So beginnt der Arbeitstag von Jana Gardian auch nicht immer: Bevor sie ihren Dienst in der Klinik Löwenstein antritt, ist sie heute Opfer. Mehrfach wird sie aus zwölf Metern Höhe durch ein Fenster bugsiert, runter gefahren und wieder hoch transportiert. Feuerwehr und Rettungsleute üben den Umgang mit der Drehleiter und die Zusammenarbeit.
Behutsam dirigiert sich Feuerwehrmann Matthias Nothdurft per Steuerhebel im Korb der neuen Obersulmer Drehleiter Richtung Fenster. Maßarbeit auf Höhe des dritten Stocks. Von innen gibt Kollege Ralf Förch Hilfestellung. Höhe reduzieren. Ein bissen nach rechts. Dann ist Nothdurft direkt am Fenster. Förch, Rettungsassistent Kai Kluger und Sanitäter Kai Schmidt vom Roten Kreuz hieven die Trage vom Gestell neben dem Drehleiterkorb ins Zimmer. Geschafft. Dann dasselbe von drinnen nach draußen. Ganz vorsichtig, ganz ruhig.
Auf der Bahre festgeschnallt: Jana Gardian. Die 23-Jährige ist ein bisschen blass. Beim Hin- und herhieven bewegt sie die Augen nicht. Besser nicht nach unten schauen. Vom Boden sieht ja alles recht harmlos aus. Aber von oben? Meter um Meter nähern sich Matthias Nothdurft aus Obersulm und die angehende Krankenpflegehelferin der Erde - wo es von vorne los geht. ?Fertig - und auf?, lautet das Kommando. Alles klar bei Jana Gardian? Geht so. Auch wenn sie gut gesichert ist: ?Man hat ein bisschen Angst.? Wie oft sie schon hoch und runter gefahren ist, weiß die Auszubildende nicht. Sie hat zu zählen aufgehört.
?Es ist wichtig zu wissen, wie das Zusammenspiel zwischen uns und der Wehr funktioniert?, sagt Rettungssanitäter Schmidt. ?Hier geht es um die Feinheiten?, ergänzt Kollege Kluger. Etwa: Welchen Spielraum hat man im 0,5 Quadratmeter großen Drehleiterkorb? Feuerwehrmann Ralf Förch ist froh, an der Klinik üben zu können. ?Das Gebäude ist hoch und von der Anfahrt her gut zugänglich.? Intensives Trainieren mit der neuen Leiter ist das A und O, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. Bis zu 18 Meter kann sie ausgefahren werden.
Thomas Frese von der DRK-Rettungswache bei der Klinik Löwenstein hat das Training organisiert, damit die Leute im Rettungsdienst mit der Drehleiter vertraut werden, und Hemmnisse abbauen, die Leiter im Notfall anzufordern. Zwar sei der Einsatz der Drehleiter zeitaufwendiger, dafür aber schonender für den Patienten als der normale Transport über das Treppenhaus - wenn man diese Alternative hat. 70 Rettungsassistenten und -sanitäter gibt es beim DRK-Kreisverband Heilbronn, sagt Frese. Zu diesem besonderen Training sind acht gekommen. Für das Üben in zwei Wochen wünscht er sich ein paar mehr.
Foto: Feuerwehrleute aus Obersulm und Rettungsfachleute üben den Umgang mit der Drehleiter. ?Opfer? Jana Gardian ist es ein bisschen mulmig. (Foto: Kugler)