Die Feuerwehren aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn haben gestern Abschied von Hermann Jochim genommen. Der Ehrenkommandant der Neckarsulmer Feuerwehr war Anfang der Woche nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.
Der Verstorbene war von 1987 bis 2010 Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Neckarsulm, Von 1998 bis 2010 war er zudem stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn, seit 1987 stellvertretender Kreisbrandmeister.
Bei ihren Trauerreden würdigten der Neckarsulm Oberbürgermeister Joachim Scholz, der Vorsitzender des Kreisfeuerwehrbandes und Innenminister Reinhold Gall sowie der Feuerwehrkommdant der franzöischen Partnergemeinde Carmeaux das Leben und Wirken von Hermann Jochim.
Nachruf des Verbandsvorsitzenden Reinold Gall:
Der Tod, so drückte Johann Wolfgang von Goethe es aus, - der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird. Mit diesem Satz wird deutlich, was wir in diesen Tagen empfinden. Der plötzliche Tod unseres geschätzten Feuerwehrkameraden Hermann Jochim hat uns, obwohl wissend um seine Krankheit, dann doch unvermittelt getroffen und erschüttert. Mit seinem Tod verliert die Feuerwehr Neckarsulm, der Kreisfeuerwehrverband Heilbronn, der Landkreis Heilbronn, nicht nur eine Führungspersönlichkeit, einen langjährigen aktiven Mitstreiter auf Verbandsebene, einen engagierten, seit 1985 tätigen Stellvertretenden KBM und damit 6 mal vom Kreistag für dieses Amt bestellt, und eine landesweit bekannte Feuerwehrpersönlichkeit, viele von uns haben auch einen verlässlichen Kameraden, ein Vorbild und einen Freund verloren.
Vor mehr als 50 Jahren ist Hermann Jochim der Jugendfeuerwehr hier in Neckarsulm beigetreten. Und gerade dieser frühe Kontakt mit dem gleichaltrigen, gleichorientiertem, gleichinteressiertem und gleichengagiertem Feuerwehrnachwuchs, einige hiervon befinden sich unter uns, hat ihn zweifelsohne maßgeblich geprägt sein Leben lang galt sein Augenmerk der Jugendförderung und der Nachwuchsgewinnung. In diesen 5 Jahrzehnten hat Hermann eine beeindruckende Karriere bei den Floriansjüngern gemacht. Als Kommandant der Feuerwehr dieser Stadt hat er Verantwortung übernommen für die Sicherheit im Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr. Menschenleben gerettet, Bürgerinnen und Bürger vor Schaden bewahrt, Vermögenswerte geschützt, Umweltschäden verhindert und beseitigt. Als stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands die Interessen unserer Feuerwehrangehörigen vertreten und als stellv. KBM auch über die Grenzen dieser Stadt hinaus im Landkreis mit seinem Können, seinem Rat stets zu Stelle wenn Unterstützung erforderlich gewesen war. Und so werde ich auch die gemeinsamen Einsätze an seiner Seite in meiner Erinnerung bewahren, wie all die vielen kameradschaftlichen Begegnungen und natürlich das letzte gemeinsame Gespräch an seinem Krankenbett.
Landrat Detlef Piepenburg in dessen Namen ich diesen Nachruf ebenfalls spreche, wird in Erinnerung behalten, dass Hermann in Angelegenheiten des Feuerwehrwesens und des Katastrophenschutzes der Absprechpartner war, der ihn in seinem Berufsleben am längsten begleitet hat und der ihn als Verwaltungsmensch für die Feuerwehren begeistert hat und ich bin mir auch sicher, dass dies für die Vorgänger von LR Piepenburg, Herrn Czernuska und Herrn Widmaier gilt.
In jeder der genannten Funktionen und bei zahlreichen anderen Gelegenheiten ob im Einsatz, in der Ausbildung oder beim Wirken in die Gesellschaft hinein und natürlich auch im geselligen Beisammensein hat Hermann Jochim die Arbeit und das Ansehen der Feuerwehren in unserer Raumschaft geprägt, positiv und nachhaltig beeinflusst.
Derartiges Engagement findet erfreulicher Weise auch Anerkennung und so ist es kein Wunder, dass Hermann Jochim neben all der persönlichen Wertschätzung, die ihm Zeit seines Lebens entgegen gebracht wurde, mit fast allen Auszeichnungen, die die Feuerwehr in Deutschland zu vergeben hat, geehrt wurde.
(Er war unter anderem Träger des Deutschen Feuerwehrkreuzes in Silber und Gold, der Silbernen Ehrennadel der Deutschen Jugendfeuerwehr, internationaler Auszeichnungen und der Ehrennadel unseres Verbandes.)
Gekrönt werden sollte und in Anerkennung für sein Lebenswerk wollten wir ihm nun das Feuerwehr-Ehrenzeichen der Sonderstufe im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten seiner Feuerwehr überreichen. Diese äußert seltene Ehrung habe ich als Innenminister bereits schon unterschrieben und es betrübt mich, wenn ich daran denke, dass ich am letzten Wochenende noch am Schreibtisch saß, um eine Laudatio anlässlich dieser beabsichtigten Ehrung zu beginnen für eben jenen Mann, an dessen Grab wir nun stehen.
Das Leben von Hermann Jochim war bestimmt vom Einsatz für andere, das Motto der Feuerwehr RETTEN, LÖSCHEN, BERGEN, SCHÜTZEN war Leitspruch seines Lebens. Den Dienst an der Gesellschaft hat er aus tiefer Überzeugung heraus geleistet, nichts war ihm diesbezüglich zu viel und gerade deshalb hätten wir ihm noch eine lange gemeinsame Zeit mit der Familie, mit Freunden, aber auch für sich selbst gegönnt.
Und dann ist plötzlich alles zu Ende und auch wir fragen, warum es gerade einem wie Hermann nicht vergönnt war unbeschwerte Jahre in seinem beruflichen Ruhestand - in den ehrenamtlichen wollte er natürlich noch nicht treten, zu verbringen? Eine Antwort auf diese Frage werden auch wir nicht finden.
Finden aber kann man Trost und Kraft. Dir liebe Carola und den Kindern wünschen wir Trost und Kraft in den Armen der Familie und in der Gemeinschaft mit Freunden und vielleicht ist es eine zumindest kleine Stütze wenn ich dir sage, dass viele in diesen Tagen in Gedanken natürlich bei Hermann, aber auch bei dir und deinen Kindern sind.
Wir, seine Feuerwehr Neckarsulm und die Feuerwehren des Stadt- und unseres Landkreises, wie auch all die Feuerwehrangehörigen die aus dem ganzen Land heute gekommen sind, mit Landesbranddirektor Hermann Schröder an der Spitze, geben unserem Kameraden Hermann Jochim unserem Paul- heute mit schwerem Herzen das letzte Geleit. Er wird auch uns fehlen, seinen Humor werden wir vermissen, aber wir werden uns mit Stolz an sein Wirken in unseren Reihen erinnern und, wie Dietrich Bonhoeffer es gesagt hat, all das gemeinsam Erlebte wie ein kostbares Geschenk bewahren.
Lieber Hermann ruhe in Frieden