Tag der Katastrophen in Bad Wimpfen: Verkehrsunfall im Tal, Wohnhausbrand am Berg, schwerer Arbeitsunfall. Am Samstag wurde der Jugendwehr rund um die Uhr ein anstrengendes Übungsszenario geboten.
Ein Stahlbetonträger hat einen Arbeiter unter sich begraben. Alarm im Feuerwehrmagazin. Nicht die Profis eilen aus dem Magazin. Heute ist die Jugendwehr gefordert. Kommandant Reinhold Korb macht die einspurige Baustelle am Berg mit Martinshorn und Blaulicht frei fürs Löschfahrzeug und die Drehleiter.
Auf einem Lagerplatz bei der Friesinger Mühle liegt der Verletzte - eine Puppe. Sascha Kohler und Christiane Ott sind beide Jugendfeuerwehrwart. Sie geben ihrem Team klare Anweisungen. Alena Dziedzitz fühlt den Puls. Die Zehnjährige klopft der Puppe beruhigend auf die Schulter. „Sonst kriegt der die Panik oder wird sogar ohnmächtig“, erklärt Jasmin Herold. Die 16-Jährige nimmt ihren Helm ab, setzt ihn der Puppe auf, damit der „Verletzte“ bei der Rettung geschützt ist.
Ein Hebekissen wird unter den Träger geschoben und mit der Pressluftflasche aufgeblasen. Marvin Edelburg (15) und Fabian Simon (14) wuchten kräftig mit. Das etwa eine Tonne schwere Teil hebt sich.
Bürgermeister Claus Brechter beobachtet fasziniert, wie präzise die jungen Helfer ans Werk gehen. „Es ist wichtig, den Jugendlichen das Einsatzgerät nicht nur zu zeigen, sondern sie zu fordern.“ Wimpfens Aktion ist bislang einmalig im Stadt- und Landkreis und hier ein Beispiel für die 45 Jugendwehren mit 1249 Jugendlichen. Brechter ist überzeugt: „Der Jugendfeuerwehrtag wirkt lange nach.“
Die 14 Wimpfener Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren kommen nicht zur Ruhe. Fahrzeugkunde und -pflege, Unterweisung in Erster Hilfe - und schon wieder Einsatz: Ein Brandmelder löst Alarm im Gesundheitszentrum aus. Dann brennt ein Gartenhaus. Eine Ölspur ist mit Spezialpulver abzubinden.
Um 17 Uhr sind Kinder und Erwachsene in einer qualmenden Wohnung eingeschlossen. Der Atemschutz mit der 15 Kilo schweren Sauerstoffflasche ist ein zu hohes Gewicht für die Kids. Daher haben die Jugendleiter Attrappen gebastelt. Kaum Platz hat in der engen Gasse die Drehleiter. Fahrzeuge im Wert von einer Million Euro kommen zum Einsatz - klar dass die Schlüsselaufgaben von den Profis der aktiven Wehr besetzt sind.
DRK-Gruppenführer Thorsten Ruf hat 36 Jugendliche von 8 bis 16 Jahren unter seinen Fittichen. Sechs Retter hat er dabei, die von der Jugendwehr Personen mit Rauchvergiftung zur Erstversorgung mit Sauerstoff übernehmen, Brandwunden behandeln und Verbände anlegen.
Kaum ist danach die Einsatzkritik im Magazin vorbei, nimmt Sandra Altrieth, angeleitet vom Aktiven Mark Müller, im Funkraum den nächsten Notruf entgegen. So geht's die ganze Nacht. Ein Löscheinsatz um 21.30 Uhr, Verkehrsunfall um 22.11, Personensuche am nächsten Morgen um 7 Uhr. Jill Hauck (14) zweifelt trotzdem nicht, später auch bei der aktiven Wehr zu bleiben. „Die ganze Truppe ist nett und die Einsätze sind richtig spannend.“