Warum er bei der Kinderfeuerwehr Wimpfen ist? Da muss Hannes Müller nicht lange überlegen. "Es macht Spaß. Meine Freunde sind dabei", sagt der Elfjährige. Einmalig in ganz Baden-Württemberg war die Gruppe im Grundschulalter damals, bei der Gründung 2005. Eine Kinderfeuerwehr, das war und ist etwas Besonderes. Voraussetzung für die Teilnahme: Ein Familienmitglied, etwa Vater, Mutter oder Opa, muss im Löschtrupp sein. Denn die Nachfrage in Bad Wimpfen war enorm.
Früchte
Jetzt wechseln mit André Tomse, Hannes Müller, Alisa Speicher und Hannes Ullrich die ersten Kinder in die Jugendfeuerwehr. "Wir ernten die Früchte unserer Arbeit", sagt Reinhold Korb, Leiter der Altersabteilung, voller Großvaterstolz. Enkel André Tomse hat Einwände: "Sind wir Früchtchen?", fragt er den Opa tadelnd. Der schmunzelt: "Irgendwie schon."
Klar, ein "ungewohntes Gefühl" ist es schon, findet André, plötzlich bei den bis zu 17-Jährigen mitzumischen. Wo er doch bislang selbst zu den Großen gehörte. Alles eine Frage der Perspektive. Hannes Müller, zwei Köpfe kleiner als sein Mitstreiter, nimmt es locker. "Bei mir ist es immer so, dass andere größer sind."
Viel gelernt haben die vier in den vergangenen Jahren. Teamarbeit ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. "Die Gruppe ist harmonisch. Wenn der eine etwas nicht so gut kann, gleicht der andere das aus," sagt Philipp Dautel, der mit Christiane Fuchs die Kinderfeuerwehr leitet. Spielerisch erarbeiten sich die Jüngsten Wissen − durch "Ausschneiden, Aufkleben, Ausprobieren". Jeder kennt die Ausrüstung, kann einen Löschangriff vorbereiten − auch dank des Anhängers, den Zimmermann Dautel restauriert hat, und in dem der kleine D-Schlauch, der Verteiler, die Pumpe und das Strahlrohr verstaut sind. "Wir haben schon ein Häuschen aus Pappe angezündet, da haben sie gemerkt, dass Schnelligkeit wichtig ist, sonst bleibt nur Asche übrig", sagt der 24-Jährige.
Seine Schützlinge wissen, dass ein Feuerwehrmann organisiert sein muss, denn nur wer schnell genug angezogen ist, fährt zum Einsatz mit. Da darf kein Helm im Eck liegen und kein Hosenträger verknotet sein. Klar, richtiges Feuerlöschen liegt für den Nachwuchs noch in weiter Ferne. Trotzdem waren die Kinder mit dabei, als aus einer Maschine Öl ausgelaufen war und die Wehr anrücken musste. "Für uns war das Null, für die Kinder ein Riesenerlebnis", sagt Korb.
Sie sind mit Ernsthaftigkeit bei der Sache. "Wir nennen uns auch nicht Löschzwerge und haben keine bunten T-Shirts", sagt Gruppenleiterin Christiane Fuchs, selbst Erzieherin. "Wir betrachten das als Ausbildung für die die Kinder Schutzausrüstung bekommen − auch wenn ihnen die Latzhosen anfangs bis zur Gurgel gehen." Natürlich steht auch mal Plätzchenbacken oder Schlittenfahren auf dem Programm.
Stolz
Wer in so zartem Alter schon bei der Feuerwehr ist, genießt auch bei den Freunden einen besonderen Status. "Bei einer Alarmübung an der Ludwig-Frohnhäuser-Schule haben unsere Jungs und Mädchen eine stolze Brust gemacht, nach dem Motto ‚kennen wir alles’", sagt Kommandant Martin Ramsperger. Einst hat der 49-Jährige selbst seinen 14. Geburtstag herbeigesehnt. Damit er endlich Mitglied der Jugendfeuerwehr werden durfte.
Bild: "Tschüss Kinderfeuerwehr" heißt es für Alisa Speicher, Hannes Müller, André Tomse und Hannes Ullrich (nicht im Bild). (Foto: Petra Müller-Kromer)