Die Jugendfeuerwehr Ilsfeld zusammen mit der Kindergruppe beteiligte sich am 18. November 2023 beim gemeinsamen Kooperationsprojekt „Hier wächst Zukunft“ der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg und der Landesforstverwaltung. Die Gemeinde Ilsfeld besitzt rund 290 ha Waldfläche, da bot es sich im Rahmen der Kampagne „Das Blatt wenden“ an, einen Beitrag für den örtlichen Wald zu leisten. Der Jugendfeuerwehrwart Luca Mahle und sein Stellvertreter Steffen Waglöhner waren sich schon Anfang 2023 einig, auch mit der Jugendfeuerwehr Ilsfeld an diesem Kooperationsprojekt teilzunehmen. Zusammen mit dem Kommandant Steffen Heber und der zuständigen Försterin Maike Muth wurde ein passender Termin im November gefunden.
Im Walddistrikt Durstlich traf man sich um 9:30 Uhr am Dachsweg. Maike Muth und Jörn Hartmann vom Kreisforstamt Heilbronn begrüßten die 20 Kinder und Jugendlichen der Jugendfeuerwehr Ilsfeld mit ihren 8 Jugendgruppenleiterinnen und -leitern im Ilsfelder Wald. Auch Timo Kraft als Kreisjugendfeuerwehrwart des Landkreises Heilbronn sowie gleichzeitig stellvertretender Landesjugendleiter war mit dabei und konnte beim Bäume pflanzen unterstützen. Auf einer Fläche von rund 11.000 Quadratmetern mussten Fichten auf Grund von Borkenkäferbefall gefällt werden. In den Jahren 2016 bis 2021 wurden auf dieser Fläche im Rahmen der Wiederaufforstung 1.874 neue Baumarten eingepflanzt. Darunter Trauben- und Roteiche, Weißtanne, Sommerlinde und Kirsche. Da die Jungpflanzen als besonders schmackhaft von Rehen angesehen werden, müssen sie mit einem sogenannten Verbissschutz geschützt werden. Mit einem weitmaschigen Wuchsgitter werden insbesondere die Nadelbäume geschützt. Die Laubbäume dagegen mit sogenannten Wuchshüllen. Wenn die Bäume eine gewisse Größe und ein gewisses Alter erreicht haben, kann dieser Verbissschutz wieder entfernt werden. Vor dieser Aufgabe standen unsere Kinder und Jugendlichen an diesem Samstagvormittag.
Die Wuchsgitter aus Kunststoff hatten nach gut sechs bis sieben Jahren ihren Dienst getan und mussten nun fachgerecht entsorgt werden. Bei diesem Projekt war Teamarbeit gefragt, jeder musste mit anpacken. Je nach Alter gab es unterschiedliche Aufgaben. Mit Scheren mussten die Wuchsgitter aufgeschnitten werden. Der Plastikmüll wurde eingesammelt und auf einem extra vom Bauhof bereitgestellten Anhänger zur Entsorgung gelagert. Natürlich hatte es Mitte November vor unserem Aktionstag fast täglich geregnet. Zum Glück blieb der Samstagvormittag trocken und die Sonne drang immer mal wieder durch die Baumwipfel hindurch. Dennoch war der Waldboden extrem nass, was für den Wald seht gut ist, für unsere Arbeit aber erschwerend hinzukam. Die Befestigung der Wuchsgitter und Wuchshüllen erfolgt mit Metall- oder Holzstäben. Diese mussten als aller erstes entfernt werden. Um diese aus dem Erdreich zu ziehen war teilweise sehr viel Kraft vonnöten, weswegen dies eher die Aufgabe der Großen war.
Von den über 1.800 neu gepflanzten Setzlingen wächst natürlich nicht jeder Baum erfolgreich an. Frau Muth hatte im Vorfeld der Aktion diejenigen Stellen mit roter Sprühfarbe markiert, an welchen eine Wiederholungspflanzung vorgenommen werden musste. Es zeigte sich mal wieder, dass die unterschiedlichen Einrichtungen der Gemeinde Ilsfeld perfekt zusammenarbeitet. Die neuen Eichenwildlinge kamen vom Waldkindergarten der Gemeinde. Dort wurden die Jungpflanzen in der Woche zuvor von den Kindergartenkindern ausgegraben und für den Aktionstag der Jugendfeuerwehr entsprechend gelagert. Die Kinder und Jugendlichen der Jugendfeuerwehr konnten somit ihren eigenen Eichenbaum im Ilsfelder Wald einpflanzen. Die seitherigen Wuchshüllen waren zum Großteil beschädigt und mussten durch neue Wuchshüllen ersetzt werden. Jedoch wurde hierbei eine innovative und umweltfreundlichere Technologie eingesetzt.
Die in Ilsfeld ansässige Firma TECNARO zählt zu den Pionieren und heutigen Technologieführern der globalen Biokunststoffbranche. Sie arbeiten zusammen mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und dem Hohenstein Institut in Bönnigheim mit dem Ziel, 100% mikroplastikfreie, also vollständig biologisch abbaubare Bio-Wuchshüllen, zu entwickeln. Das gemeinsame Unternehmen, die ARBOTRADE GmbH, ein Zusammenschluss von TECNARO und Joma-Polytec, übernimmt den Vertrieb der Bio-Wuchshüllen. Die ersten Prototypen wurden bereits in einem anderen Wiederaufforstungsgebiet im Ilsfelder Wald erfolgreich eingesetzt. Diese Bio-Wuchshüllen werden unter den vorherrschenden Waldbedingungen an Ort und Stelle von Mikroorganismen vollständig verstoffwechselt. Selbst die zur Befestigung notwendigen Kabelbinder wurden aus Bio-Kunststoff hergestellt.
Wer arbeitet benötigt zwischendurch auch eine Stärkung. Bürgermeister Bernd Bordon brachte hierzu frische Brezeln vorbei. Försterin Maike Muth hatte extra für die Kinder und Jugendlichen Rosinenbrötchen gebacken und selbstgemachte Brombeermarmelade aus Brombeeren des Ilsfelder Waldes mitgebracht. Nach dieser kleinen Stärkung konnten alle wieder tatkräftig mit anpacken. Der zweite stellvertretenden Landesjugendleiter Oliver Semmler kam auch noch zu einem kurzen Besuch bei uns vorbei. Er unterstütze die Jugendlichen beim Entfernen der Wuchshüllen.
Nach dreieinhalb Stunden im Wald machten sich alle wieder – mehr oder weniger dreckig – auf den Rückweg ins Ilsfelder Feuerwehrhaus. Nachdem alle Schuhe geputzt waren, warteten auch schon die warmen Maultaschen auf alle Helfer. Im Anschluss wurden die Fahrzeuge und die Fahrzeughalle noch geputzt. Nach dieser erfolgreichen Aktion hatte sich jeder nun ein ruhiges Wochenende verdient. Für die aktiven Kameraden war es jedoch nur eine kurze Verschnaufpause, da bereits um 17:02 Uhr schon der nächste Einsatz über die Leitstelle alarmiert wurde.