Das Auto hatte schon bessere Tage gesehen. Jetzt stand der türkisfarbene VW Polo im Hof des Beilsteiner Feuerwehrhauses, das Dach eingedellt, darin eingeschlossen eine junge Frau und ein junger Mann, beide scheinbar leblos. Wehrmänner in schwarzen Einsatzjacken mit gelben Reflektorstreifen bemühten sich, das Paar aus dem zusammengequetschten Fahrzeug zu befreien. Das gelang erst, als sie mit einer Stahlschere das Dach vom Rumpf gelöst hatten. Die Aktion war Teil der Vorführungen beim Beilsteiner Feuerwehrfest.
Mit Vorsicht "Nicht alle sind der Abwrackprämie zum Opfer gefallen", scherzt Bernd Kircher. Der Beilsteiner Feuerwehrkommandant hat das demolierte Auto beim Schrotthändler besorgt. Nun dürfen seine Männer zeigen, was sie in der Ausbildung gelernt haben. Vor allem: Mit roher Gewalt ist nichts geholfen. Schließlich sollen die beiden verletzten Insassen des Wagens nicht noch mehr geschädigt werden. Deshalb kleben die Wehrmänner zunächst einmal die noch heilen Scheiben mit Streifen ab, damit dem eingeschlossenen Paar nicht beim Zertrümmern des Glases Scherben ins Gesicht fliegen. Beide bekommen zudem Helme mit Splitterschutz aufgesetzt.
Der junge Mann ist vergleichsweise rasch aus dem Fahrzeug gerettet, weil sich die Tür auf seiner Seite öffnen lässt. Die Frau auf dem Beifahrersitz allerdings kann erst aus ihrer Lage befreit werden, nachdem die Feuerwehr mit Stahlscheren die vier Dachholme durchtrennt und das Dach abgehoben hat.
Wie die Wehren heute ausgerüstet sind, konnten die Besucher selbst in Augenschein nehmen. Nicht nur die Beilsteiner hatten ihren Wagenpark mit Tanklöschfahrzeug, Löschgruppenfahrzeug und Mannschaftstransportwagen ausgestellt. Die Nachbarwehr aus Oberstenfeld war mit ihrem großen Hilfs- und Löschfahrzeug (HLF) angerückt, und die Heilbronner Berufsfeuerwehr zeigte ihren Einsatzleitwagen (ELW 3), der einmal ein Omnibus war und laut Kommandant Kircher als RBS-Bus in Beilstein eingesetzt war. Heute ist das Gefährt ein rollender Feldherrenhügel mit Besprechungsraum für die Einsatzleitung und viel Kommunikationselektronik.
Zusammenarbeit Mit den Oberstenfelder Kameraden besteht eine enge Zusammenarbeit, berichtet Kircher. Im Nachbarort ist die Tagespräsenz der Wehrleute wegen zahlreicher Firmen höher, so dass die Wehrleute im Notfall auch über die Gemeinde- und Kreisgrenze zu Hilfe eilen können. Die Verfügbarkeit der Beilsteiner liegt tagsüber nach Angaben des Kommandanten zwischen zehn und zwölf Mann.
Auch der Nachwuchs der Truppe ist feuerwehrtechnisch auf der Höhe. Ihr Betreuer Matthias Bernet hatte den Zwölf- bis 17-Jährigen zwei Aufgaben gestellt: Eine Schlauchleitung über einen Graben zu legen, und eine kleine Wasserkanone einzurichten. Beides lösten die Jungen vorbildlich.
Foto: Routiniert befreiten die Feuerwehrmänner ein verunglücktes Paar aus dem demolierten Auto. Solche Einsätze gehören zur Arbeit der Brandschützer. (Foto: Uwe Mundt)