Die Feuerwehr rückt zu Bränden aus und hilft Menschen, etwa nach einem Unfall. Tieren helfen sie auch, obwohl das oft gar nicht ihre Aufgabe ist. Vizekommandant Frank Zimmermann erzählt von manch kuriosem Einsatz.
Ein herumstreunender Hund, eine verletzte Amsel - wenn Tiere in vermeintliche Not geraten, rufen Bürger oft die Feuerwehr zu Hilfe. Die Brandbekämpfer sind aber in vielen Fällen gar nicht die richtigen Ansprechpartner, sagt Frank Zimmermann, stellvertretender Kommandant der Heilbronner Feuerwehr.
Heute schon eine Katze vom Baum geholt, Herr Zimmermann?
Frank Zimmermann: Nein, heute noch nicht. Ich muss ehrlich sagen, dass ich in meiner fast 20-jährigen Feuerwehrkarriere keine Katze vom Baum gerettet habe. In 99 Prozent aller Fälle kommt eine Katze meiner Meinung nach alleine zurück auf den Boden.
Womit hat es die Feuerwehr denn zu tun, wenn sie zu Einsätzen wegen Tieren ausrückt?
Zimmermann: Die Bandbreite der Einsätze ist groß. In den wenigsten Fällen handelt es sich um eine klassische Tierrettung nach dem Feuerwehrgesetz. Aber von eingeklemmten Pferden, Schwänen beim Stadtbummel und giftigen Bananenspinnen ist das gesamte Spektrum vorhanden.
Ist die Feuerwehr immer der richtige Ansprechpartner, wenn Bürger meinen, ein Tier braucht Hilfe?
Zimmermann: Bei Tieren in lebensbedrohlichen Notlagen, zum Beispiel wenn eines eingeklemmt wurde, ist die Feuerwehr auf jeden Fall zuständig. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Einsatz, bei dem das Hinterbein eines Wallachs über die Heckklappe eines Pferdeanhängers hing. Hier war das technische Gerät und das Know-how der Feuerwehr gefragt. Zusammen mit einem Tierarzt befreiten wir das Pferd. Hierbei handelte es sich um eine klassische Pflichtaufgabe für die Feuerwehr. Verletzte oder kranke Wildtiere wie eine Amsel, ein Igel oder die Stadttaube dagegen gehören nicht zum Zuständigkeitsbereich einer Feuerwehr.
Warum helfen Sie trotzdem?
Zimmermann: Die Feuerwehr ist eine Anlaufstelle für Bürger. In derartigen Fällen versuchen wir, sie zu beraten. Im Zweifelsfall unterstützen wir eben.
Wie oft im Jahr haben Sie es mit Tierrettungen zu tun?
Zimmermann: Tierrettungen, bei denen technische Geräte wie Schere oder Spreizer notwendig sind, kommen nicht so häufig vor. Auf das Jahr gesehen wird die Feuerwehr Heilbronn ungefähr zu 200 Tiernotlagen gerufen. Dazu gehören neben dem Retten von Tieren das Einfangen freilaufender Hunde, verletzter Kleintiere und das Beseitigen von Tierkadavern im öffentlichen Raum und leider auch eine große Anzahl von Fehleinsätzen.
Was sind Fehleinsätze?
Zimmermann: Häufig werden uns vermeintlich verletzte Vögel, Tauben und andere Tiere gemeldet, die sich bis zum Eintreffen der Feuerwehr selbstständig machen. Selten befinden sich die Tiere tatsächlich in einer Notlage. Hier werden leider unnötig Ressourcen der Feuerwehr gebunden.
An wen können sich Bürger sonst wenden?
Zimmermann: Wenn sich ein Tier in einer Notlage befindet, bei der wir technische Hilfe leisten müssen, ist die Feuerwehr immer die richtige Anlaufstelle. Für alle anderen verletzten Tiere gibt es eine Vielzahl von Informationsstellen wie Greifvogelpflegestationen, Tierauffangstationen, den Nabu oder die Tierschutzvereine.
Welcher kuriose Fall ist Ihnen noch in Erinnerung?
Zimmermann: Wir wurden vor einigen Jahren zu einem Hund in einem Kleidercontainer gerufen. Der erste Eindruck war, dass jemand sein Haustier darin entsorgt hatte. Wir brachen den Container auf und es stellte sich heraus, dass es sich um ein batteriebetriebenes Kinderspielzeug handelte.
Zur Person
Brandrat Frank Zimmermann (41) ist gelernter Chemielaborant und begann 2002 seine Ausbildung bei der Heilbronner Feuerwehr. Anschließend absolvierte er eine Vielzahl von Fortbildungen. Er hält sich mit Radfahren fit und spielt Kanu-Polo.