"Bei uns geht's ab! - Jugendfeuerwehr" Diesen Werbeslogan der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg will die Freiwillige Feuerwehr Siegelsbach am kommenden Sonntag auch in ihrer Gemeinde in die Praxis umsetzen. Im Rahmen eines "Tages der offenen Tür" soll um 14 Uhr die Gründung einer eigenen Jugendabteilung vollzogen und so der Startschuss für die Jugendfeuerwehr in der Kraichgau-Gemeinde gesetzt werden.
Bisher zählt die Krauchgau-Gemeinde zu den wenigen "weißen Flecken" auf der Landkreiskarte ohne eigene Nachwuchswehr. Aber Siegelsbach wollte dabei nicht - wie bei Asterix und Obelix - das "letzte gallische Dorf" im Landkreis Heilbronn sein. Außerdem hatte Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann während der letzten Jahreshauptversammlung in einigen Bereichen seiner Ansprache wohl eindeutige Worte gefunden. Diese haben dazu geführt, dass in Sachen Jugendfeuerwehr "ein deutlicher Ruck durch den Gemeinderat und die Feuerwehr" gegangen sei, wie Bürgermeister Kremsler bestätigte.
Der Entschluss, eine Jugendfeuerwehr zu gründen sei jedoch ursächlich nicht von akut drückenden Nachwuchssorgen ausgegangen, so Kremsler. Mit über 20 aktiven Feuerwehrangehörigen kann sich die Mannschaftsstärke von Siegelsbach im Hinblick auf die Gemeindegröße und im Vergleich zu anderen Kommunen durchaus sehen lassen, wenn auch die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte einige Probleme bereitet. Aber dies ist ein bekanntes, landesweites Problem. Deshalb habe man zur Sicherung der Tagesalarmbereitschaft auch intern einige Maßnahmen ergriffen: So werden künftige Bauhofmitarbeiter bei der Einstellung verpflichtet, Dienst in der Feuerwehr zu leisten. Auch habe man einen im Ort beschäftigten Feuerwehrangehörigen, der in einer anderen Gemeinde wohnt, zur Mitarbeit in der Siegelsbacher Feuerwehr bewegen können. "Der junge Mann ist ausgebildeter Gruppenführer, hat einen Funkmeldeempfänger von seiner Heimatwehr sowie von Siegelsbach und übt bei uns schon fleißig mit", freute sich Kremsler.
So legitim die Sorge um den Nachwuchs für jede Mitgliederorganisation ist, für die Jugendorganisation der Feuerwehren genügt es nicht, die Jugendlichen ausschließlich für deren Belange heranzubilden. Einmal gehen deren Aufgaben und Ziele in der Regel über das Verständnis- und Leistungsvermögen der jungen Menschen hinaus. Zum anderen genügt eine derart einseitige Ausrichtung nicht den Wünschen und Bedürfnissen der Jugendlichen.Die Jugendfeuerwehr ist nach ihrem eigenen Selbstverständnis zum einen eine Jugendgruppe mit einer beliebigen Anzahl von Mitgliedern und einer selbstgewählten Führungsspitze, dem Jugendgruppenleiter. Er ist für die jugendpflegerische Arbeit in der Jugendfeuerwehr verantwortlich.
Zum anderen besteht sie aus einer oder mehreren Löschgruppen mit der festgelegten Zahl von Mitgliedern und einem vom Leiter der Feuerwehr bestellten Jugendfeuerwehrwart, der für die feuerwehrtechnische Ausbildung der Jugendfeuerwehr verantwortlich ist und der zugleich Aufgaben der Betreuung, Beratung und Aufsicht übernimmt.
Die Jugendfeuerwehr bereibt also als ein Teil der Freiwilligen Feuerwehr Feuerwehrausbildung in der Form der Löschgruppe und als Hort der Jugendpflege freie Jugendarbeit in der Form der Jugendgruppe. Dieser organisatorische Aufbau ist die wesentliche Voraussetzung zur Erfüllung beider Ziele der Jugendfeuerwehr: Nachwuchs für die Freiwillige Feuerwehr heranzuziehen und zugleich jugendpolitische Bildungsarbeit an den Jugendlichen zu leisten.Immerhin sind die Jugendfeuerwehrabteilungen in den einzelnen Gemeindefeuerwehren seit Jahren mit über 70 Prozent der wichtigste "Nachwuchslieferant", damit die aktiven Feuerwehrabteilungen auch in Zukunft dem Schutzbedürfnis der Bevölkerung mit einer ausreichenden und adäquaten Personalausstattung entsprechend Rechnung tragen können. Daher ist eine erfolgreiche und aktive Jugendarbeit mit Sicherheit auch in Siegelsbach immer noch der beste Garant für die Sicherung des späteren Feuerwehrnachwuchses sowie der Einsatzbereitschaft der Gemeindefeuerwehr.
Drei bis vier Verantwortliche stehen in Siegelsbach nach der Gründung für die Jugendarbeit zur Verfügung. "Junge, motivierte Feuerwehrangehörige", wie Bürgermeister Kremsler betont, "die sich ihrer Aufgabe und besonderen Verantwortung durchaus bewusst sind." Außerdem stehe bereits das Grundgerüst für die Organisation der Jugendabteilung und des Dienstbetriebes, nachdem der Bürgermeister den Gemeinderat im Anschluss an eine Feuerwehrausschusssitzung über die finanziellen Auswirkungen informiert hatte. "Das Gremium stand sofort hinter der Idee und zeigte sich der Gründung einer Jugendfeuerwehr sehr aufgeschlossen", so Uli Kremsler weiter.Besonders positiv wertete Kremsler die Tatsache, dass sich nach Bekanntmachung über den Aufbau einer Jugendfeuerwehr in Siegelsbach schon zahlreiche interessierte Bewerber für die Jugendfeuerwehr zwischen zwölf und fünfzehn Jahren entweder bei der Feuerwehr direkt oder im Rathaus meldeten und dies auch noch weiterhin tun können. Außerordentlich entzückt war Bürgermeister Kremsler am Montag letzter Woche, als sich am Nachmittag gleich ?vier auf einen Streich? zur Jugendfeuerwehr bei der Gemeindeverwaltung angemeldet haben.
Dass der positive Verlauf der diesjährigen Hauptübung ihren Beitrag zur Nachwuchsgewinnung geleistet hat, ist sich Kremsler sicher. "Auch die zwei Verletztendarsteller haben sich anschließend spontan bereit erklärt, in der Jugendfeuerwehr mitzuwirken," freute sich der Bürgermeister und er hofft: "Vielleicht haben wir ja bei der Gründungsveranstaltung am Sonntag sechs bis acht Jugendliche, die den Grundstein legen - das wäre ein guter Anfang."
Übrigens: Mädchen haben sich bisher noch nicht gemeldet…