Rede von DFV-Präsident Kröger zum DJF-Delegiertentag 2007Als lebendige Organisation, die sich beständig weiterentwickelt, hat DFV-Präsident Hans-Peter Kröger die Deutsche Jugendfeuerwehr bei ihrem Delegiertentag 2007 in Wehye (Niedersachsen) hervorgehoben.
Der Wortlaut seiner Rede ist nachfolgend dokumentiert:
"Zweifellos ist die Jugendfeuerwehr eine hervorragende Investition: Für die Feuerwehren, für Städte und Gemeinden, für Bund und Länder, für die Gesellschaft insgesamt.
- Für die Feuerwehren, weil sie stabil für qualifizierten Nachwuchs sorgt.
- Für Städte und Gemeinden, weil sie damit die Gefahrenabwehr langfristig sicherstellt, aber auch, weil sie als Angebot aus dem Strauß der Jugendangebote in den Kommunen nicht mehr wegzudenken, ja vielfach der einzige Träger verbandlicher Arbeit ist.
- Für Bund und Länder, weil die Jugendfeuerwehr Engagement fördert und ihre Mitglieder an das demokratische Gemeinwesen heranführt. Aus Mädchen und Jungen werden Bürgerinnen und Bürger, die unsere Gesellschaft mittragen. Das ist eine unschätzbare Investition für uns alle.
Die Jugendfeuerwehr ist aber auch eine hervorragende Investition für junge Menschen selbst. Eine Zeitinvestition mit Zukunftsrendite, die ihr späteres Leben prägt.
Aus dem vielfältigen Freizeitspaß, aus dem Umgang mit Technik, aus dem Miteinander in der Gruppe nehmen die Mädchen und Jungen Dinge fürs Leben mit, fürs Zusammenleben, für den Beruf - Schlüsselqualifikationen wie Engagement, Hilfsbereitschaft, Teamwork, wie technisches Verständnis und Motivation, mehr zu lernen, besser zu werden, weiterzukommen.
Es reicht allerdings nicht, wenn wir selbst so von unserem „Produkt" überzeugt sind. Die Mitgliederzahlen befinden sich auf hohem Niveau, aber die stagnierende Entwicklung muss zum Nachdenken anregen. Das gilt für die Jugendfeuerwehren genauso wie für die Freiwilligen Feuerwehren.
Der Deutsche Feuerwehrverband hat bis zur Delegiertenversammlung im Mai kommenden Jahres die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehren und ihrer Verbände in den Mittelpunkt der inhaltlichen Arbeit gestellt. Um es in Anlehnung an das Motto dieser Veranstaltung auszudrücken: Sinnvolle Investitionen brauchen schlüssige Konzepte.Auch die Deutsche Jugendfeuerwehr muss sich im Rahmen ihres Auftrages und ihrer grundsätzlichen Werte immer neu definieren. Sie sollte sich auch neu erfinden, wenn dies an der Zeit ist. Dem ersten Eindruck der uniformen Nachwuchsfeuerwehr setzten Sie und Ihr, liebe Delegierte, schon immer eine Vielfalt in der Jugendarbeit entgegen, die so keine andere Jugendorganisation anbietet.
Das, was Jungen und Mädchen bei uns als Zukunftsrendite quasi nebenbei mitbekommen, nämlich Dinge fürs Leben, das wird von anderen Jugendorganisationen zunehmend gezielt in feste Angebotsform gegossen und nimmt immer mehr Raum ein:Bewerbungstraining, Weiterbildungen, Fitnessangebote, praktische Lebenshilfe. Der Jugendwart, die Jugendwartin - sie sind auch heute schon zentrale Bezugspersonen der Jugendlichen, und ihre Bedeutung als Vertrauensperson und zeitweiser Elternersatz wächst, vor allem in strukturschwachen Regionen und Stadtteilen. Sie haben nicht nur organisatorische und finanzielle, sondern auch alle konzeptionelle Unterstützung verdient, um ihr Ehrenamt verantwortungsvoll ausüben zu können, um Jugendliche für die Jugendfeuerwehr zu begeistern und um selbst Freude und Erfüllung an ihrer Tätigkeit zu haben.
Der Deutschen Jugendfeuerwehr als nationalem Dach der Jugendfeuerwehren kommt dabei eine wichtige Aufgabe zu. Und die nimmt sie auch wahr. Wenn ich daran denke, was in den vergangenen Monaten an den Start gebracht oder bereits erfolgreich abgeschlossen wurde, präsentiert sich die Deutsche Jugendfeuerwehr für mich als lebendige, sich weiterentwickelnde Organisation. Ich denke zu Beispiel an so verschiedene Dinge wie die bundesweiten Aktionstage zur Fernsehfigur „Fireman Sam" oder das Arbeitsheft und die Seminare zur besseren Integration von Mädchen.
Ich denke an das Lauffeuer-Erlebniswochenende im Freizeitpark „Fort Fun", das komplett ausgebucht ist, und an die Integrationskampagne „Unsere Welt ist bunt!"
„Unsere Welt ist bunt!" das ist eine tolle Idee, professionell und mit einem Augenzwinkern umgesetzt, gut für die Weiterentwicklung der Mitgliederstruktur und ganz nach dem Geschmack der großen Politik. Denn die Jugendfeuerwehr - ich sagte es bereits - ist ein ganz begehrter Partner, um unter Jugendlichen unsere demokratische Gesellschaft zu festigen und politischen Extremismus einzudämmen.
Bestürzende Vorfälle haben erst in den jüngsten Tagen gezeigt, wie wichtig ein klares Einstehen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus ist.
Die Integrationskampagne ist sowohl bei der Bundesfamilienministerin als auch beim Bundesinnenminister auf großes positives Interesse gestoßen. Der Bundesjugendleiter und ich haben mit Frau von der Leyen, Dr. Schäuble und Präsidenten weiterer Verbände eine Gemeinsame Erklärung gegen Rechtsextremismus unterzeichnet.
Unsere Organisation lebt von Zivilcourage, sie lebt davon, dass sie Menschen gleich welcher Hautfarbe oder Herkunft hilft, und sie sollte sich in der Zukunft auch stärker in dieser Vielfalt präsentieren.
Die Vielfalt und die Aktivitäten, mit denen sich die Deutsche Jugendfeuerwehr heute präsentiert, sind ein wichtiger Beitrag, das deutsche Feuerwehrwesen leistungsfähig zu erhalten und zukunftsfähig zu machen.
Dies passiert auf einem gesicherten finanziellen Fundament, und auch das ist eine gute Nachricht - denn der Jahresabschluss 2006 weist erstmals nach der Affäre „40 Jahre Deutsche Jugendfeuerwehr" wieder ein ausgeglichenes Ergebnis aus.
Noch ein Wort zu 2004: Die Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes hat beschlossen, auf Schadensersatzforderungen gegen Beteiligte zu verzichten. Dies ist kein Freispruch für schuldhaftes Handeln, aber es ist hoffentlich ein weiterer Schritt zur Normalisierung unserer gemeinsamen Arbeit.
Im Interesse dieser Arbeit lege ich großen Wert darauf, dass die Bundesjugendleitung baldmöglichst wieder vollzählig ist. Ich bin gerne bereit, das Präsidium zu überzeugen, für die beiden vakanten Stellvertreterpositionen bis zur nächsten regulären Wahl kommissarische Amtsträger zu ernennen. Mein Appell lautet: Bitte finden Sie einen Weg, damit wir dies auch mit Ihrem breiten Rückhalt tun können.
Dem DFV ist an einer leistungsfähigen Deutschen Jugendfeuerwehr gelegen, und das gilt für Ehrenamt und Hauptamt gleichermaßen. Umso bedauerlicher sind die bevorstehenden personellen Wechsel im Bundesjugendbüro. Die Bundesjugendleitung hat auch hier den vollen Rückhalt des Präsidiums bei der kurzfristigen Überwindung der Vakanzen.
Was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten, was die Bundesjugendleitung, der Deutsche Jugendfeuerwehrausschuss, das Jugendforum, die Fachausschüsse, die Lauffeuer-Redaktion und viele weitere engagierte Menschen bei der Deutschen Jugendfeuerwehr bewegen, das basiert auf großem Engagement, Kreativität und harter Arbeit. Dafür möchte ich allen genannten herzlich danken - auch im Namen des Deutschen Feuerwehrverbandes.
Wer Geld, wer Arbeit, wer Zeit in die Jugendfeuerwehr investiert, der investiert in die Zukunft - für andere, aber auch für sich selbst. Sie, unsere Jugendfeuerwehrwarte und Jugendwartinnen, unsere Jugendbetreuer und Betreuerinnen, unsere Führungskräfte von morgen in den Jugendausschüssen und Jugendforen, Sie und Ihr seid die Aktivposten unserer Organisation. Dafür spreche ich Ihnen und Euch meinen ganz besonderen Dank aus!
Sie und Ihr erfüllt die Idee Jugendfeuerwehr mit Leben. Sie und Ihr tragt die Idee Jugendfeuerwehr in die Zukunft.Herzlichen Dank!"