Rede von DFV-Präsident Hans-Peter Krögerbeim 6. Nationalen Paging-Kongress.
Zum zweiten Mal darf ich Sie als Schirmherr des Nationalen Paging-Kongresses hier heute Vormittag im Novotel Am Tiergarten herzlich begrüßen. Die mittlerweile sechste Veranstaltung und das große Teilnehmerinteresse zeugen davon, dass das Thema Alarmierung ein Dauerbrenner ist. Fragen und Entwicklungen rund um die Kommunikation der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben haben nach meinem Eindruck eine Sogwirkung für diesen Kongress.
Dieser Informationssog macht den Nationalen Paging-Kongress zu einem der wichtigsten Fachtreffen der BOS-Kommunikation, insbesondere für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr. Dass die Feuerwehren mit mehr als einer Million Einsatzkräfte in den Freiwilligen Feuerwehren, den Berufs- und den Werkfeuerwehren hier so gut vertreten sind, sehe ich mit Freude für unsere Organisation.
Dies kommt vor allem Ihnen, meine Damen und Herren, den Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen dieses Kongresses zugute, die sich hier Input für ihre Arbeit und neue Erkenntnisse erhoffen, die von den Erfahrungen und Ideen Anderer profitieren möchten. Herzlichen Dank für Ihr Interesse!
Dr. Gollnick von e*message und seinem Team gratuliere ich zur Auswahl der Referenten. Der Paging-Kongress spiegelt durch sie sehr trefflich wider, welche Fragen uns bei der BOS-Kommunikation und darüber hinaus in der Warnung der Bevölkerung aktuell bewegen.
Herr Gunkel, ich danke Ihnen, dass Sie als Mitarbeiter der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben über den Aufbau des neuen Netzes berichten. Ich habe den Eindruck, dass die BDBOS ihre Öffentlichkeitsarbeit intensiviert hat und möchte sie in dieser Informationsoffensive bestärken.
Die Feuerwehren, das ist der Bereich der BOS, für den ich sprechen kann, warten ungeduldig auf die Inbetriebnahme des Digitalfunknetzes. Sie haben eine Reihe von Fragen, die wohl bei weitem nicht so komplex wie Ihre Aufgaben sind, Herr Gunkel. Aber für die Arbeit im Tagesgeschäft sind diese Fragen eben wichtig. Die Feuerwehren wollen wissen:
• Wann und wie wird die Technik umgestellt und wer bezahlt das?• Wie wird der Sprechfunk in meiner Region künftig organisiert, und welche Fortbildungen sind für den Umstieg vorgesehen?• Vor allem aber: Wie werden die neuen Geräte zu bedienen sein, und welche Funktionalitäten haben sie?
Hier denke ich vor allem an die Abgabe von Statusmeldungen, an neue Möglichkeiten der Datenübertragung und natürlich an die Alarmierung - und damit schließt sich der Kreis zu unserem heutigen Kongress.
Der Deutsche Feuerwehrverband tritt für den schnellstmöglichen Aufbau des digitalen Sprech- und Datenfunks ein - abgestimmt mit den Ländern unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse. Sorgenvolle Äußerungen habe ich zur Zertifizierung der Endgeräte vernommen. Ich hoffe, dass hier nicht eine weitere Verzögerung eintritt und weise darauf hin, dass auch die Nutzer des neuen Netzes ihre Beschaffungen rechtzeitig planen können müssen. Sonst erleiden wir einen neuen zeitlichen Rückschlag.
Um Ihre Aufgabe beneide ich Sie nicht, Herr Gunkel. Sie müssen ein gewaltiges Kommunikationsnetz aufbauen und eine völlig neue Behörde dazu. Viel Glück an diesen beiden Baustellen. Ihr Erfolg wird unsere Arbeit maßgeblich beeinflussen!
Eine weitere Herausforderung für Bund und Länder - auch wenn sie nicht genauso im Medieninteresse steht - ist der Aufbau eines zuverlässigen Warnnetzes für die Bevölkerung. Auch hier ist eine Bundesbehörde besonders gefordert, und Herr Präsident Unger vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wird dazu Perspektiven aufzeigen.
Der Deutsche Feuerwehrverband hat klare Vorstellungen zur Warnung der Bevölkerung und verfolgt dieses Ziel beharrlich. Für uns kommt bei Abwägung der verfügbaren Alternativen nichts anderes in Frage, als eine Weckfunktion in Rauchwarnmeldern. Diesen Doppelnutzen an Sicherheit müssen wir flächendeckend erschließen. Sieben Länder haben sich bereits für eine gesetzlich verankerte Einbaupflicht von Rauchwarnmeldern entschieden. Die Erfahrungen zeigen, dass alle Unkenrufe und Bedenken unbegründet sind.
Die Einbaupflicht ist kein neues bürokratisches Monster, sondern sie ist ein deutliches Mehr an Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger, besonders für ältere Menschen und für Kinder! Wenn wir uns dieses Mehr an Sicherheit auch zur Warnung bei großflächigen Schadenslagen zunutze machen könnten, wären wir einen gewaltigen Schritt weiter.
Dieser gewaltige Schritt hat sich in der technischen Reife der Rauchwarnmelder bereits vollzogen: Heute sind vernetzte Geräte ebenso zu haben wie Melder mit Batterien, die zehn Jahre lang nicht mehr ausgewechselt werden müssen. Der Weckeffekt ist mit bestehenden Funksystemen umsetzbar - auch hier schließt sich wieder der Kreis zur Alarmierung von Einsatzkräften und zum Paging-Kongress.
Herr Präsident Unger, wir möchten Sie gerne weiter beim Aufbau eines modernen Warnnetzes begleiten. Ich danke Ihnen für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, die das Bundesamt hier auf der Fachebene mit dem DFV und den anderen Beteiligten pflegt.
Stillstand ist Rückschritt, das gilt bei Einzelproblemen genauso wie global strategisch. Vor einer Woche hat der Deutsche Feuerwehrverband hier in Berlin einen Zukunftskongress durchgeführt um gleichsam die Säge zu schärfen, damit die Feuerwehren auch morgen noch kraftvoll helfen können. Herr Präsident Unger und weitere Verantwortliche aus Bund und Ländern haben dort mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Lösungsansätze diskutiert und vorhandene Strategiepapiere unseres Verbandes „weitergedacht".
Wie ein roter Faden zieht sich die Anpassung an unsere Lebensverhältnisse durch die Überlegungen. Technik muss sich stärker an den Bedürfnissen der Feuerwehren und der Benutzer orientieren. Sie muss robust sein, und sie sollte nicht mit Spielereien oder komplizierten Bedienvorgängen überfrachtet sein. Der Umgang mit ihr motiviert, wenn sie denn auf einem zeitgemäßen Stand ist. In Zeiten von Handy, W LAN und Web 2.0 hinken wir gerade bei der Kommunikation noch hinterher.
Auch die Ausbildung für diese Technik ist überdenkenswert. Neue Formen wie das E-Learning müssen erschlossen werden - vielleicht schon aus Kapazitätsgründen, um ein System wie den Digitalfunk einzuführen. Aber in einer Zeit, in der fast jeder ganz selbstverständlich mit seinem Mobiltelefon, mit SMS und MMS umgeht, muss auch die Frage nach Ausbildungsinhalten erlaubt sein. Ein Teilnehmer unseres Kongresses hat es so formuliert: Muss ich wirklich noch jede Schraube am Funkgerät kennen?
Ich denke, diese Diskussion steht erst am Anfang und wird uns durch die kommenden Jahre weiter begleiten. Der Nationale Paging-Kongress ist eine hervorragende Gelegenheit, solche Diskussionen zu führen und die Ergebnisse an die Basis der Organisationen zu transportieren. Das wäre mein größter Wunsch für den heutigen Tag.
Ihnen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wünsche ich gute Erkenntnisse, anregende Gespräche und am Ende dieses Tages die Bestätigung für die alte Erkenntnis, dass Berlin immer eine Reise wert ist.