Freitagnachmittag zerreißt eine heftige Gasexplosion die Ruhe am Rand von Alt-Böckingen. Mit lebensgefährlichen Verbrennungen wird ein 56-Jähriger in eine Spezialklinik geflogen. Seine Mutter (84) erleidet schwere Verletzungen. Der Mann hat laut Polizei mit großer Wahrscheinlichkeit am Gaszähler manipuliert.
Es knirscht bei jedem Schritt, schon auf dem Weg zu dem Haus im Robert-Stolz-Weg liegen überall Glasscherben. Eine lange weiße Gardine hängt durch ein zersplittertes Fenster nach draußen. Hinten im Garten liegt ein riesiger Fensterrahmen, den die Druckwelle aus der Verankerung gerissen und fortgeschleudert hat, sogar die Firstziegel sind vom Dach gefallen. "Wenn hier statt Fenstern eine geschlossene Wand gewesen wäre, hätte so eine Druckwelle eventuell zum Einsturz des Gebäudes führen können", sagt Helmut Kling von der Heilbronner Berufsfeuerwehr.
Der Alarm geht um 15.25 Uhr ein. Als die Feuerwehrleute vier Minuten später am Unglücksort eintreffen, kommt ihnen am Hauseingang in teils brennenden Kleidern der 56-Jährige entgegen und will dann wieder zurück ins Haus, in dem seine Mutter noch ist.
Die Rettungssanitäter der Feuerwehr kümmern sich um seine Erstversorgung, während ihre Kollegen die 84-jährige Frau aus dem Haus retten; sie sitzt mit verbrannten Haaren im ersten Stock auf dem Sofa. Die Frau wird mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht und später ebenfalls mit dem Rettungshubschrauber in die Spezialklinik nach Ludwigshafen geflogen.
Zimmerpflanzen ohne Töpfe liegen kopfüber auf den Treppen, das Wohnzimmer ist verwüstet. Zwischen zahllosen Scherben liegt ein angesplitterter Türknauf. Im Keller hat jemand am Gaszähler eine der Leitungen abmontiert, so dass Gas ausströmen konnte. "Wir gehen momentan davon aus, dass es höchstwahrscheinlich der 56-Jährige war" , sagt Polizeisprecher Peter Lechner, gleich nach dem Alarm zum Unglücksort gekommen. Motiv? Unklar. Beide Verletzten sind momentan nicht vernehmungsfähig. Die Heilbronner Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen.
Die 13 Helfer von den Rettungsdiensten und die fünf Notärzte sind schon wieder fort, die 20 Feuerwehrleute mit Aufräumen beschäftigt. " Sollen wir zur Eigentumssicherung überall Spanplatten von innen gegen die Fensterrahmen schrauben?" fragt ein Feuerwehrmann und bekommt ein Nicken zur Antwort. Der Sachschaden wird auf mindestens 300 000 Euro geschätzt.