Felix Mann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bad Rappenau, sieht sie Aussetzung des Übungsbetriebs kritisch
Weniger soziale Kontakte, keine Veranstaltungen und kein Training: Die neuen Corona-Verordnungen treffen nicht nur die unzähligen Vereine, die ihren Betrieb wie schon im Frühjahr nahezu komplett einstellen mussten. Auch die Freiwilligen Feuerwehren sind vom „Lockdown light“ immens betroffen und sollten auf Empfehlung des Innenministeriums ihren Übungsbetrieb aussetzen. „Wir müssen von dem zehren, was wir erlangt haben“, sagt Felix Mann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Rappenau. Doch bei den Brandbekämpfern geht es nicht um Punkte oder Preise in Wettbewerben, sondern im Ernstfall um Leben und Tod. „Wir wollen die Bürger nicht verängstigen“, betont Mann im Gespräch mit der RNZ, aber: „Die Feuerwehr lebt von der Routine. Die Abläufe müssen erhalten bleiben.“
Die Einschränkungen seien etwas, das ihn belaste, erklärt Mann. Man sei zwar leistungsfähig, doch es behindere die Arbeit der Ehrenamtlichen schon sehr. „Das Leben wird auch für uns komplexer“, ergänzt Ilja Woitaschek, der bei der Feuerwehr für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Viele Geräte, wie eine Wärmebildkamera oder ein Multi-Gas-Messgerät, seien Dinge, „die uns das Leben leichter machen, bei denen wir aber auch wissen müssen, wie es funktioniert“, sagt Woitaschek. Es gebe eine gewisse Detailtiefe. Zudem würden die Kameraden weitaus mehr belastet als noch vor ein paar Jahren. „Die Feuerwehr ist nicht nur Pumpe, Schlauch und Leiter“, betont Mann. „Es gibt viele diffizile Situationen. Die Vorstellung in den Köpfen der Menschen ist rudimentär.“ Bei Einsätzen komme es manchmal auf Kleinigkeiten an. Und für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte komme im Ernstfall alles auf einen Schlag. Wenn „Schaulästige“ um einen herum stehen, erhöhe sich der Stress. Dann müsse trotzdem jeder Handgriff sitzen. „Der Teufel steckt manchmal im Detail“, sagt Woitaschek. Und woher solle man wissen, wie gewisse Dinge funktionieren, wenn man es nicht geübt hat? Manches Werkzeug benötige man Monate, sogar Jahre nicht. Dennoch müsse man damit umgehen können, wenn der Ernstfall eintritt. „Wir benötigen die Übungsroutine“, betont Kommandant Mann. Im Normalfall müssen die Mitglieder der kurstädtischen Wehr im Jahr 40 Unterrichtsstunden besuchen, um ihren Status „Truppmann“ nicht zu verlieren. Zwei bis drei Übungen stehen für gewöhnlich monatlich auf dem Plan. Mann sieht es kritisch, die für ihn enorm wichtigen Veranstaltungen einfach auszusetzen. Für ihn wäre es falsch, wenn etwas, bei dem man in den Vorjahren die Kameraden angezählt hätte – nicht ausreichend Übungsstunden zu leisten – jetzt hinnehmbar wäre
„Zehren geht nicht auf alle Zeit. Wir müssen andere Wege finden.“ Online-Unterricht sei zwar schön und gut, doch es bringe wenig, wenn die Praxis auf der Strecke bleibe. Zuletzt habe man es mit Lehrvideos probiert und eine Art Wettbewerb daraus gemacht. Die besten Lehrvideos wurden mit Preisen ausgezeichnet. Doch die Zeit, die in einem solchen Video stecke, stünde in keinem Verhältnis zu dem, was am Ende an Wissen hängen bleibe. Zudem lebe die Feuerwehr auch von der Kollegialität. „Die Umstellung auf Online ist möglich, aber nicht das, was die Leute suchen. Es ist kein Ausgleich vom Beruf“, sagt Mann. Viele der Kameraden seien ohnehin schon den ganzen Tag für ihre Arbeit am PC. Daher sei es verständlich, wenn sie das bei ihrem Hobby nicht auch noch wollten.
Wann die Freiwillige Feuerwehr ihren Übungsbetrieb wieder aufnehmen kann, ist unklar. „Erst einmal bis auf Weiteres“, sagt Woitaschek. Laut der Empfehlung des Landkreises Heilbronn, der sie vom Innenministerium übernommen hat, dürfen Ausbildungen an Neufahrzeugen oder neubeschafften Geräten, die kurzfristig in den Einsatzdienst überführt werden sollen und Ausbildungen, die unaufschiebbar für die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr erforderlich sind und bereits begonnen wurden, weiterhin stattfinden. In beiden Fällen ist ein strenges Hygienekonzept anzuwenden und zu dokumentieren.