Große Sorgen verursacht die seit heute gültige Verkürzung des Wehrdienstes auf sechs Monate bei Reinhold Gall. „Diese Entscheidung verursacht nicht nur massive Probleme bei den am Zivildienst beteiligten Verbänden“, kritisiert der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn, in dem über 7000 Feuerwehrleute organisiert sind. „Wir befürchten, dass sich durch die Verkürzung des Wehrdienstes auch weniger junge Männer für den Ersatzdienst bei der Freiwilligen Feuerwehr entscheiden.“ Gleiches gelte für andere Organisationen des Zivil- und Katastrophenschutzes. Der Ersatzdienst, bei dem man sich für sechs Jahre zum Dienst verpflichten muss, kann auch beim Technischen Hilfswerk, bei der DLRG, beim Roten Kreuz, bei der Johanniter-Unfall-Hilfe, beim ASB und beim Malteser Hilfedienst geleistet werden.
Reinhold Gall: „Ganz egal, ob man eine Verkürzung der Wehrpflicht im Grundsatz für richtig oder falsch hält; es kann nicht sein, dass die Auswirkungen auf die Ersatzdienste nur ein Randthema darstellen und der Bundesregierung keine Aussage zu entlocken ist, wie sie die nun eintretenden Probleme zu lösen gedenkt.“.
Die Feuerwehrleute im Kreis Heilbronn befürchten, dass junge Männer, die grundsätzlich offen für die Mitarbeit bei einer Organisation des Zivil- oder Katastrophenschutzes seien, nun doch eher den Wehrdienst antreten. „Sechs Monate sind eine sehr überschaubare Zeit“, so Reinhold Gall. „Da denken viele: „die paar Monate bekommen wir schon rum“ und denken gar nicht mehr über den Ersatzdienst nach, der mit sechs Jahren natürlich eine ganz andere Verpflichtung darstellt.“
Diesen Umstand bedauert der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes ausdrücklich: „Die Erfahrung zeigt, dass rund 90 Prozent der jungen Männern, die bei uns Ersatzdienst leisten, nach Ende der Dienstzeit freiwillig dabei bleiben, weil sie von der Bedeutung des Feuerwehrdienstes für die Gesellschaft, aber auch von der Freude und Kameradschaft, die ein solches Engagement mit sich bringt, überzeugt werden.“ Reinhold Gall befürchtet nun, dass der Freiwilligen Feuerwehr ein ganzer Rekrutierungsbereich verloren geht, wenn die Dauer des Wehrdienstes so verkürzt wird, dass über den Ersatzdienst überhaupt nicht mehr nachgedacht wird. So werden bereits jetzt nur rund ein Drittel der möglichen Freistellungsplätze in Anspruch genommen. Insgesamt stünden in den Feuerwehren des Landkreises 72 dieser Freistellungsplätze zur Verfügung.
„Wir erwarten von der Bunderegierung, dass sie die Belange der Ersatzdienste im Rahmen des Zivil- und Katastrophenschutzes ernster nimmt, als dies bisher der Fall ist“, appelliert Reinhold Gall in Richtung Berlin. „Es wäre fahrlässig, wenn durch Nachlässigkeit wichtige Bereiche des gesellschaftlichen Engagements in ihrer Existenz gefährdet werden.“