Der Feuerwehr-Nachwuchs lernt bei den Übungsabenden, wie die Ausrüstung für das Löschen und einfache Technische Hilfeleistung gehandhabt wird. Jugendarbeit ist wichtig, um den Nachschub für die Aktiven sicherzustellen.
„Wir stellen uns vor, dass ein Baum brennt, und sich eine Katze auf dem Dach befindet.“ Das ist das Szenario, das Marius Weiss, Jugendwart der Freiwilligen Feuerwehr Nordheim, vorgibt. Er teilt das Dutzend Mädchen und Jungen in den orange-blauen Uniformen in Angriffs-, Wasser- und Schlauchtrupp sowie drei Beobachter ein. Dann heißt es erst einmal Aufstellung nehmen hinter dem Gruppenführer aus den Reihen der Aktiven. Nach vielen Monaten des Lockdown ist der Übungsbetrieb beim Nachwuchs im Juni wieder angelaufen.
Wasserversorgung muss aufgebaut werden
An diesem Abend geht es mit Löschgruppenfahrzeug, Gerätewagen Transport und Mannschaftstransportwagen vom Feuerwehrhaus in Nordheim nach Nordhausen zur Grundschule. Im Fahrzeug und bei der Übung muss immer noch Maske getragen werden. „Wisst ihr, was zu tun ist?“, fragt Weiss in die Runde der Zwölf- bis 17-Jährigen. Beim letzten Treffen haben sie ein Standrohr auf einen Hydranten gesetzt. Das ist auch diesmal zu tun, damit Wasser durch die aufgebaute Schlauchleitung fließt.
Der „brennende“ Baum wird mit reichlich Wasser getränkt. Männer aus dem Betreuerteam haben die Leiter vom Löschgruppenfahrzeug geholt. Die wäre für den Nachwuchstrupp zu schwer zu tragen. Angelehnt an die Hauswand, kann es an die vermeintliche Tierrettung gehen. „Ohne Jugendfeuerwehr funktioniert selten eine Feuerwehr“, meint Timo Kraft, Jugendfeuerwehrwart im Kreisfeuerwehrverband Heilbronn. Die Übergangsquote zu den Aktiven liege bei 80 Prozent. Deswegen sei die Jugendarbeit so wichtig.
Nach dem Lockdown ist Werbung nötig
„Es fehlt die Übung“, meint Weiss nach der langen Zwangspause. „Es ist schwierig für alle“, bestätigt sein Stellvertreter Jonas Naujoks. Begrifflichkeiten und Handfertigkeiten seien verloren gegangen, auch bei den Aktiven. „Wir fangen bei null an“, stellt Timo Kraft fest. Manche Jugendfeuerwehren hätten während des Lockdown Online-Angebote gemacht. Die Teilnahme sei gering gewesen. Das wundert ihn nicht, die Schüler hätten ja schon den Unterricht am PC verbracht.
„Wir haben Abgänge, aber nicht in großer Stückzahl“, sagt Kevin Ortius, ebenfalls stellvertretender Jugendwart, zu den Auswirkungen des Lockdown. Von den 17 gemeldeten Mitgliedern kämen derzeit zwölf regelmäßig. „Wir müssen wieder Werbung machen“, ergänzt Ortius.
Ein Hobby fürs Leben
Philip ist seit zwei Jahren dabei. Mit seinen fast 18 Jahren trägt er bereits die Einsatzkleidung der Aktiven. Er wartet auf einen Platz für die Grundausbildung. „Die Feuerwehr hat Zukunft“, sagt Philip. Für ihn ist sie ein Hobby fürs Leben. „Man kann etwas bewirken. Leben retten und anderen Menschen helfen.“ Dafür investiert er gerne viel Zeit. Atemschutzgeräteträger möchte er werden.
Auch für Amelie steht fest, dass sie einmal zu den Aktiven wechseln wird. Jetzt ist sie 16 und seit vier Jahren Mitglied in Nordheim. Das Löschen zu üben, das ganze Drumherum, das Zusammensein mit anderen Jugendlichen und den Betreuern, das gefällt ihr. Ortius ist stolz auf einen großen Stamm an Betreuern, der den Jugendleiterlehrgang abgeschlossen hat. „Ich bin auf Probe gekommen und geblieben“, erzählt der 14-jährige Liam. Die Feuerwehr habe ihn schon immer interessiert. Hier könne man Freunde finden. Hilfsbereitschaft und gegenseitiges Vertrauen könne man in der Feuerwehr lernen, sagt Ortius. „Die Kameradschaft ist gut“, betont Weiss.
Wenn die coronabedingten Einschränkungen fallen, dann kann der Nachwuchs auch wieder im Jugendraum des Feuerwehrhauses Billard, Tischfußball und Darts spielen. Auch die anderen Freizeitangebote jenseits der feuerwehrtechnischen Grundlagen, wie gemeinsames Kochen und Spiele, sind wieder möglich. „Wir sind relativ spontan“, antwortet der Nordheimer Jugendwart auf die Frage, ob das Zeltlager in den Sommerferien denn in diesem Jahr stattfinden kann.
Zahl der Mitglieder
Bis auf Eberstadt haben alle Freiwilligen Feuerwehren in Stadt- und Landkreis Heilbronn auch eine Jugendfeuerwehr. Zudem gibt es 18 Kindergruppen. Ende 2020 wurden 1329 Mitglieder in den Jugendfeuerwehren gezählt, 112 davon waren es im Stadtkreis. Die jährliche Pauschale vom Land beträgt 40 Euro pro Kopf.
„Bei uns entstehen keine Kosten“, sagt der Nordheimer Jugendwart Marius Weiss. Die Uniform werde komplett gestellt, und selbst bei Ausflügen müsse nur ein kleiner Eigenanteil getragen werden. Jugendfeuerwehren sind in das Gemeinschaftsleben eingebettet. So macht der Nachwuchs in Nordheim beim Landschaftspflegetag, beim Parkfest oder bei der Christbaumsammelaktion mit.