Tausche Apfel gegen Fahrrad...
Solche verrückten Aufgaben konnten 15 Betreuer der Jugendfeuerwehr aus ganz Baden-Württemberg vom 18.-19.07.2008 selbst ausprobieren. Dabei standen die Selbsterfahrung und der Spaß an der Sache ganz klar im Vordergrund. Doch was haben Äpfel, GPS und Floßbau gemeinsam – und was hat das Ganze mit Erlebnispädagogik zu tun? Ganz einfach: es ging darum, alleine oder als Gruppe verschiedene Aufgaben zu lösen und damit seine Kompetenzen - und die der Jugendlichen - zu erweitern, neue Ideen für den Jugendfeuerwehrdienst anzueignen und pädagogisches Handwerkszeug für den Umgang mit Gruppen zu vertiefen. Los ging es am Freitag nach einer gemeinsamen Stärkung. Nach einer kurzen Einführung in das Geocaching ging es mit GPS - Geräten auf Schatzsuche. Schnell merkten die Teilnehmer am eigenen Leib, dass die Bewegung in der Natur mittels GPS Spaß macht, man unbekanntes Terrain erkunden kann und dabei noch viel spannendes erlebt wie zum Beispiel die Überquerung eines Flusses mittels einer Seilbrücke. Nebenbei wurden noch die gestellten Aufgaben gelöst, zu denen man anhand von Koordinaten und dem GPS Gerät gelotst wurde. Nach so viel Bewegung gab es etwas fürs Gehirn. Ein bisschen Theorie muss sein und somit wurde die Geschichte der Erlebnispädagogik, die Gruppenphasen sowie Grundlagen eines erlebnispädagogischen Settings erörtert. Um wieder in Schwung zu kommen, gab es die nächste Problemaufgabe. Mit Pappröhren mussten 6 Kugeln über eine Distanz von 20 Metern transportiert werden, ohne dass eine Kugel runterfliegt und das Ganze ohne dabei miteinander zu reden. Nach erfolgreicher Murmelreise folgte die Aufgabe, 15 Zimmermannsnägel auf einen in einem Brett eingeschlagenen Nagel aufzulegen, ohne dabei Hilfsmittel zu benutzen. Die Lösung dauerte bis in die späte Nacht hinein und somit ging der Lehrgang in den kameradschaftlichen Teil über. Auf Feldbetten verbrachte man dann die Nacht im modernen Lauffener Gerätehaus. Am nächsten Morgen stand „Citybound“ - auf Deutsch „Erlebnispädagogik in der Stadt“ - auf dem Plan. Am Neckar galt es aus den vorhandenen Materialien gemeinsam ein Floß zu bauen. Während der Bauphase bekamen wir dann hohen politischen Besuch. Im Rahmen der Aktion „Entdecke was geht - Politik trifft Jugendarbeit“ informierte sich Frau Gurr-Hirsch, Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin, über unsere Arbeit. Sehr interessiert fragte sie nach, „wo der Schuh drückt“ und holte sich fachmännischen Rat zu feuerwehrpolitischen und jugendarbeitsrelevanten Themen. Im Gespräch und den Diskussionen ging die Zeit schnell vorbei und selbstverständlich ließ Frau Staatssekretärin Gurr-Hirsch es sich nicht nehmen, auch eine Runde auf unserem selbstgebauten Neckarbummler zu drehen. Nachdem alle trocken wieder an Land angekommen waren, wurde die letzte Aufgabe gestellt. In Kleingruppen wurde auf verschiedene Arten die Stadt Lauffen von einer anderen Seite erkundet. So erlebten einige im Rollstuhl oder mit verbunden Augen und einem Blindenstock, mit welchen Hindernissen Menschen mit Behinderungen täglich zu kämpfen haben (man konnte z.B. vom Rollstuhl aus keine Fahrkarte am Bahnhof kaufen), und wie man auf hilfsbereite Mitmenschen angewiesen ist (ein „Blinder“ hatte sich verlaufen), andere Teilnehmer versuchten Fotos von bestimmten Menschen (z.B. ein großes Kind mit einem kleinem Hund) zu erstellen und hierzu die Menschen zu überreden. Dass dies anfangs große Überwindung kostete und man aber mit fremden Menschen ins Gespräch kam, war eine wichtige Erfahrung. Andere Teilnehmer klingelten, ausgestattet mit allem, was man für einen Kaffeeklatsch braucht, an fremden Türen und versuchten die Anwohner zu einer gemeinsamen Kaffeerunde zu überreden, was in einigen Fällen auch gelang. Hier saßen sich dann fremde Menschen gegenüber und fanden erstaunlicherweise einiges Gemeinsame und hatten viel Spaß miteinander! Am beeindruckendsten war jedoch die Gruppe, die das Spiel „Hans im Glück“ spielten. Sie bekamen als Startkapital einen Apfel und sollten diesen möglichst gewinnbringend weiter tauschen. Alle Teilnehmer trauten ihren Augen nicht, als die beiden mit einem fast neuen Fahrrad, einer Grafikkarte für den PC und einer Pflanze mitsamt Blumentopf ankamen. Und das Ganze in nicht einmal eineinhalb Stunden! Nach einer Reflexionsrunde, in der jeder das Erlebte nochmals den anderen mitteilte und wir die Aufgaben auf der Metaebene anschauten, auf was man bei der Durchführung mit Jugendlichen achten muss, begaben wir uns wieder zurück in das Gerätehaus. Dort gab es nochmals eine Abschlussrunde und jeder schrieb eine Postkarte an sich selbst. Auf dieser stehen die ganz eigenen Erfahrungen, Eindrücke und Ziele, was jeder mit seiner Jugendgruppe umsetzen und ausprobieren möchte. Diese bekommen die Teilnehmer dann einige Zeit später als Erinnerung zugeschickt. Nachdem alle ihre Teilnahmebestätigungen erhalten hatten und sich verabschiedeten, war man sich einig: tolle Erfahrungen mit einer netten Gruppe und viel Spaß, die Methoden durchweg geeignet für die eigene Jugendfeuerwehr. Los geht’s beim Ausprobieren!
Katrin Hemmerlein (mit herzlichem Dank für die Unterstützung von folgenden Personen: unser Gerätewart Wolfgang, Julia, Heiner und Frau Ehrlich sowie den Kameraden der Leistungsabzeichen für das Verständnis. Vielen Dank auch an die Stadt Lauffen für die Bereitstellung des Gerätehauses und des Vitos. Zudem herzlichen Dank an alle Lauffener Mitbürger die bei Hans im Glück mitgetauscht haben, vertrauensvoll mit den Teilnehmern Kaffee getrunken haben oder den Teilnehmern mit Behinderungen geholfen haben)