Nur sechs Kommunen im Unterland betreiben keine Jugendfeuerwehr. Das wird sich bald ändern. Vier Wehren sind dabei, eine Jugendabteilung zu gründen. „Derzeit keinen Bedarf“ melden nur Cleebronn und Eberstadt.
Der Landkreis Heilbronn nimmt in Nordwürttemberg eine Spitzenstellung ein. In keinem anderen Landkreis engagieren sich so viele Jungen und Mädchen bei der Feuerwehr. Das zeigt ein Blick in die Statistik des Regierungspräsidiums Stuttgart. 1122 Jugendliche waren im Jahr 2002 in Stadt- und Landkreis Heilbronn Mitglied einer Jugendwehr. Und: In 40 Unterland-Kommunen gibt es eine spezielle Abteilung für den Nachwuchs.
Die Karte weist derzeit nur sechs weiße Flecken aus. Nach Angaben von Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann werden die in Kirchardt, Erlenbach und Langenbrettach demnächst rot eingefärbt. Bauliche Verbesserungen an Magazinen machten das möglich. Und der Lehrensteinsfelder Kommandant Thomas Oeckler sagt auf Anfrage der Heilbronner Stimme : „Bei uns laufen konkrete Planungen. Voraussichtlich im Frühjahr 2004 könne in Lehrensteinsfeld eine Jugendfeuerwehr eingerichtet werden.“
Auch wenn vier Kommunen eine Jugendabteilung vorbereiten: In absehbarer Zeit werden zwei Lücken bleiben: Eberstadt und Cleebronn. „Ich bin zwar auch ein Verfechter der Jugendfeuerwehr“, sagt Eberstadts Bürgermeister Timo Frey, der selbst viele Jahre Brände gelöscht und Ölspuren beseitigt hat. Der Feuerwehrausschuss sei aber der Meinung, dass eine Jugendabteilung derzeit nicht notwendig ist. „Wir haben eine junge Altersstruktur und eine dicke Personaldecke“, erläutert Frey. In der gleichen „glücklichen Situation“ ist nach Angaben von Bürgermeister Thomas Vogl die Gemeinde Cleebronn. Timo Frey weist auf die schwierige finanzielle Situation der Kommunen hin. Er rechnet mit mindestens 500 Euro je Nachwuchskraft. Dem stehen 3500 Euro an Einnahmen gegenüber, die die Landesstiftung Baden-Württemberg jeder neu gegründeten Jugendwehr zur Verfügung stellt.
Mit einem Problem haben vor allem kleinere Feuerwehren zu kämpfen: Sie brauchen ausreichend Personal, das sich um den Nachwuchs kümmert, für dessen Ausbildung sorgt. „Das ist nicht einfach“, erklärt Lehrensteinsfelds Kommandant Thomas Oeckler und spricht damit Timo Frey und Thomas Vogl aus dem Herzen. Dazu kommt der zusätzliche Raumbedarf. Beispiel Cleebronn: „Unser Gerätehaus wäre ohne Umbau für eine Jugendfeuerwehr nicht geeignet“, sagt der Rathauschef. Bei allen Gegenargumenten machen Vogl und Frey klar: Sollte es in ihren Wehren zu Nachwuchsproblemen kommen, wollen sie das Thema forcieren.
Braucht wirklich jede Kommune eine Jugendfeuerwehr? Kreisbrandmeister Hansmann: „Mein Ziel ist, die Lücken zu schließen.“ Für die Sicherung des Nachwuchses und damit der Einsatzbereitschaft seien die Jugendabteilungen sehr wichtig. „Wir versuchen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen“, berichtet Hansmann und verweist auf einen Brief von Landrat Klaus Czernuska an die sechs Bürgermeister, in dem dieser für die Abteilungen wirbt. Hansmann: „Jugendfeuerwehren sind der effektivste Weg, den Stand bei den Aktiven zu halten.“
30.08.2003