Puh, das war ein ganz schön anstrengender Morgen. Erstaunlich, wie solche Felsbänder, die nach der Flurbereinigung am Zweifelberg kilometerweise entstanden sind, zuwachsen können. „Wir generieren hier wieder Sonnenflächen für Eidechsen“, erklärt Anja Mannsperger, Jugendfeuerwehrwartin bei der Freiwilligen Feuerwehr Brackenheim. Und richtig, überall raschelt es, flitzen die Minidrachen übers Gestein und genießen den strahlenden Sonnenschein.
Quadratmeter um Quadratmeter haben Mannsperger und ihre drei Helfer von Brombeeren und Gestrüpp befreit, jetzt sind sie froh um die angesetzte Mittagspause an der Neipperger Gemeindehalle. Dort treffen sie auch auf die weiteren 50 Ehrenamtlichen, die an diesem Samstag mit Scheren ausgerüstet unterwegs sind. Alle gemeinsam engagieren sich beim Landschaftspflegetag, den die Stadt gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband für den Landkreis Heilbronn zum zweiten Mal durchführt.
Acht Tage pro Jahr Seit viereinhalb Jahren gibt es den Verband, der sich vor allem um Flächen kümmert, die landwirtschaftlich nicht mehr interessant sind, erklärt Geschäftsführer Klaus Ogger. Die meisten Maßnahmen laufen gegen Bezahlung, doch dann kam Ogger auf die Idee, auch Ehrenamtliche in die Arbeit einzubeziehen. „Vor drei Jahren habe ich den ersten Landschaftspflegetag in Widdern durchgeführt, inzwischen gibt es sechs bis acht pro Jahr.“ Um alles zu erledigen, sei das natürlich immer noch zu wenig, allein in Neipperg könnte man jährlich sechs solcher Tage durchführen. „Aber die Leute bekommen dadurch ein anderes Verhältnis zur Landschaft. Sie lernen, dass man sie auch pflegen muss.“
Ogger klärt auch auf, dass nicht alles Zugewachsene gut ist, bloß weil es natürlich ist. Ökologisch gesehen seien halb offene Flächen viel interessanter. Nur so könnten sich verschiedene Arten entwickeln.
Viele der beteiligten Helfer engagieren sich auch sonst für die Landschaftspflege. Der Nabu etwa, der BUND oder auch der Albverein, der bereits kurz nach der Flurbereinigung die Patenschaft für eine gut zwei Hektar große Fläche übernommen hat.
Rosen und Unkraut „Wir lassen die Rosen stehen und entfernen das Unkraut“, erklärt Mitglied Irma Baum. Die Brackenheimerin arbeitet auch sonst gerne im Garten und will ihren Vorstand nicht alleine lassen. „Wenn das Wetter so schön ist wie heute und die Leute zusammen schaffen, ist das einfach schön“, meint sie.
Der Obst- und Gartenbauverein Brackenheim werkelt heute in seinem natürlichen Umfeld. Über 50 Obstbäume haben die im Schnitt über 70-Jährigen auf Streuobstwiesen zurückgeschnitten. „Wenn da lange nichts gemacht wurde, muss erstmal ein Grundschnitt her, bei anderen sind es Pflegeschnitte“, erklärt Vorstand Reinhold Schmid.
Die vierte Gruppe kam vom Bauernverband und befreite eine Wasserstaffel mit daneben liegendem Biotop von unnötigem Bewuchs. „Damit die Kleintiere wieder Licht und Luft haben“, so Vorsitzender Albrecht Döber. Sicher hätte man auch im eigenen Betrieb was zu tun, aber „eine Hand wäscht die andere. Wir wollen ja auch mal was von der Stadt“. Diese Einstellung freut Ordnungsamtsleiter Reiner Kriegel. „Wir sind dankbar, wenn wir ehrenamtliche Kräfte mobilisieren können, die uns bei der Landschaftspflege helfen.“ Zu tun gebe es immer etwas. „Fertig ist man da nie.“
Bild: „Die Leute bekommen dadurch ein anderes Verhältnis zur Landschaft.“ - Klaus Ogger (Foto: Stefanie Pfäffle)