Mit Sorge betrachtet der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes (KFV) Heilbronn Reinhold Gall MdL die sich abzeichnende Entwicklung bei der Dauer des Wehrdienstes. Wie jetzt bekannt wurde, plant Verteidigungsminister zu Gutenberg den Wehrdienstes bereits ab Oktober 2010 auf sechs Monate zu verkürzen.
„Diese Politik hat nicht nur Auswirkungen auf den Zivildienst und die daran beteiligten Verbände“, kritisiert der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, in dem 7000 Feuerwehrleute organisiert sind. „Wir befürchten, dass sich durch die Verkürzung des Wehrdienstes auch weniger junge Männer für den Ersatzdienst bei der Freiwilligen Feuerwehr entscheiden.“ Das gilt natürlich in gleichem Maße auch für die anderen Organisationen des Zivil- und Katastrophenschutzes. Den Ersatzdienst, für den man sich auf sechs Jahre verpflichten muss, kann bei den Freiwilligen Feuerwehren, beim Technischen Hilfswerk, bei der DLRG, beim Deutschen Roten Kreuz, bei der Johanniter-Unfall-Hilfe, beim ASB und beim Malteser Hilfedienst geleistet werden.
Gall: „Ganz egal, ob man eine Verkürzung der Wehrpflicht im Grundsatz für richtig oder falsch hält; kann es nicht sein, dass die Auswirkungen auf die Ersatzdienste nur ein Randthema darstellen und der Bundesregierung keine Aussage zu entlocken ist, wie sie die zu erwartenden Probleme zu lösen gedenke.“ Das Vorziehen der ursprünglich für 1. Januar 2011 geplanten Verkürzung würde die betroffenen Verbände und Organisationen unter zusätzlichen massiven Zeitdruck setzen.
Die Feuerwehren im Landkreis Heilbronn befürchten, dass junge Männer, die grundsätzlich offen für die Mitarbeit bei einer Organisation des Zivil- oder Katastrophenschutzes seien, nun doch eher den Wehrdienst bevorzugen werden. „Sechs Monate sind eine sehr überschaubare Zeit“, so Gall. Viele werden sich sagen: „die paar Monate bekommen ich schon rum“ und denken gar nicht mehr über den Ersatzdienst nach, der mit sechs Jahren natürlich eine ganz andere Verpflichtung darstellt.
Diesen Umstand bedauert der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes ausdrücklich: „Die Erfahrung zeigt, dass rund 90 Prozent der jungen Männern, die bei uns Ersatzdienst leisten, nach Ende der Dienstzeit freiwillig dabei bleiben, weil sie von der Bedeutung des Feuerwehrdienstes für die Gesellschaft, aber auch von der Freude und Kameradschaft, die ein solches Engagement mit sich bringt, überzeugt werden.“ Der Kreisfeuerwehrverband befürchtet, dass den Freiwilligen Feuerwehren ein ganzer Rekrutierungsbereich verloren geht, wenn die Dauer des Wehrdienstes so weit verkürzt wird, so dass über den Ersatzdienst überhaupt nicht mehr nachgedacht wird. Bereits jetzt werden nur noch rund ein Drittel der möglichen Freistellungsplätze in Anspruch genommen. Allein bei den Feuerwehren im Landkreises stehen 72 solcher Freistellungsplätze zur Verfügung.
„Wir erwarten vom Verteidigungsminister, dass er bei der Umsetzung seiner Pläne zum Wehrdienst die Belange des Ersatzdienstes stärker beachtet, als dies bisher der Fall ist“, appelliert Gall in Richtung Berlin. „Es wäre fahrlässig, wenn durch schlampige Arbeit wichtige Bereiche des gesellschaftlichen Engagements in ihrer Existenz gefährdet werden.“