„Das Ausmaß an Bürokratie, das die Hilfsorganisationen bewältigen muss, steht einer erfolgreichen Werbung und Bindung ehrenamtlicher Helfer im-mer noch im Wege“, kritisierte Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), bei der Diskussion zur „Zukunft des Ehrenamtes“ auf dem DFV-Messestand auf der „Interschutz Der Rote Hahn“. Im Rahmen des 28. Deutschen Feuerwehrtages diskutierte Kröger mit Spitzenvertretern der Hilfsorganisationen sowie anderen Entscheidungsträgern im Bereich des ehrenamtlichen Engagements.
Auf der Bühne des Messestandes des DFV und seiner Partner diskutierten neben DFV-Präsident Hans-Peter Kröger der Präsident des Malteser Hilfsdienstes (MHD), Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin, der Leiter Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Frank Jörres, der stellvertretende Leiter Einsatz der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Hans-Hermann Höltje, der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastro-phenhilfe (BBK), Christoph Unger, sowie Gunnar Milberg, Vorsitzender des Ausschusses Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung (AFKzV) des Arbeitskreises V der Innenministerien.
Die Diskutanten schlossen auf dem Podium an die Diskussion an, die im Jahr 2005 während der „Interschutz“ in Hannover stattgefunden hatte. Hat sich inzwischen etwas an den Rahmenbedingungen für das Ehrenamt geändert? Wie haben die Organisationen reagiert? Was muss sich in den nächsten fünf Jahren ändern, um die Zukunftsfähigkeit des Ehrenamtes zu erhalten? Aufmerksam verfolgt von zahlreichen interessierten Messebesuchern, gingen die Vertreter der Spitzenverbände im Bevölkerungsschutz der Frage nach dem Stellenwert des ehrenamtlichen Engagements nach.
Zur Frage nach dem Bürokratieabbau appellierte Ausschussvorsitzender Milberg, die positiven Aspekte der Bürokratie nicht zu unterschätzen: „Abstimmungen untereinander sind durchaus nötig, um die Arbeit von 16 Bundesländern zu verbinden.“ MHD-Präsident von Brandenstein-Zeppelin berichtete vom Konzept des Schulsanitätsdienstes, das mit einem Minimum an Bürokratie auskommt. „Dieses Minimum muss allerdings für den ehrenamtlichen Helfer vor Ort garan-tiert werden“, erklärte er.
Ein weiterer Diskussionskomplex drehte sich um den demographischen Wandel. DFV-Präsident Kröger sah hier eine entscheidende Ursache der Problematik: Die bekannte Bevölkerungspyramide sei zu einem „gerupften Tannenbaum“ geworden. Das Eingreifen an beiden Enden sei von Nöten. „Kinder müssen früher als mit zehn Jahren in die Feuerwehr eintreten können. Ich freue mich über die Gründung der vielen Kinder- und Bambinifeuerwehren, die eine entscheidende Bindung an die Feuerwehr schaffen“, erklärte er. Zudem biete auch die Verlängerung der aktiven Dienstzeit bis zum Alter von 67 Jahren neue Perspektiven. „Wir müssen auch sehen, wie wir mit denen umgehen, die schon bei uns sind. Wenn wir die Einsatzkräfte im Alter von 40, 50 Jahren halten, haben wir keine Perso-nalprobleme mehr“, zeigte sich Milberg überzeugt.
Zur gezielten Förderung des Ehrenamtes vor Ort konstatierte Frank Jörres vom DRK: „Wir müssen an den Problemen handeln, nicht so sehr an den Strukturen!“ Durch die Verwurzelung der Feuerwehren auf lokaler Ebene sei ein direkter Kontakt gegeben, der aber gerade die lokalen Führungspersönlichkeiten in die Verpflichtung bringe, für die ehrenamtliche Tätigkeit zu werben, so Kröger. „Die Verbände können und müssen die Arbeit dieser Personen unterstützen durch Öffentlichkeitsarbeit, durch gezielte Kampagnen und vor allem durch die Anerkennung der Arbeit, die vor Ort geleistet wird“, erklärte der DFV-Präsident.
Trotz unterschiedlicher Ausgangspunkte waren sich alle Teilnehmer der Podi-umsdiskussion in einem einig: Nur durch die Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen kann eine langfristige Aufwertung des Ehrenamtes gewährleistet werden. Hans-Hermann Höltje vom DLRG stellte hier die Zusammenarbeit seines Verbandes mit dem Olympischen Sportbund in der Werbung von Migranten her-aus: „Konkurrenzverhalten ist veraltet!“. BBK-Präsident Unger forderte einen noch engeren Schulterschluss zwischen der Öffentlichen Hand und den Verbän-den, da dies die gemeinsame Aufgabe einfacher machen würde. Als erfolgreiches Beispiel nannte er hier den Ehrenamts-Förderpreis „Helfende Hand“ des Bundesministeriums des Innern, der alle Hilfsorganisationen anspricht.