?Person droht zu springen.? Mit diesem Alarm-Stichwort ließ Kommandant Semen seine Feuerwehr über die Leitstelle durch einen Mitarbeiter alarmieren.
Eine Mitarbeiterin des Bürgerbüros verständigte den Baurechtsamtsleiter (zugleich ehrenamtl. Feuerwehrkommandant) im Büro des Rathauses, dass auf dem Dach des Rathauses (Höhe 15 m) eine Person steht, welche zu springen drohe, wenn sich ihr jemand nähere. Eine Mieterin in einem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte die Person auf dem Dach gesehen und meldete den Vorfall dem Bürgerbüro, nachdem sie nicht zuordnen konnte, was die Person auf dem Dach dort zu tun hatte.
Der Kommandant stieg über eine an der Westseite angebrachten Leiter auf das Dach und sprach die auf der gegenüberliegenden Seite stehende Person zunächst von der Leiter aus an. Diese begab sich sofort an die östliche Dachseite und setzte sich dort auf die Brüstung. Der Mann gab zu erkennen, dass er sofort springen werde, wenn ihm jemand zu nahe käme, weshalb der Mann zunächst aus gebührender Entfernung in ein Gespräch verwickelt wurde.
Unterstützung erhielt der Kommandant kurze Zeit später durch den alarmierten Polizeipos-tenführer. Die Versuche, dem Mann in Gesprächen näher zu kommen führten dazu, dass die Person über die Brüstung kletterte und auf dem Kasten einer Jalousie zum Stehen kam. Aufgrund dessen heftiger Gegenwehr und Drohungen scheiterten alle Bemühungen, den Mann von oben zu halten und eventuell wieder hoch zu ziehen. Er schaffte es dann noch, einen 1,5 m tiefer gelegenen Fenstersims (Betonkranz) der 4. Etage in 7,5 m Höhe über dem Flachbau des Erdgeschosses zu erreichen. Halt bot ihm hierbei die Jalousie.
Von der Feuerwehr war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Sprungretter auf dem Flachdach des Anbaus in Stellung gebracht worden. Im 3. OG wurde durch Rettungskräfte versucht über ein Fenster des Flurs an die Person zu kommen, was zunächst scheiterte, da das Fenster erst geöffnet werden konnte, nachdem geeignetes Werkzeug zur Verfügung stand. Versuche des Kommandanten über ein weiteres Fenster an den Mann zu kommen scheiterten ebenfalls, da sich dieser bei Annäherung entlang des Simses Richtung Straße in eine deutlich höhere Absprungzone bewegte. Daher war es geboten, den Mann sofort zum Sprung in den ca. 7,5 m tiefer stehenden Sprungretter, den er mit einer sicheren Landung erreichte, zu bewegen. Dort konnte er vom Rettungsdienst mit einer leichten Prellung am Bein übernommen werden.
Nach dem Sprung konnten die sich auf der Anfahrt befindliche Höhenrettungsgruppe der Berufsfeuerwehr Heilbronn und ein mit einem weiteren Sprungretter nachgefordertes Fahrzeug der Feuerwehr Neckarsulm kurz vor deren Eintreffen zurückbeordert werden.
Die Rettung des unter seelischem Schock stehenden Mannes wurde von allen Rettungskräf-ten erleichtert aufgenommen. Der seit zwölf Jahren bei der Feuerwehr Bad Friedrichshall mitgeführte Lorsbach- Sprungretter hat damit seine Bewährungsprobe im Ernstfall bestanden, die Anschaffung hat sich gerechtfertigt. Die Zusammenarbeit von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst hat hervorragend funktioniert.