelin-Werft auf dem Flughafengelände von Friedrichshafen. Nach einem Vortrag über Zeppeline im Wandel der Zeit von Eckhard Breuer, Geschäftsführer der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH, stellte der Leiter der Landesfeuerwehrschule, Thomas Egelhaaf, in seinem Impulsreferat die Frage, ob die Feuerwehr neue Einsatzstandards brauche. Dabei sprach sich Egelhaaf grundsätzlich für „Kochrezepte“ bei bestimmten Einsatzlagen aus, gab aber zu bedenken, dass weniger manchmal mehr sei. Anstatt sich im Einsatz mit einer kräftezehrenden Optimierung von Details aufzuhalten, brauche es die Bereitschaft der Führungskräfte zu mutigen Entscheidungen, um das Wesentliche im Auge behalten.
Öl- und Schadenwehr Bodensee neu ausgestattet
Der Kreisbrandmeister des Bodenseekreises, Henning Nöh, und der Friedrichshafener Kommandant, Louis Laurösch, stellten mit der Sondereinheit Öl- und Schadenwehr Bodensee eine Spezialeinheit vor, die europaweit einmalig ist. Rings um den See wird diese Einheit international von Stützpunktfeuerwehren und Polizeieinheiten gemeinsam gestellt.
Nöh stellte dabei die umfangreich modernisierte Ausrüstung mit Sonderfahrzeugen und trailerbaren Booten der baden-württembergischen Stützpunkte in Friedrichshafen, Überlingen, Radolfzell und Konstanz vor. In den nächsten Jahren werden zudem vier neue, wasserliegende Boote in Dienst gestellt, die dann zur Brandbekämpfung, zur technischen Hilfeleistung, zur Wasserrettung und im Rahmen der Ölwehr eingesetzt werden.
Autonomes Fahren soll Zahl und Schwere von Verkehrsunfällen mindern
Einen Einblick in den aktuellen Stand der Technik beim autonomen Fahren gab der Leiter des Innovationsmanagements der ZF Friedrichshafen AG, Dr. Gerhard Gumpoltsberger. Insbesondere die Entwicklung hochgenauer Sensoren soll sowohl die aktive als auch die passive Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Im Idealfall gehören dadurch in der Zukunft Einsätze der Feuerwehren bei Verkehrsunfällen der Vergangenheit an oder können durch die Verhinderung von Unfällen in ihrer Häufigkeit und Schwere zumindest reduziert werden.
Brandbekämpfung in hohen Gebäuden und Hochhäusern
Ein weiterer Themenschwerpunkt waren Brände in hohen Gebäuden und in Hochhäusern. Professor Dr. Michael Reick gab einen Überblick über die aktuellen baurechtlichen Vorschriften und den aktuellen Stand der Technik im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes. Stadtoberbrandrat Markus Hauser stellte die Einsatztaktik der Feuerwehr Stuttgart bei Hochhausbränden vor.
Zahlreiche Aussteller präsentierten sich in Friedrichshafen
Ergänzt wurde die Veranstaltung durch eine Ausstellung zahlreicher Hersteller von Feuerwehrtechnik, Handelsunternehmen im Bereich des Feuerwehrbedarfs und von IT-Anbietern, die Ihre Lösungen für Einsatzführung und -organisation präsentierten.
Kameradschaftsabend vor beeindruckender Kulisse
Festlich gedeckt und illuminiert präsentierte sich die Luftschiffhalle am Freitagabend zum ebenfalls traditionellen Kameradschaftsabend. Unmittelbar neben einem der 75 Meter langen Zeppeline, der während der gesamten Veranstaltungen in der Halle schwebte, genossen rund 450 Feuerwehrleute, mitgereiste Angehörige sowie Gäste aus Politik und Gesellschaft einen entspannten Abend bei einem Dreiländer-Bodenseebuffet mit Spezialitäten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Kurzweilige Unterhaltung boten dabei die Band Acoustic Affair, die Tettnanger Worthandwerkerin Ingrid Koch sowie die Betznau Boygroup.
Vortrag über „Tatsächliche und gefühlte Sicherheit“
Interessante Einblicke in Fakten, Statistiken und die menschliche Psychologie bot Professor Dr. Ortwin Renn mit seinem Vortrag über tatsächliche und gefühlte Sicherheit. Er ging unter anderem der Frage nach, warum Risiken oft falsch eingeschätzt würden. In diesem Zusammenhang ging Renn auf die Berichterstattung der Medien, die sich zunehmend auf das Außergewöhnliche und besonders dramatische fokussierten, sowie auf die Suchalgorithmen von Internet-Suchmaschinen, die sich Nutzerpräferenzen merkten, ein. Rasch könne dadurch der Eindruck entstehen Katastrophen, Kriege und Unfälle seien der überwiegende Normalzustand.
Ehre, wem Ehre gebührt
Sowohl im repräsentativen Teil der Tagesordnung am Nachmittag als auch während anderer Teile der dreitägigen Veranstaltungen fanden verschiedene Ehrungen statt. Am Freitagvormittag wurde der Leiter der Landesfeuerwehrschule, Thomas Egelhaaf, von DFV-Präsident Hartmut Ziebs mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Die beiden Betriebsleiter des Feuerwehrhotels Sankt Florian, Beate und Otto-Peter Bengel, dem Landrat des Bodenseekreises, Lothar Wölfle, sowie Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand wurde die Ehrenmedaille in Gold des Landesfeuerwehrverbandes verliehen. Dieselbe Auszeichnung in Silber erhielten der Erste Landesbeamte Joachim Kruschwitz sowie Amtsleiter Dr. Michael Bussek, beide Landratsamt Bodenseekreis. Mit der Ehrennadel in Silber wurden Kommandant Louis Laurösch sowie der Verbandsvorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Bodenseekreis, Hauptbrandmeister Günther Laur ausgezeichnet.
Den krönenden Abschluss der Ehrungen und gleichzeitig das Ende der Veranstaltung bildete die Ernennung des scheidenden Geschäftsführers Willi Dongus zum Ehrenmitglied des Landesfeuerwehrverbandes. Diese Auszeichnung löste gleichzeitig auch die eindrucksvollste Reaktion des Publikums während der gesamten drei Veranstaltungstage aus: stehende Ovationen zeugten von der außerordentlichen Beliebtheit des Geehrten bei den Feuerwehren und der Zustimmung zu dieser Ernennung. Bereits am Vormittag war auch dem langjährig engagierten Kameraden Helmut Trautwein die Ehrenmitgliedschaft verliehen worden. Trautwein hatte neben zahlreichen weiteren Sonderfunktionen zuletzt zehn Jahre lang als Landesobmann der Altersabteilungen gewirkt und im Juni sein Amt in jüngere Hände gelegt.
Die Rede von Präsident Dr. Frank Knödler finden Sie hier:
http://www.fwvbw.de/fileadmin/Downloads/Aktuelles/Bericht_Dr_Knoedler.pdf
Quelle: Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg