Ganz „unfallfrei“ funktioniert es nicht. Der neue Autobahn-Alarmplan im Unterland hat Pannen. Im Süden auf der A 81 haben sich die Eintreffzeiten der Feuerwehr zum Teil verschlechtert. Das soll sich schnellstens ändern. Überprüft wird auch, ob tagsüber die Personaldecke ausreicht.
Zu einer Verschlechterung hat die Neueinteilung bei den Ergänzungseinheiten geführt. Das sind die Kräfte, die bei Unfällen zusätzlich alarmiert werden, weil sie über eine bessere Ausrüstung und mehr Know-how verfügen. „Die Hauptzielsetzung ist zum Teil nicht erfüllt“, gibt der neue Kreisbrandmeister Uwe Vogel zu.
Eine Verbesserung hat der neue Feuerwehr-Einsatzplan gebracht. „Die Eintreffzeiten sind verkürzt worden“, sagt Frieder Lieb, Bezirksbrandmeister beim Regierungspräsidium Stuttgart, das den Alarmplan genehmigt. Das gilt für die neuen ?Ersthelfer?, die autobahnnahen Wehren Bad Rappenau, Neuenstadt, Widdern, Untergruppenbach und Ilsfeld, die seit 2004 für eine Hilfe der kurzen Wege sorgen.
Vier Fälle sind dokumentiert, in denen die zweite Welle der Retter bis zu 100 Prozent länger zum Unglücksort gebraucht hat. Im südlichen Bereich der A 81 zwischen Untergruppenbach und Mundelsheim. Im Vergleich zu früher, als Heilbronn zuständig war, sei die Feuerwehr Weinsberg fünf, acht, neun und zehn Minuten länger unterwegs gewesen, so Lieb.
Der Grund: Die Berufsfeuerwehr steht Gewehr bei Fuß. In Weinsberg müssen die Freiwilligen Feuerwehrleute erst etwa von ihrer Arbeitsstätte ins Magazin eilen. Zudem sei die Anfahrt der Heilbronner über den Zubringer schneller.
Lieb und Vogel haben in dieser Woche Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die mit den Kommunen und Kommandanten abgestimmt werden. Auf der A 81 von Untergruppenbach bis Ilsfeld und von Ilsfeld bis Mundelsheim soll Heilbronn wieder die Ergänzungseinheit für die örtlichen Wehren stellen. Von Weinsberg/Ellhofen bis Untergruppenbach wären ebenfalls die Heilbronner die Wunsch-Rettungseinheit. Es sei denn, Weinsberg könne nachweisen, dass es personell und zeitlich in der Lage sei, diesen Abschnitt als Erst- und Ergänzungseinheit weiterhin zu betreuen. Das gleiche gilt für die Gegenrichtung von Weinsberg/Ellhofen bis Neuenstadt, erklärt Lieb. Ansonsten soll auch hier die Berufsfeuerwehr zuständig werden.
Die Unterscheidung zwischen Brandschutz und Technischer Hilfeleistung, die es nur im Landkreis Heilbronn gebe, macht für Lieb keinen Sinn. So deckt die Feuerwehr Widdern etwa zwischen der Rastanlage Jagsttal und der Anschlussstelle Möckmühl den Brandschutz ab. Muss mit Schere und Spreizer ein Verletzter befreit werden oder ist gar ein Lkw verunglückt, wird Möckmühl dazugeholt. Für Lieb ein „Durcheinander“, das auch die Leitstelle verwirren könne, gehe per Notruf die Meldung „Unfall“ ein.
Da sieht auch der Möckmühler Kommandant Uwe Thoma Handlungsbedarf. Es verursache „völlig unnötige Kosten“, wenn beide Wehren ausrückten und jede Anrainer-Wehr aufrüste, obwohl die einstigen Stützpunktfeuerwehren über die Ausstattung verfügten. Thoma scheut sich nicht, einen weiteren Punkt anzusprechen: Kleinere Wehren fahren mit ihrem einzigen Löschfahrzeug auf die Autobahn und könnten damit ihren „Eigenschutz“ im Ort nicht mehr gewährleisten.
Etwas skeptisch ist Bezirksbrandmeister Lieb, ob die Tagespräsenz gewährleistet ist. Dies prüft Vogel nun. „Die Feuerwehr, die nicht die erforderliche Personalstärke stellen kann, kann nicht auf die Autobahn“, lautet Vogels Grundsatz.
Foto: Ein schwerer Unfall auf der Autobahn, da muss neben Notärzten und Polizei auch die Feuerwehr ausrücken. Der 2004 geänderte Alarmplan hat einige Mängel, die schnell geändert werden sollen. (Foto: Archiv/Andreas Veigel)