Mullbinden, Gummihandschuhe, Pflaster. Der Inhalt eines Verbandskastens ist auf dem Tisch ausgebreitet. Ein Dutzend Kinder sitzt im Kreis darum herum und ruft laut durcheinander: \"Warum sind die Handschuhe innen staubig?\" \"Was ist eine Mullbinde?\" Es ist Mittwochabend, und seit einigen Wochen trifft sich in den Räumen der Jugend auf dem Schulhofgelände auch die Kinderfeuerwehr. Leiterin und Gründerin Rita Petrella beantwortet geduldig die Fragen der Kinder.
Erste Hilfe steht heute auf dem Dienstplan, der alle zwei Wochen neue Aufgaben und Inhalte für die Sechs- bis Zehnjährigen bereithält. \"Im Sommer dürfen sie beim Löschangriff üben, wie man mit dem Feuerwehrschlauch spritzt\", sagt Petrella, die Frau von Bürgermeister Wolfgang Rapp. Auch Verkehrserziehung und \"gefährliche Flüssigkeiten\" stehen auf dem Programm.
Erzieherin Petrella faltet eine goldene Folie auseinander: \"Das ist eine Rettungsdecke. Weiß jemand, wofür man die braucht?\" \"Wenn ein Mensch in einer Lawine ist, kann man ihn in die Decke wickeln, damit er nicht erfriert\", meint David. \"Fast richtig\", sagt Petrella, die Feuerwehrfrau in Ellhofen ist. Sie erklärt den Kindern, dass die Decke auch bei weniger kalten Temperaturen sehr nützlich sein kann.
Memory Bei einem Memory müssen die Kinder verschiedene Bilder den Begriffen zuordnen Pflaster zu Pflaster, Schere zu Schere. Danach geht es zum praktischen Teil. Jedes Kind bekommt ein Pflaster, das es seinem Partner um den Finger binden soll. \"Die Erste Hilfe beginnt schon, wenn man sich in den Finger schneidet\", erfahren die Kinder von Petrella. Antonia Lauer (7) und Thomas Schega (7) finden die Übung lustig und können nicht aufhören, zu kichern. \"Das macht heute besonders Spaß\", sagt Miriana Weller. Die Sechsjährige ist mit ihrer Schwester Marie (8) gekommen. \"Die Regeln, die wir letzte Woche aufgestellt haben, haben mir bis jetzt am besten gefallen\", meint dagegen Finn Schuster (7).
Im Sommer 2011 startete die Kinderfeuerwehr mit einer Rallye, um zu sehen, wie groß das Interesse an einer Kinderfeuerwehr ist, erzählt Fachlehrerin Petrella von den Anfängen. Der Rücklauf freute sie. \"Wir hatten sofort zwölf Anmeldungen\", weiß auch Jugendwart Frank Ströbel. Mittlerweile gibt es sogar eine Warteliste. \"Wenn im Sommer die ersten zur Jugend wechseln, haben wir vielleicht wieder Platz\", macht Petrella Hoffnung. Sie will die Kinder früh an die Feuerwehr binden. \"So lernen sie den Sinn, anderen zu helfen.\" Die Erzieherin hofft auch, dass es bald eine Ausrüstung für die Kleinen gibt. Mit eigener Latzhose für jedes Kind. \"Das hängt aber vom Feuerwehretat ab.\"
Fingerkuppe Dann erklärt Petrella, wie man die Fingerkuppe mit dem Pflaster verbindet. Die Grundschüler setzen die Aufgabe flink um. Mit einem schwarzen Stift dürfen sie dann Katzengesichter darauf malen. Die Begeisterung ist riesig. Für Finn Schuster steht fest: \"Ich will Feuerwehrmann werden. Dann kann ich Leuten helfen, wenn ihr Haus brennt und Leben retten.\"
Bild 1: Rita Petrella hat den Inhalt eines Verbandskastens auf dem Tisch ausgebreitet. Tatkräftige Unterstützung erhält die Leiterin der neu gegründeten Kinderfeuerwehr von Mitgliedern aus der Jugendfeuerwehr.Bild 2: Antonia Lauer und Thomas Schega verbinden sich die Finger mit Pflaster. Die beiden Siebenjährigen finden die Übung sehr lustig. (Fotos: Julie Dutkowski)