Die verhängnisvolle Sekunde ist am Freitagmorgen gegen 10 Uhr. Eine Sekunde, die die Biberacher Metzgerei Wirth zu einem völlig verwüsteten Unglücksort macht, einen 27-jährigen Mann das Leben kostet und sieben Menschen verletzt. In der Bonfelder Straße explodiert eine Gasflasche.
Alles liegt so durcheinander, dass man nicht weiß, was wohin gehört. Was für Kräfte in den Arbeitsräumen der Metzgerei in dieser einen Sekunde gewirkt haben, kann man ablesen aus den Dingen, die man sieht.
Ein Stahltor der Wurstküche, aus der Verankerung gerissen, liegt 15 Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Hofseite und hat ein hölzernes Garagentor zersplittert. Paletten und orangefarbene Plastikkisten mit und ohne Fleisch liegen verstreut durcheinander.
Nebenan am Wohnhaus ist eine Glasfassade zerborsten, in der Metzgerei selbst sind Mauern gekippt und zerbrochen, dazwischen liegen eine völlig verbogene Metallwanne und andere Gegenstände, die man kaum noch erkennt.
Der Spurensicherer der Heilbronner Kripo hat ein piepsendes Gerät um den Hals, das ihm den Gasgehalt der Luft anzeigt. Keine Gefahr. " Vermutlich war die Detonation da drin", sagt er und zeigt in einen Raum, der früher eine Wand mehr hatte und Kühl- und Technikraum war. Ein 27-jähriger Metzgereimitarbeiter ist ums Leben gekommen.
"Er hat vermutlich die Haare von Schweineköpfen abgeflammt mit dem Gasbrenner", sagt Polizeisprecher Rainer Köller. "Heute war Schlachttag." Warum die Gasflasche explodiert ist, untersucht nun ein Sachverständiger für Gasunfälle. Die sieben Kollegen des Getöteten waren zum Unfallzeitpunkt ebenfalls in den Erdgeschossräumen des Anwesens.
Sie wurden mit Knochenbrüchen, Verbrennungen, Knalltraumata und Schocks in die Kliniken am Gesundbrunnen und am Plattenwald eingeliefert; zwei von ihnen sind schwer verletzt.
"Die Feuerwehr hat hervorragend reagiert", sagt Kriminaloberrat Volker Mössinger, der als Einsatzleiter der Polizei am Unglücksort ist. Gleich nach ihrem Eintreffen haben die Feuerwehrleute die Erdgasleitungen gekappt und Gasmessungen durchgeführt. Nach wenigen Minuten ist klar, dass keine Gefahr für die Anwohner besteht.
Notärzte und Rettungskräfte kümmern sich um die Verletzten und um Angehörige, die zum Unglücksort kommen. Die Familie des 27-Jährigen weiß eine Stunde nach der Explosion noch nichts von seinem Tod. Notfallseelsorger Dr. Karl Braungart aus Oedheim steht zwischen Krankenwagen, Feuerwehr- und Polizeiautos und ist bereit für seinen schwierigen Einsatz. "Ich begleite die Polizisten zu den Angehörigen des Toten." Die Betreuung solcher vom Schicksal getroffener Menschen dauert manchmal eine Stunde, manchmal fünf.