Der Schlamm. Der Schutt. Zerstörte Häuser. Die Freundlichkeit der Menschen. Das Gefühl, zur rechten Zeit am rechten Ort geholfen zu haben. Das müssen fünf junge Feuerwehrleute aus Neckarwestheim jetzt erst einmal geistig ordnen. Die Floriansjünger hatten sich aus eigenem Antrieb in einen Kombi gesetzt und waren nach Sachsen gefahren, um dort Flutopfern beizustehen.
In Dohna im Kreis Sächsische Schweiz landeten sie schließlich, und dort konnte man jede helfende Hand brauchen. So bald wie möglich wollen sie wieder dorthin, um beim Aufräumen nach der Flutkatastrophe von Mitte August zu helfen.
Die Bilder im Fernsehen hatten Markus Hahn nicht ruhen lassen. Er wusste: Dort muss ich hin, um mit anzupacken, wo es nötig ist.
Klaus Obenland, Alexander Panzer, Matthias Groß und Jochen Rieker, allesamt bei der Feuerwehr Neckarwestheim, dachten genauso. Am letzten Freitag setzten sie sich in einen Kombi. Mit dabei: Schaufeln, Eimer, Säge, Arbeitsanzug und Stiefel.
Eigentlich wollten die fünf in die kleine Ortschaft Weesenstein im Müglitztal im Osterzgebirge. Dort hatte die Flut zahlreiche Häuser zerstört und zwei Todesopfer gefordert. Aber dorthin kamen sie nicht. Ihr Weg endete in Dohna am Unterlauf der Müglitz.
Aus dem Internet hatte Markus Hahn Telefonnummern von Katastrophenhelfern, die ihn und seine Mannschaft von der Ausfahrt Wilsdruff der A 4 in die nahe Dresden gelegene Ortschaft lotsten.
Dort gab es auch gleich Arbeit. Die völlig verschlammte und mit Geröll übersäte Müglitztalstraße musste freigeräumt werden. Zusammen mit den Kameraden der örtlichen Wehr und Angehörigen der Bundeswehr gingen die Neckarwestheimer daran, mitzuhelfen beim großen Aufräumen.
Das wird den Unterländern so schnell nicht aus dem Gedächtnis entschwinden: wie sie von der örtlichen Bevölkerung trotz aller Bedrängnis herzlich aufgenommen wurden. Sie wurden in der Datsche eines Dohnaer Feuerwehr-Kameraden untergebracht, sofort mit Essen und Trinken versorgt.
Bei einer Familie trugen die Fünf aus Neckarwestheim ölbelasteten Mutterboden ab, im Dohnaer Bahnhof halfen sie einer Familie, deren überfluteten Keller auszuräumen.
Das Erstaunlichste für die Wehrmänner: Fast alles ging ohne großes Krisenmanagement, sozusagen auf dem kleinen Dienstweg. Und es klappte trotzdem. Die Bilder, die sie sehen mussten, seien nur schwer zu verarbeiten, erinnert sich Markus Hahn.
"Es sah aus wie im Kriegsgebiet", umschreibt er die Lage. Und die Stimmung unter den Helfern, die aus ganz Deutschland gekommen waren? "Man hat sich verstanden und angepackt", sagt der 33-jährige gelernte Elektroniker.
Die Hilfe soll nicht einmalig gewesen sein. Die fünf Neckarwestheimer wollen nochmal ins Müglitztal, wenn's geht mit einer größeren Mannschaft.
Und sie wollen in ihrer Heimatgemeinde eine Spendenaktion anregen. Mit der Dohnaer Pfarrerin haben sie vereinbart, dass gespendete Gelder unmittelbar für die Katastrophenopfer verwendet werden und nicht etwa für kommunale Zwecke eingesetzt werden.
Und später, wenn ihre Hilfe nicht mehr nötig sein wird, werden sie ganz bestimmt noch mal nach Dohna fahren. Mit ihren dortigen Feuerwehr-Kameraden haben sie ein Fußballspiel vereinbart. Wenn der Sportplatz in der Unterstadt wieder benutzbar sein wird.
Info: Wer den Flutopfern in Dohna direkt helfen will, kann eine Spende an das Konto der dortigen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde überweisen: LKG Sachsen e.G., BLZ 850 951 69, Konto 102 310 020.