Dunkelblau und orange waren am vergangenen Samstag die dominierenden Farben in den Straßen und Gassen von Untereisesheim. Kein Wunder, wenn man bedankt, dass dort ab 8.30 Uhr insgesamt 352 Jugendfeuerwehrangehörige und Betreuer aus dem gesamten Landkreis Heilbronn unterwegs waren, um an der zweiten Adventure-Tour der Kreisjugendfeuerwehr Heilbronn teilzunehmen. An dem Spektakel beteiligten sich 41 Mannschaften aus 25 Städten und Gemeinden des Landkreises.
Die beiden Organisatoren Alexander Blind und Knut Steinbauer hatten sich dabei einen speziellen Zeitplan ausgedacht, um Stauungen an den einzelnen Stationen zu vermeiden. Hierzu zählte auch die Aufteilung in eine östliche und westliche Tour durch den Ort. Zu lösen waren neben Denksportaufgaben und Wissensfragen natürlich auch zahlreiche Spielstationen, damit für die Teilnehmer ein abwechslungsreicher Verlauf gewährleistet war und keine Langeweile aufkommen konnte.
Ob beim Leinenbeutel-Zielwerfen, bei dem eine Feuerwehrleine samt Beutel in ein Punktefeld möglichst weit und zielgenau geworfen werden und der Werfer das Leinenende am Schluss auch noch in der Hand behalten musste, oder beim „Spritzhäuschen“ - hier mussten von jedem Teammitglied die danebenstehenden Auffangbehälter in kürzestmöglicher Zeit mit Wasser befüllt werden - die Mädchen und Jungs der einzelnen Jugendfeuerwehren waren eifrig und engagiert bei der Sache. Schließlich galt es, dem Vorjahressieger, der Jugendfeuerwehr Bad Friedrichshall, den Wanderpokal abzujagen.
Absolutes „Highlight“ der Adventure-Tour-Stationen war die Position „Fährmann hol über“ am Mühlbachsee. Jeweils eine Mannschaft, bestehend aus drei Jugendlichen musste den Mühlbachsee in einem Schlauchboot überqueren. Dabei war quer über den See ein Stahlseil gespannt, an dem sie sich und ihr Boot über das Gewässer ziehen mussten. Auf der anderen Seite angekommen, wurde das Boot an drei weitere Teamkollegen übergeben. Diese mussten dann noch zwei Sandsäcke mitnehmen und den Weg wieder ans gegenüberliegende Ufer suchen. Dass dieses Wasserspiel nicht ohne „Opfer“ bleiben würde, war abzusehen. Der erste, der mit dem „kühlen Nass“ Bekanntschaft machte, war ein Junge der gastgebenden Jugendfeuerwehr Untereisesheim.
Nicht minder interessante Spielstationen, wie z.B. Sackhüpfen, ein Armaturen-Puzzle, Holzskifahren, Schlauchzielwerfen, Schubkarrenrennen und Kistenstapeln rundeten das Actionangebot ab.
Ihr Können mussten die Jugendlichen auch beim Gewichtschätzen unter Beweis stellen: Von einem Metallrohr musste mit einem Rohrabschneider ein Stück abgeschnitten werden. Mit zwei möglichen Versuchen mussten die Mannschaften die Länge schätzen, um ein Gewicht von 200 Gramm zu „ersägen“, damit die volle Punktzahl erreicht werden konnte.
Jedoch nicht nur Spaß und Spiel waren gefragt, auch pädagogische Elemente waren bei der Adventure-Tour vertreten. In einem „Kimspiel“ hatten die Jugendfeuerwehrangehörigen zum einen ihre Merkfähigkeit unter Beweis zu stellen und zum anderen wurde das Gehör getestet. Gleiche Paare - die in kleinen Filmdosen verpackt waren - mussten anhand ihrer Klangeigenschaften herausgefunden bzw. erraten werden.
Um den Event abwechslungsreich zu gestalten, waren neben Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Teamgeist - wie bei den Action-Stationen - auch Wissen, Allgemeinbildung und Improvisationstalent gefragt.
„Die Jugendlichen sollen hier ein besonderes Gemeinschaftsgefühl erleben“, so Knut Steinbauer. Besonders wichtig findet er hierbei, dass neben der Förderung des notwendigen Teamgeistes auch der „Wir-Gefühl“ gestärkt und auch die Zusammenarbeit sowie das Kennenlernen der einzelnen Jugendfeuerwehren des Landkreises untereinander gefördert wird. „Es ist unerlässlich, dass die Jugendlichen auch einmal über den Tellerrand hinausschauen und überörtliche Kontakte knüpfen“, ist Knut Steinbauer überzeugt. „Das erleichtert später im aktiven Dienst die Zusammenarbeit untereinander wesentlich“, so der stellvertretende Kreisjugendfeuerwehrwart weiter.
Die Wissensfragen stellten als ausgleichender Part zum „Actionteil“ dann besondere Anforderungen an die Fähigkeiten der einzelnen Teams zur Beschaffung der benötigten Informationen. Durch Befragen der Untereisesheimer Bevölkerung, Nachlesen auf Schau- oder Informationstafeln und - natürlich wie bei „Wer wird Millionär?“ - dem „Telefonjoker“, sprich Handy, war der Ideenreichtum der Mädchen und Jungen gefordert, um an die jeweils richtigen Lösungen zu kommen.
Wer wusste, dass die drei Begriffe „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ aus den Tagen der französischen Revolution im 18. Jahrhundert stammten, hatte die Punkte schon einmal sicher.
„Wie viel Räder hat eine Boeing 747?“ Wer 18 als Antwort herausbrachte bzw. ankreuzte, bekam die volle Punktzahl. Manche Teams waren bei der Lösungsfindung hier sehr erfindungsreich - sie kannten einen Mitarbeiter der Stuttgarter Flughafenfeuerwehr und holten sich dort kurzerhand die benötigte Information.
Insgesamt waren mit den Feuerwehrangehörigen der Untereisesheimer Feuerwehr 60 Helfer um Kommandant Gustav Müssig und Kreisjugendfeuerwehrwart Wolfgang Hagner den ganzen Tag über im Einsatz, um entweder die Teilnehmer zu verpflegen oder als Schiedsrichter an den einzelnen Stationen, in der Logistik oder als Fahrer zum Gelingen dieser Adventure-Tour beizutragen.
Anlass für die Ausrichtung der zweiten Adventure-Tour in Untereisesheim war das 20jährige Bestehen der dortigen Jugendfeuerwehr.
Gustav Müssig erinnerte sich in einem kurzen Rückblick an die Anfänge und bekräftigte die Notwendigkeit einer aktiven Jugendarbeit zur Nachwuchs- und Bestandssicherung der freiwilligen Feuerwehren im Land.
Auch Reinhold Korb, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn, unterstrich die Aussagen seines Vorredners und bedankte sich bei den Organisatoren und allen Helfern für das gute Gelingen der Veranstaltung.
Kreisjugendfeuerwehrwart Wolfgang Hagner bedankte sich außerdem für die zuteilgewordene Unterstützung durch die Firmen Campina sowie Knorr und erläuterte dass die Adventure-Tour künftig im zweijährigen Wechsel mit dem Indiaca-Turnier stattfinden soll.