Wer am Sonntagmittag in Richtung Industriegebiet Schwaigern schaute, sah über der Recyclingfirma Kurz eine dunkle Rauchwolke in den Himmel steigen. Bekam man den Qualm in die Nase, konnte man riechen, wie sehr der Rauch stank. Doch wie gefährlich war der Qualm? Immerhin wurden die Bürger in Schwaigern und Leingarten über das Radio aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Und die Feuerwehr ermittelte Salzsäure im Rauch.
Warnung ist Routine
„Zunächsteinmal ist eine Rundfunkdurchsage bei einem Brand dieser Größe reine Routine“, sagt Dr. Stefan Sendelbach, Fachberater Chemie der Feuerwehr. Der Neckarsulmer Chemiker hatte bei den Messungen die Salzsäure festgestellt. „Dadurch konnten wir schnell sicher sein, dass in der Halle auch PVC brennt.“
Aufgrund der Messungen entschied die Einsatzleitstelle, niemanden ohne Atemschutz in die Halle zu schicken. „Es bestand aber keine Gefahr außerhalb des Rauches und in 100 Meter Entfernung war der Chlorwasserstoff (Anm. d. Redaktion: Salzsäure) nicht mehr nachweisbar“, sagt Sendelbach. „Selbst wenn Personen direkt in der Wolke gestanden hätten, dann würden sie das zunächst einmal merken. Aber wir haben keine Hinweise, dass Leute über Atemreizungen geklagt hätten.“ Er sagt auch Im Rauch selbst, habe man bei den Stichproben keine höhere Konzentration gemessen, als die maximal am Arbeitsplatz zulässige.
Wind stand günstig
Auch der Schwaigerner Feuerwehrkommandant Albert Decker sieht keine Gefahr für die Bürger: „Der Rauch ist an Leingarten vorbei in südöstlicher Richtung zum Heuchelberg gezogen.“ Der Aufruf, Fenster und Türen geschlossen zu halten, war für ihn dennoch eine wichtige Vorsichtsmaßnahme. „Schließlich muss niemand unbedingt Brandrauch einatmen.“ Schließlich sei Rauch grundsätzlich gesundheitsschädlich, sagt Stefan Sendelbach sätzlich, so der Fachmann, sei Rauch aber immer gesundheitsschädlich. „Und bei jedem Brand, auch am Lagerfeuer, entstehen Schadstoffe. Das ist was Natürliches.“
Stichwort: Angst vor dem Rauch
Bei der Verbrennung von PVC können Dioxine entstehen. Entscheidend für ihre Bildung ist die Temperatur (bei 300°C bildet sich viel Dioxin, ab 600°C wenig) und die Menge an Sauerstoff (viel Sauerstoff ist förderlich), Kupfer wirkt als Katalysator. Beim Schwaigerner Großbrand waren diese Bedingungen nur bedingt gegeben. Insgesamt beschäftigte der Großbrand etwa 225 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK und Rettungsdienst. Keinem der Hilfskräfte ist etwas passiert.