Die motorisierte Drehleiter 18/12 Eurofire ist der Stolz der Freiwilligen Feuerwehr Obersulm. Seit November 2005 ist sie das elfte Fahrzeug im Fuhrpark.
Die Anschaffung der Drehleiter hat bei unseren Leuten einen Motivationsschub ausgelöst, sagt Oberbrandmeister Valentin Vollert. Der Zugführer hat als einer der ersten Obersulmer Feuerwehrleute eine Schulung für das moderne Brandbekämpfungsgerät genossen. Man könne jetzt ganz andere Einsätze als früher fahren.
Zwei Tage hat die Schulung für sechs Führungskräfte bei der Herstellerfirma gedauert. Ihr Wissen geben sie jetzt an 18 andere Feuerwehrleute weiter. Zehn Einsätze von der Brandbekämpfung bis zur Technischen Hilfeleistung hat die Drehleiter im ersten Halbjahr 2006 absolviert. Zwei Mal wöchentlich wird geübt. 110 Betriebsstunden für die Leiter und rund 1800 Kilometer sind bei Übungen und Einsätzen zusammengekommen. Es ist unglaublich, wie schnell die Leiter am Brandort einsatzbereit ist, ist Maschinist Jürgen Schaffert von der Computersteuerung fasziniert.
Auf Knopfdruck fährt der Computer automatisch die Stützen der Drehleiter aus, stabilisiert das Fahrzeug und richtet den Drehkranz aus. Drei Männer - Maschinist, Einweiser und Gruppenführer - sind nötig, um das 430 000 Euro teure Gefährt zu bedienen. Über zwei Joysticks werden die Leiterfunktionen Drehen, Neigen und Ausfahren gesteuert. Sowohl der Einweiser im Korb, als auch der Maschinist am Steuerstand auf dem Drehkranz können alle Funktionen über ein Display überwachen.
130 Pferdestärken sorgen dafür, dass die 13,2 Tonnen schwere Drehleiter schnell zum Einsatzort kommt. Das Fahrzeug ist 8,50 Meter lang, 2,40 Meter breit und mit aufgelegter Leiter 3,30 Meter hoch. Die Stabilisierungsstützen fahren auf jeder Seite 1,5 Meter aus. Maximal kann die vierteilige Leiter auf eine Höhe von 25,80 Meter ausgefahren werden. Dann steht sie fast senkrecht. Ihre Dienstbezeichnung 18/12 kommt daher, dass die Leiter von einem Gebäude zwölf Meter entfernt sein kann und dann noch eine Höhe von 18 Metern erreicht, ohne dass sie umkippt.
Auf den Rettungskorb können ohne Werkzeug eine Halterung für eine Krankentrage, ein Wende-Rohr oder zusätzliche Scheinwerfer montiert werden. Steckdosen im Korb und ein Notstromaggregat auf dem Fahrzeug sichern die Stromversorgung. Zusätzlich sind Atemschutzgeräte, ein Sprungretter, Sägen und Werkzeug an Bord.
Für die Wasserversorgung der Leiter wird ein Löschfahrzeug mit Pumpe benötigt. Brandeinsätze, Menschenrettungen aus oberen Stockwerken, Unfallstellen ausleuchten oder einfache Kranfunktionen sind nur einige der Einsatzmöglichkeiten.
Der Weingärtner Valentin Vollert aus Obersulm-Willsbach ist seit 1980 bei der Freiwilligen Feuerwehr. Der Vater von drei Kindern ist seit zehn Jahren Zugführer. Seine feuerwehrtechnische Grundausbildung hat er in der Abteilung Willsbach absolviert, die er von 1996 bis 2001 fünf Jahre als Abteilungskommandant leitete.
Früher hatte er Höhenangst. Die hat er beim Bergsteigen überwunden. Heute klettert er die 108 Stufen der Drehleiter in steilster Stellung in Windeseile empor. Ein Schuss Abenteuerlust, habe ihn in jungen Jahren zur Feuerwehr gebracht, sagt der 44-Jährige. Er wird wegen seiner Ruhe und Erfahrung von seinen Kameraden besonders geschätzt, hebt Obersulms Feuerwehrkommandant die Qualitäten Vollerts hervor, der jetzt Einsätze mit der Drehleiter fährt und seine Kameraden in der Bedienung des neuen Geräts unterweist.
Bild: Valentin Vollert hatte früher Höhenangst, heute steigt er die 108 Stufen der Obersulmer Drehleiter in steilster Stellung empor. (Foto: Gustav Döttling)