Leise rieseln die Tannennadeln auf den Wohnzimmerteppich. Doch bevor es noch dazu kommen kann, dass die stechenden Gesellen in größeren Geschwadern den guten Perser oder Berber attackieren, sind sie in der Regel auch schon zur Stelle, die engagierten Abholer der Weihnachtsbäume. Wie überall im Kraichgau lagen Letztere am Samstag auch in Mühlbach beinahe vor jeder Haustür. Endstation: der Richener Häckselplatz.
Viel Arbeit wartete also wieder einmal auf die Helfer aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr Mühlbach. Mit drei Traktoren samt Anhängern waren sie seit morgens um 9 Uhr unterwegs und wollten am frühen Nachmittag mit ihrer Arbeit unbedingt fertig sein. Denn dann warteten heiße Würstchen und Getränke auf die engagierten Sammler, und das wollte sich niemand entgehen lassen.
Mit der Baumschere Besonders für den Nachwuchs aus der Jungfeuerwehr sei die jährliche Aktion eine Riesengaudi, erzählte Kommandant Bernd Reimold. Simon Kreß, elf Jahre alt, war schon zum zweiten Mal dabei und wusste mittlerweile ganz genau, wie er die stechenden Nadelbiester anzupacken hatte. In jeder der drei Sammelgruppen in Mühlbach steuerte einer der aktiven Feuerwehrleute den Schlepper, während die jungen Helfer nebenhersprangen und bei jedem Stopp ihren Kollegen hinten auf den Anhängern die Bäume nach oben reichten. Dort ging es ihnen mit der Baumschere sogleich an den Kragen, schließlich mussten sie von ihren sperrigen Ästen befreit werden, so dass möglichst viele dicht an dicht im Hänger Platz fanden.
Nils Friedrich, elf Jahre alt, ist erst seit vergangenen Donnerstag überhaupt bei der Mühlbacher Feuerwehr und staunte nicht schlecht, wie zügig und routiniert hier gearbeitet wird. Einer, der dafür sorgte, dass alles reibungslos über die Bühne ging, ist Lukas Reimold. Der 18-Jährige gehört bereits zu den Aktiven und steuerte den Traktor. Hinten auf dem Hänger ließ sich eines der wenigen Mädchen, Larissa Diefenbacher, den Morgenwind um die Nase pfeifen. „Man kommt gar nicht zum Frieren, weil man immer in Bewegung ist”, sagte sie lachend. Gute Laune scheint Trumpf unter den Helfern zu sein.
Der Spaß an der gemeinsamen Aktion ist auch der Lohn für ihre Anstrengung. Die Vereinskasse können die Abräumer durch die Sammelaktion nicht nennenswert auffüllen, so Kommandant Bernd Reimold. „Vereinzelt hängen zwar kleine Geldspenden an den Tannen und Fichten. Aber die reichen in der Regel gerade dazu aus, um den gemeinsamen Imbiss zu finanzieren.“ Und weil die Mühlbacher genau wissen, dass hier auch Kinder und Jugendliche im Einsatz sind, kommt wohl auch kaum einer auf den Gedanken, als Lohn etwas Alkoholisches neben die Bäume zu stellen. Hier und da öffnete sich dennoch eine Haustür, als sich der knatternde Traktor näherte. Ob es sehr kalt sei auf dem Hänger, wollte eine besorgte Mühlbacherin wissen. Doch zum guten Glück begleiteten laue Wintertemperaturen in diesem Jahr den Zug. „Da gab es schon ganz andere Samstage im Januar“, so die Antwort.
Bild: Nadlige Fracht für den Häckselplatz: Die Mitglieder der Jungfeuerwehr sind am Wochenende in Mühlbach schwer am Schaffen gewesen. (Foto: Susanne Walter)