Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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von Marion Mockler, HSt

Auf dem Zwetschgenkuchen will man sie nicht haben. Im Garten, auf dem Dachboden oder in der Hecke allerdings noch weniger. Denn dort nistet sich meist nicht nur eine Wespe, Biene oder Hornisse ein, sondern gleich ein ganzer Schwarm. Und dann stellt sich die Frage: Wohin damit?

Der Familienvater aus Nordhausen war jedenfalls ziemlich ratlos. Er rannte von Pontius zu Pilatus, weder die Feuerwehr noch das Landratsamt konnten helfen. Letzten Endes löste ein Nachbar das Problem mit den stechenden Mitbewohnern. Doch der Weisheit letzter Schluss ist das nicht - die meisten Wespenarten sind geschützt. Deshalb dürfen die Tiere nicht einfach getötet werden.

Die Feuerwehr allerdings entfernt Bienen- oder Wespennester nur, wenn sie eine Gefahr für Menschen darstellen. „Sonst dürfen wir das nicht“, erklärt Günter Baumann von der Leitstelle der Berufsfeuerwehr Heilbronn. Auch die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis sammeln die Insekten normalerweise nicht ein.

Toleranzgrenze Zunächst einmal muss entschieden werden, ob es sich bei den Wespen um eine geschützte Art handelt. In diesem Fall müssen sie umgesiedelt werden. Das kann die Feuerwehr nicht leisten: „Unsere einzige Möglichkeit ist, sie zu töten“, erläutert Kreisbrandmeister Uwe Vogel. Bei Bienen ist die Umsiedlung relativ einfach, bei Wespen aber sehr kompliziert. Deshalb verweisen die Floriansjünger Anrufer an das Landratsamt, wenn das Wespennest nicht gerade direkt neben dem Kinderzimmerfenster klebt. „Wir übernehmen das nur bei unmittelbarer Gefahr“, erklärt Uwe Vogel.

Sind die Tiere nur lästig, tritt Bodo Peter auf den Plan. Der Heilbronner ist ehrenamtlicher Wespen- und Hornissenbeauftragter der Naturschutzbehörde und für den Stadt- und Landkreis Heilbronn tätig. Nach einem Anruf von Polizei, Feuerwehr oder Landratsamt begutachtet er das Nest vor Ort. Dann entfernt er es sachgerecht und siedelt die Völker um - wenn es nicht anders geht. Denn erst einmal versucht er, die unfreiwilligen Tierbesitzer zu überzeugen, mit ihren neuen Nachbarn zu leben. Gerade bei Hornissenschwärmen sei mit Überzeugungsarbeit viel zu machen: „Die Gefahr wird überschätzt“, sagt der Imker. Die Tiere würden durch ihre Größe und die Geräusche, die sie verur- sachen, bedrohlicher wirken als sie sind. In etwa der Hälfte aller Fälle ziehen seine Argumente - das Nest bleibt hängen.

Diesen Weg beschreitet auch die Naturschutzbehörde der Stadt Heilbronn. Der Ökologe Wolf-Dieter Riexinger versucht bereits am Telefon, die Ratsuchenden zu überzeugen, dass die Insekten nicht so gefährlich sind wie angenommen. „Wir wollen die Leute dazu bringen, die Tiere zu tolerieren. Man kann mit ihnen leben“, sagt er.

Abhilfe Soll das Nest entfernt werden, wartet Bodo Peter auf die Dunkelheit. Dann versammeln sich die Tiere um ihre Königin. Mit Schutzkleidung, Handschuhen und einem Plastiksack bewaffnet, sammelt der Demeter-Bienenhalter dann den Schwarm ein. Hornissen oder Wespen setzt er im Gebiet der Waldheide aus, Bienenschwärme behält er selbst.

Etwa 50 Mal pro Jahr muss er zu solchen Einsätzen ausrücken. Normalerweise treten die Völker erst im Sommer vermehrt auf, die ersten Fröste im Herbst zerstören sie dann schon wieder. In diesem außergewöhnlich warmen Jahr allerdings sind sie - wie die ganze Natur - ein bisschen früher dran als sonst.

Kostenlos ist die Entfernung eines Nests nicht immer: Bei nicht geschützten Arten verlangt Peter eine Aufwandsentschädigung, abhängig davon, wie kompliziert der Fall liegt. Bei geschützten Arten übernehmen die Stadt oder der Kreis die Kosten.

Bild: Bodo Peter hat gut lachen: Gut geschützt mit einem Spezialnetz entfernt er ein Wespennest aus einem Garten in der Haller Straße in Heilbronn. (Foto: Guido Savatzki)