Oliver Wörz ist seit gut 20 Jahren bei der Heilbronner Berufsfeuerwehr. Körperliche Fitness ist in seinem Beruf das A und O. Doch manchmal muss auch er den inneren Schweinehund besiegen.
Von Heike Kinkopf
Sie schwitzen in voller Montur, sie laufen mit 30 Kilogramm Ausrüstung die Treppen hoch und haben dazu den Druck, Menschen zu retten. Die Berufsfeuerwehr Heilbronn ist nichts für müde Sofahocker. Das Auswahlverfahren für Bewerber? Hart. Oliver Wörz aus Neckargartach gehört seit gut 20 Jahren der Wehr an. Der 45-Jährige sagt im Interview, wie er sich für die Rettungseinsätze fit hält.
Sind Sie der fitteste Mann der Heilbronner Berufsfeuerwehr, Herr Wörz?
Oliver Wörz: In meiner Altersgruppe - vielleicht. Die jungen Kollegen mit Anfang 20 haben aber sicher bessere Fitnesswerte als ich.
Wie halten Sie sich fit?
Wörz: Wir absolvieren in der Feuerwache ein Mal in der Woche Dienstsport. Privat gehe ich zwei Mal die Woche ins Ringertraining. Und gelegentlich, wenn das Wetter gut ist, gehe ich auch laufen. Außerdem fahre ich jeden Tag acht Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Reicht das, um den Einsatzalltag gut zu meistern?
Wörz: Auf alle Fälle. Bei den eineinhalb Stunden Dienstsport unter Anleitung machen wir oft Übungen nur mit dem eigenen Körper, also ohne Gewichte. Dabei spüre ich manchmal Muskeln, von denen ich nicht wusste, dass ich sie überhaupt habe (lacht). Das ist anstrengend, dennoch sollte jeder Feuerwehrangehörige darüber hinaus in seiner Freizeit regelmäßig sportlich aktiv sein.
Sind Sie ein absoluter Sportfreak?
Wörz: Nein, ich kann auch ohne Sport sehr gut entspannen.
Müssen Sie auch schon mal den inneren Schweinehund besiegen, um zu trainieren?
Wörz: Oh ja. Ich bewundere Menschen, die den inneren Schweinehund nicht kennen. Ich bin auch nicht immer motiviert. Das Laufen beispielsweise macht mir im Sommer einfach mehr Spaß, aber mit der richtigen Kleidung raffe ich mich auch im Winter dazu auf.
Welche Rolle spielt bei der Motivation das Pflichtbewusstsein im Beruf?
Wörz: Hm, es ist mehr eine Motivation als pures Pflichtbewusstsein dem eigenen Körper gegenüber. Gerade das Ringertraining in der Halle hilft mir dabei, die Grundkondition zu halten.
Messen Sie sich mit den jungen Leuten?
Wörz: Der Ehrgeiz ist da. Klar. Aber irgendwann muss man die körperlichen Grenzen erkennen. Ich muss heute mehr Aufwand betreiben, mehr trainieren, um das Niveau wie in jungen Jahren zu erreichen.
Merken Sie bei einem Einsatz, ob Sie fit sind oder etwas mehr tun sollten?
Wörz: Bei mir reicht es immer. Die Kraft spielt bei mir weniger eine Rolle. Wenn überhaupt, ist es eher eine Frage der Kondition. Wir sind im Einsatzfall sehr warm angezogen, man fühlt sich wie in einer „Ein-Mann-Sauna“. Dazu nehmen wir umfangreiche Ausrüstung zum Einsatzort mit. Wenn wir zum Beispiel in den vierten Stock eines Gebäudes laufen müssen und dann noch der Stress einer Menschenrettung hinzukommt, braucht man eine sehr gute Kondition.
Wie sind Sie beim Bewerbungsverfahren an den Sporttest herangegangen?
Wörz: Ich war damals durch das Ringen topfit. Vor dem Diktat und dem Mathetest hatte ich mehr Respekt. Sportlich wusste ich, was ich kann und wo ich stehe. Ich dachte mir, am Sporttest wird's nicht scheitern. Das Wasser ist zwar nicht so mein Metier, beim Schwimmen und Tauchen habe ich dann aber trotzdem ganz gut abgeschnitten.
War es trotzdem hart?
Wörz: Ja. Weil alle Disziplinen und Übungen hintereinander dran kommen: Erst zwölf Minuten so weit sprinten, wie man kommt - ich schaffte damals mehr als 3000 Meter - und anschließend ging es zum Schwimmen. Wie Zehnkämpfer müssen Bewerber verschiedene Sportarten an einem Tag ausüben. Das ist schwer. Wer sich auf die Sportprüfung vorbereitet, sollte nicht nur die einzelnen Disziplinen trainieren, sondern diese auch hintereinander absolvieren können.
Und nun bestehen Sie seit mehr als 20 Jahren den jährlichen Check?
Wörz: Bei der arbeitsmedizinischen Untersuchung müssen wir regelmäßig einen Seh- und einen Hörtest sowie ein Belastungs-EKG bestehen. Auch im Bereich des Atemschutzes und der Tauchertauglichkeit werden wir als Berufsfeuerwehrleute regelmäßig untersucht und müssen dazu jährlich eine Belastungsübung in der Atemschutzübungsanlage meistern.
Bei welchen Einsätzen kommen Sie ins Schwitzen?
Wörz: Bei Einsätzen, bei denen wir hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind. Wenn wir zum Beispiel in einem Hochhaus zu Fuß über die Treppe, ohne speziellen Feuerwehraufzug, ins achte Stockwerk laufen müssen, ist dies extrem anstrengend. Neben der vorgeschriebenen Schutzausrüstung muss hierbei nämlich ein Atemschutzgerät sowie weitere Ausrüstungsgegenstände mit einem Gesamtgewicht von rund 30 Kilogramm getragen werden.
Wie funktioniert das mit der Ausbildung?
Wer zur Berufsfeuerwehr möchte, absolviert vorher eine Ausbildung im handwerklichen oder technischen Bereich, sagt Jürgen Vogt, Sprecher der Heilbronner Feuerwehr. Bewerber legen vormittags eine theoretische Prüfung ab, darunter eine Stunde Mathematik, 30 Minuten Diktat, 40 Minuten Technik. Im Sporttest stehen beispielsweise Liegestütze, Medizinballwurf, 400-Meter-Lauf und Personenrettung auf dem Programm. Die Heilbronner Wehr stellt das Anforderungsprofil für Anwärter in der Zeit der Stellenausschreibungen auf ihrer Homepage online. Wer sich auf die Prüfung vorbereiten möchte, sollte frühzeitig mit dem Training beginnen, rät Vogt.