60 Jahre nach Kriegsende erinnern sich Mitglieder der damaligen Freiwilligen Feuerwehr von Neuenstadt-Stein an ihre Einsätze. Zwischen 18 und 20 Jahren waren die Frauen alt. Sechs von insgesamt acht leben immer noch in der Heimat.
Erna Eckert ist die Älteste. Die heute 80-Jährige erinnert sich: „Der Gruppenführerlehrgang in Schwetzingen war sehr anstrengend.“ Aber auch die Ausbildung von allen bei der Steiner Wehr war nicht ohne. Sowohl an der alten Spritze, die mit Muskelkraft bedient wurde, als auch an der damals modernen Motorspritze mussten die jungen Frauen ausgebildet werden.
Ins Leben gerufen hatte die Frauenfeuerwehrgruppe der damalige Kommandant Johann Trabold, ausgebildet wurden sie von Erwin Vogt. Dessen Neffe Egon, damals 16 Jahre alt, half den Mädels wo er konnte.
Berta Würth, Erna Schmelcher, Agathe Schrader, Irmgard Trabold und Gertrud Braun sind alle zwischen 78 und 80 Jahre alt. Zu ihrer Feuerwehrzeit waren sie alle noch ledig. Gerüchte besagen, dass die Wehrmädels damals mit dem Feuerwehrwagen, der gezogen und geschoben werden musste, schneller den Kirchbuckel oben waren als der Kommandant alleine.
Die Frauen löschten in den wenigen Tagen ihrer Einsätze jedoch nie alleine, immer waren einige Männer dabei. Junge Männer, alte oder solche, die wegen Kriegsverletzungen zu Hause waren.
Als sich in den letzten Kriegstagen die SS in Stein breit machte, kamen auch bald die Amerikaner. Bomben und Granaten schlugen ein, es brannte überall. Pech für die Wehrfrauen: Die Wasserleitung wurde getroffen, das Löschwasser wurde knapp, der Kohlbach musste gestaut werden. Agathe Schrader: „Wir löschten selbst mit Mistbrüh'.“ Keiner der Frauen ist etwas passiert, als ob sie einen Schutzengel gehabt hätten.
An den ersten Einsatz können sich alle erinnern. Das war ein Brand im Kohlenlager der heute noch existierenden Ortsbäckerei. Der Einsatz war erfolgreich, nur die Scheune brannte ab, die Wohngebäude blieben unversehrt. Doch die Angriffswelle der Amerikaner ließ die Löschversuche der Frauen bald sinnlos werden, nahezu der ganze Ort brannte. Bei der Feuerwehr ist heute nur noch Egon Vogt, dessen Sohn Lothar in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und die Kommandantenstreifen trägt. Die Mädelgruppe wurde nie offiziell aufgelöst, auch wenn nach Kriegsende wieder Männer die Wehrarbeit übernahmen. Über ein Ereignis können alle heute noch lachen. Ein französischer Kriegsgefangener hielt sich während einer Übung der Frauenwehr nicht an die Gelände-Sperrung. Kurzerhand nahm Erna Eckert das Strahlrohr und bewies Treffsicherheit. Dafür bekam sie einen Rüffel von der Verwaltung, der Mann konnte mit nassen Kleidern nicht zur Arbeit. Kommentar der Gruppenführerin damals: „Dann soll er eben nackig schaffen.“
(Foto: Agentur Kochertal)