Am 28.04.2015 um 20:54 Uhr wurde der gesamte Wasserförderungszug der Feuerwehr Bad Rappenau per Funkmeldeempfänger mit dem Einsatzstichwort „Brand Industriegebäude“ nach Haßmersheim gerufen. Zeitgleich wurden zur Unterstützung der Kommandowagen (KdoW) und der Einsatzleitwagen (ELW1) mitalarmiert. Der Einsatzauftrag des Wasserförderungszuges lautete: Wasserförderung mit einer doppelten B-Leitung vom Neckar bis zur Drehleiter „Kleiner Odenwald“ (siehe Feuerwehr Aglasterhausen). Die 2 x 400m lange Förderstrecke wurde aufgebaut und blieb bis ca. 23 Uhr in Bereitstellung. Eine Wasserförderung war auf Grund der Einsatzsituation nicht mehr notwendig. Um 0:30 Uhr konnten alle Fahrzeuge am Standort zurückgemeldet werden.
Dies war der erste kreisübergreifende Einsatz (Landkreis Heilbronn / Neckar-Odenwald-Kreis) seit Bestehen des Zuges 2010.
Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung:
Großfeuer an der Alten Malzfabrik: Es war wohl doch Brandstiftung
Was sollte nicht schon alles werden aus der Alten Malzfabrik in Haßmersheim: Erotikhotel, Sciencepark, Tagespflegezentrum. Am Dienstagabend ist nun ein Teil des einst als Reichsschwefelwerk erbauten, ortsbildprägenden Ensembles Opfer der Flammen geworden - das große Nebengebäude (Sprenglufthalle) ist weitestgehend ausgebrannt.
Stundenlang mussten rund 120 Feuerwehrleute gegen den Großbrand ankämpfen, nachdem kurz vor 19.30 Uhr am Abend ein Haßmersheimer bei der Gartenarbeit das Feuer entdeckt und gemeldet hatte. Erst kurz vor 6 Uhr am Mittwochmorgen zogen die letzten Einsatzkräfte ab.
Wenig später machten sich die Ermittler der Polizei zwecks Spurensuche ans Werk, zumindest soweit es die örtlichen Gegenbenheiten nach dem Brand derzeit zulassen. Nur ein Teil des Gebäudes sei gefahrlos betretbar. Sie suchen nach möglichen Auslösern des Feuers, das wohl Sachschaden „im niedrigen sechsstelligen Bereich“ (so die akutelle Einschätzung der Polizei) verursacht hat.
Nachdem man am Dienstagabend zunächst noch keine Hinweise auf eine Brandstiftung gesehen hatte, ergibt sich nun ein anderes Bild. „Aufgrund der Gesamtsituation sowie den ersten Erkenntnissen muss vom Verdacht der vorsätzlichen Brandstiftung ausgegangen werden“, heißt es in einer Presseerklärung des Polizeipräsidiums Heilbronn und der Staatsanwaltschaft Mosbach. Weitere Einzelheiten könnten aus ermittlungstaktischen Gründen (noch) nicht genannt werden. Offenbar nähren unter anderem die Begebenheiten am Brandursprung, dessen Verlauf sowie Befragungen vor Ort bei den Ermittlern den Verdacht auf eine Brandstiftung.
Zumal am Mittwochfrüh kurz nach 1 Uhr ein weiteres Feuer in der Schiffergemeinde gemeldet worden war. In der Marktstraße brannte aus noch ungeklärter Ursache eine mit Altpapier gefüllte Kunststofftonne. Die Feuerwehr Haßmersheim konnte ein Ausbreiten der Flammen im Ortskern verhindern, eine Wohnhausfassade sowie ein Hoftor wurden dennoch in Mitleidenschaft gezogen. Der Sachschaden dürfte hier im fünfstelligen Bereich liegen.
Während der zweite Brand gemeldet wurde, waren etliche Einsatzkräfte noch an der Mälzerei beschäftigt, inzwischen leistete auch das THW Haßmersheim Unterstützung. „Da mussten immer wieder Glutnester gelöscht werden“, berichtet Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr. Die zahlreichen Feuerwehrleute aus der Region, die unter Leitung von Haßmersheims Feuerwehrkommandant Roland Heck agierten, hatten alle Hände voll zu tun. Erst nachdem man den Dachstuhl des Gebäudes abgelöscht hatte, konnte man auch ins Innere, in dem sich laut Polizei zwei Autos, ein Wohnmobil, mehrere Dutzend Reifen sowie ältere und antike Möbel befanden.
Aufgrund der starken Rauchentwicklung hatte man die Nachbarschaft vorsorglich angewiesen, Fenster und Türen zu schließen. „Gefahr für die Bevölkerung bestand jedoch nicht“, sagte Polizeisprecher Harald Schumacher. Gegen 21.30 Uhr sei der Brand unter Kontrolle gewesen. Nachbargebäude wie das große Silo der Malzfabrik blieben unversehrt. Auch Verletzte waren glücklicherweise nicht zu beklagen.
Eine Verbindung zwischen beiden Brandfällen sieht die Polizei „zum jetzigen Zeitpunkt“ noch nicht. Allerdings scheint wohl auch bei der Altpapiertonne eine Brandstiftung durchaus wahrscheinlich. Die weiteren Ermittlungen sollen zeigen, ob ein Zusammenhang besteht. Mögliche Tatverdächtige gebe es - so oder so - unterdessen noch nicht.
Bild: RNZ