Die Jugendfeuerwehr übt den Ernstfall: Dichte Qualmwolken dringen aus dem Haus in der Ratsstraße. Ein Bewohner kommt herausgerannt, greift zum Handy und wählt die Nummer der Feuerwehr: Aufgeregt berichtet er in italienischem Akzent, dass eine Zigarette auf dem Bett einen Brand ausgelöst habe und drei Freunde von ihm noch im Haus seien. Er fragt: \"Wann Sie kommen, halbe Stunde wie bei Pizza?\"
Unter Kontrolle Keine drei Minuten später fährt das erste von drei Fahrzeugen vor. Die Besatzung rollt Schläuche aus, findet sogar auf Anhieb den passenden Hydranten, kämpft sich besonnen durch das brennende Haus und rettet nebenbei die drei Freunde des Hausbesitzers, der auch noch beruhigt werden muss. Nach knapp 14 Minuten ist alles vorbei, die Lage unter Kontrolle und Jugendwart Stefan Deckert zufrieden: Der Brand war mit einer Nebelmaschine simuliert.
24 Stunden verbrachten elf Jungs und vier Mädchen der insgesamt 20 Oedheimer Nachwuchskräfte samt ihren Betreuern im Feuerwehrgerätehaus. Nach einer Erstauflage im vergangenen Jahr mit \"super Resonanz\" habe man eine Wiederholung beschlossen, erzählt Feuerwehrkommandant Franz Schuster. Neben dem kameradschaftlichen Gedanken würden die Jugendlichen bei \"realitätsnahen Einsätzen\" lernen, was es heiße, Feuerwehrmann oder -frau zu sein.
Theoretischer Unterricht, Magazindienst mit Gerätekunde und Fahrzeuginstandhaltung, aber auch eine Vielzahl an praktischen Übungen inklusive spannender Horrorszenarien standen auf dem Überraschungsprogramm. \"Es sollen möglichst alle Bereiche abgedeckt werden\", erklärt der stellvertretende Jugendwart Peter Mall.
Neun Mal rückten die Jugendlichen aus, um einen angenommenen Gasaustritt beim Hallenbad zu beheben, sich um ausgelaufenen Kraftstoff zu kümmern oder ertrunkene Personen im Kocher zu bergen. Beim Containerbrand in Degmarn gab es gleich ein brennendes Opfer dazu, und auch in der Nacht stand ein Einsatz auf dem Programm: Pünktlich um 4.30 Uhr schrillte der Alarm, als laut Regieplan ein Auto gegen einen Baum geprallt war.
Gemeinsam mit Erna Kandic (17) rettet Marco Huber in der Ratsstraße gleich zwei der drei potentiellen Opfer. Schon als \"kleines Kind mit fünf\" wollte der Zwölfjährige zur Feuerwehr. Seit vier Wochen ist er jetzt dabei und findet die Übung richtig gut: \"Das bereitet uns auf die realen Einsätze vor.\"
Engagiert Eine gewichtige Aufgabe beim Hausbrand hat Yannick Pilz, auch wenn der Brand fiktiv und die Atemschutzflaschen leichte Übungsgeräte sind: Der 16-Jährige überwacht per Meldeblock und Funkgerät, wer wann ins Haus vorgerückt ist und wie lange der Sauerstoff noch reicht.
Von den Übungen verspricht er sich Nutzen im Alltag und stört sich selbst am Nachteinsatz nicht: \"Bei der Berufsfeuerwehr kann man sich die Einsatzzeiten ja auch nicht aussuchen.\"
Bild: Engagiert und zügig gingen 15 Nachwuchskräfte ans Werk. Sogar nachts wurden sie zu einem Einsatz alarmiert. Foto: Ute Plückthun