Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Das Unwetter kommt schwarz wie die Nacht

Einsatz der Feuerwehren Landkreiswehren und HeilbronnWasserschaden am von Redaktion HSt

Das Unwetter mit Hagel hat am Freitagabend in der Region Heilbronn gebietsweise große Schäden in der Landwirtschaft angerichtet. Vor allem Gemüse- und Salatanbau in Bad Friedrichshall und Oedheim sind besonders betroffen. Die Landwirte sprechen teilweise von Totalausfällen, etwa bei Zucchini. Zuckerrübenanbauer kämpfen mit dem Problem, dass viele Pflanzen mit Schlamm zugeschwemmt wurden. Auch einige Weinstöcke im südöstlichen Landkreis Heilbronn wurden beschädigt. Teilweise haben die Hagelkörner nur den Stock übriggelassen. Vergleichsweise empfindlich sind Trollinger und Accolon. Schwierig wird es für Getreide, das noch nicht geblüht hat und vom starken Regen auf den Boden gedrückt wurde.

Freitag Abend: Hilfskräfte im Dauereinsatz

„Die Leute rufen an wegen Hilfe. Aber wir haben keine Einsatzkräfte mehr“, sagt Eberhard Wolpert, der das Notruftelefon im Führungs- und Lagezentrum der Polizei Heilbronn betreut. Sämtliche verfügbaren Polizei- und Feuerwehrkräfte sind am Freitag kurz nach 18 Uhr schon ausgerückt.

Aus allen Teilen den Kreises kommen die Schadensmeldungen: Am häufigsten wegen vollgelaufener Keller und vom Wasser herausgedrückter Gullideckel. „500 Anrufe werden nicht reichen“, sagt Wolpert. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz. In der Stadt sind es bis 19 Uhr 35 Einsätze, im Landkreis weitere 37, sagt Heilbronns Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim am Telefon. Weil extrem viel Wasser durch Gullideckel hochgeschossen sei, habe man die Neckarsulmer Straße komplett sperren müssen. Rund 150 Feuerwehrkräfte sind allein in Heilbronn im Einsatz. Von dramatischen Schäden weiß Jochim nichts. Aber: „Es werden etliche Schäden sein.“ Das sehe man erst, wenn das Wasser zurückgehe.

Stadt Heilbronn

Dass die Kanalisationen die starken Niederschläge nicht aufnehmen kann, bedeutet für viele Autofahrer außerdem den Verlust ihrer Kennzeichen. Beim Durchfahren der überfluteten Straßen werden durch das hoch stehende Wasser die Kennzeichenschilder abgerissen. Allein aus Oedheim werden fünf verlorene Kennzeichen gemeldet.

Die Eisenbahnunterführung der Heilbronner Hafenstraße ist wegen Überschwemmung gesperrt worden. Geparkte Fahrzeuge werden durch das Wasser aufgeschwemmt und stehen hinterher schräg auf der Fahrbahn.

Die Neckartalstraße steht im Bereich der Neckargartacher Brücke einen halben Meter unter Wasser weil alle Abflußkanäle verstopft waren. Bevor sie gesperrt werden kann, fahren mehrere Verkehrsteilnehmer mit ihren Autos in die Fluten. Die Fahrzeuge müssen anschließend durch ein Abschleppunternehmen geborgen werden. Das Wasser wird vom Technischen Hilfswerk abgepumpt. Hinterher werden auch hier mehrere abgerissene Kennzeichen gefunden. Nach über drei Stunden kann der Verkehr wieder frei gegeben werden. Die Wimpfener Straße ist wegen einem umgestürzten Baum gesperrt.

Landkreis Heilbronn

In Weinsberg müssen Fahrgäste einer Stadtbahn wegen Stromausfalls auf Züge umsteigen. In Willsbach und Umgebung gibt es für 30 Minuten Stromausfall. In Bad Wimpfen sind die Straßen um 18.30 Uhr zu Bächen geworden. Das Wasser steigt aus den Gullideckeln und fließt jetzt in Strömen Richtung Altstadt. „50 Zentimeter hoch“, schätzt Tobias Gall. Mit seiner Freundin steht er am Fenster und schaut entsetzt zu: „Vor zwei Jahren haben wir das schon mal erlebt“, sagt er. „In den folgenden Monaten zieht es die Wände hoch.“ Jetzt erwarten sie dasselbe. Freundin Sonja Krauß sagt: „Unsere Wohnung schimmelt uns zusammen.“

Ein schwerer Unfall ereignet sich auf der Bundesstraße 39 bei Löwenstein. Eine 86-jährige Autofahrerin verliert gegen 17.30 Uhr wegen der extrem starken Niederschläge die Kontrolle über ihr Fahrzeug und kracht in den Gegenverkehr. Dort kollidiert ihr Audi mit einem entgegenkommenden Volvo. Aus dem Audi werden Fahrerin und Beifahrer, aus dem Volvo der Fahrer und zwei Mitinsassen von der Löwensteiner Feuerwehr gerettet. An den Fahrzeugen entstand Totalschaden.

Im Neuenstädter Steinbruch kommt es im Anschluss an das Unwetter zu einem Erdrutsch. Dabei werden drei geparkte Fahrzeuge von den nassen Erdmassen mitgerissen. Ein Fahrzeug steckt anschließend mit der Motorhaube senkrecht im Schlamm. Die verständigten Polizeibeamten des Neckarsulmer Reviers können wegen der Verschlammung des Feldwegs den Steinbruch nur zu Fuß erreichen. Verletzt wird hier niemand.

Aus Untergruppenbach werden umgestürzte Bäume, überflutete Straßen, herausgeschwemmte Schachtdeckel und überschwemmte Keller gemeldet. In Neckarsulm beschädigt ein Autofahrer sein Fahrzeug, weil er im Steppachweg über einen ausgeschwemmten Gullydeckel fuhr.

Die Kreisstraße 2139 zwischen Oedheim und Bad Freidrichshall sowie die Landesstraße 1096 zwischen Untergriesheim und Heuchlingen müssen wegen Erdrutschen vorübergehend gesperrt werden.

Einen Temperatursturz um zwölf Grad, Windstärke 6 und 16,5 Liter Wasser pro Quadratmeter bis 19 Uhr meldet Böckingens Wetterbeobachter Roland Rösch für seine Station. Sein Fazit des Unwetters: „Ein normales Gewitter.“

 

Hinweis: den vollständigen Artikel sowie weitere Bilder und ein Video finden sie auf der Internetseite der Heilbronner Stimme