„Mut zur Zukunft“ - unter diesem Motto haben sich mehr als 200 Feuerwehrangehörige von der Jugendwartin über den Kreisausbilder bis hin zum Landesverbandsvorsitzenden zwei Tage lang in Berlin mit der zukunftsfähigen Feuerwehr beschäftigt. Zum Auftakt des Kongresses des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) gab es mehrere Impulsreferate zu Organisationsentwicklung, Engagementförderung und dem Blick über den Tellerrand.
„Ich wünsche mir, dass das hier entwickelte Zukunftsprogramm auf breiter Basis angenommen wird, und Handlungsempfehlungen auch in der Praxis umgesetzt werden“, erklärte DFV-Präsident Hans-Peter Kröger zum Abschluss.
Staatssekretärin Professor Dr. Christiane Dienel bescheinigte der Feuerwehr „eine hohe Haltekraft vor allem im ländlichen Raum. Die Modernisierung des freiwilligen Engagements muss die Antwort auf die Suche nach zeitgemäßer Traditionalität sein“, erklärte die Staatssekretärin des Sozialministeriums Sachsen-Anhalt. Insgesamt beeinflusse der soziale Wandel die Zukunft des Ehrenamtes stärker als der demographische Wandel.
Professor Dr. Wolf R. Dombrowsky äußerte sich zum Bestandserhalt sozialer Organisationen: „Nichts ist ewig. Menschen wollen jedoch einmal erfolgreiche Lösungen auf Dauer behalten und verwenden irgendwann so viel Kraft auf dieses Ziel, dass sie Einflüsse von außen nicht mehr bemerken.“ Auf der Funktionsebene sei die Feuerwehr mit einem Weltunternehmen zu vergleichen, auf der Organisationsebene allerdings ein zur Bewegungslosigkeit gezwungener Riese, legte der Leiter der Katastrophenschutzforschungsstelle der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel seine Einschätzung dar.
Zum Engagement Jugendlicher in der Feuerwehr erklärte Professor Dr. Richard Münchmeier von der Freien Universität Berlin (Bereich Erziehungswissenschaften und Psychologie): „Egoismus und Altruismus sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich. Moderne Jugendverbandsarbeit muss auch diesen scheinbaren Widerspruch bei ihrem Angebot berücksichtigen und wird dann weiter Jugendliche gewinnen.“
Den Blick über den Tellerrand in die benachbarten Niederlande lieferte Ben Jansen, Kommandant der Feuerwehr Renkum (NL). Er hob besonders zwei Aspekte des holländischen Feuerwehrwesens der Zukunft hervor: Den Trend zur Spezialisierung („Der Feuerwehrmann, der alles kann, ist Geschichte“) sowie die Zusammenlegung von Feuerwehren. „Es ist wichtig, dass hierbei die ehrenamtlichen Mitglieder die Identität ihrer Feuerwehr und den Bezug zum Wohnort bewahren können“, erklärte Jansen.
Im Mittelpunkt des Kongresses standen Workshops, in denen über die Aspekte „Menschen gewinnen und halten“, „Zukunftsfähige Strukturen und Technik“ sowie „Wege und Ziele der Verbandsarbeit“ diskutiert wurde. Durch Großgruppen-Moderation wurden hier eine übersichtliche Gesprächsführung und die Einbindung aller interessierten Personen gewährleistet. Des Weiteren boten Gesprächsrunden den Teilnehmenden Einblick in die Erwartungen von Verbänden sowie der öffentlichen Hand.
Derzeit werden die Ergebnisse des Kongresses ausgewertet; eine erste Zusammenfassung soll im Laufe der 12. Kalenderwoche unter www.dfv.org online zur Verfügung gestellt werden.