Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Wie ein Feuerwehrmann mit Feuerwehr-Autos entspannt

Heilbronnvon Heilbronner Stimme

Frank Hägele arbeitet bei der Heilbronner Berufsfeuerwehr und beschriftet Einsatzfahrzeuge. Nach der Arbeit entspannt er, indem er in seinem Hobbykeller dasselbe macht. Nur in einem viel kleineren Maßstab.

Von Heike Kinkopf

„Ich will Feuerwehrmann werden“, ruft der kleine grüne Drache Grisu in der Zeichentrickserie. Für die meisten bleibt das ein Kindheitstraum. Aber nicht für Frank Hägele. Er macht als 15-Jähriger bei der Freiwilligen Feuerwehr in Untergruppenbach mit.

Heute gehört Hägele der Berufsfeuerwehr Heilbronn an, löscht Brände, befreit Unfallopfer aus ihren Fahrzeugen, pumpt überschwemmte Keller aus, arbeitet tagsüber, macht Nachtschichten. „Wenn ich nach Hause komme, kann ich mich nicht hinlegen“, sagt er.

Hägele trinkt einen Kaffee und geht in den Keller. Dort baut er mit ruhiger Hand und konzentriertem Blick in Millimeterarbeit Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr nach. „Ich entspanne mich dabei.“

Zur Entspannung lötet er Mini-Blaulichter zusammen

Der 51-Jährige kommt an jenem Morgen von der Nachtschicht. Leichtfüßig nimmt er die Treppenstufen hinab in den Keller des Hauses in Flein. Die Wände des Hobbykellers sind in einem freundlichen Gelb gestrichen. Durch einen Lichtschacht fällt Tageslicht in den Raum. Er ist nicht groß − das winzige Arbeitsmaterial und die Werkzeuge beanspruchen kaum Platz.

Hägele hält ein schwarzes Plättchen zwischen Daumen und Zeigefinger. „Das ist ein Kühlergrill“, sagt er und setzt mit der freien Hand die dunkel gerahmte Brille auf. 15 Millimeter misst das Teil. Die Löcher in dem Plättchen mit den zwei abgerundeten Ecken sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen.

Frank Hägele nimmt ein Stück Draht und fingert ihn durch eins der kleinen Löcher, die er mit einer kleinen Bohrmaschine gemacht hat. Zuvor zwickt er mit der Zange den Anfang des Drahts ab, die Enden schließt Hägele an eine Batterie an. Plus-Pol und Minus-Pol.

Und was passiert? Der Draht leuchtet blau. Das Lichtsignal am Kühler funktioniert. Dank der gerade mal 0,2 Millimeter dünnen Drähte mit integrierter LED-Beleuchtung.

Jedes Detail muss bei den Mini-Feuerwehrautos stimmen

Unglaublich viele Details haben Hägeles Modellautos. Wer weiß schon, wie viele Leuchten an einer Heckwarnanlage eines echten Feuerwehrautos angebracht sind? Wer hinter einem Einsatzwagen herfährt, kann sie zählen. Es sind 16 gelbe Leuchten und zwei größere blaue. Frank Hägele kennt jede noch so kleine Kleinigkeit aller Einsatzfahrzeuge der Heilbronner Wehr.

Beim Nachbauen geht Hägele planvoll vor. Zunächst macht er Fotos von dem Fahrzeug, das er in Miniatur anfertigen möchte. Mit einem Meterstab und einem Maßband misst er die einzelnen Teile. „Die Originalgröße geteilt durch 87 ergibt die Modellgröße“, erklärt er. Zu Hause fertigt er Skizzen an.

Dann zieht er los und kauft im Spielzeugladen kleine Lastwagen und Feuerwehrautos, daheim zerlegt er sie. Einzelne Teile davon dienen ihm mitunter als Zubehör, das er verbauen kann. So verwendet Hägele beispielsweise Räder eines Spielzeug-Lastwagens für einige Modelle. Wenn sie allerdings nicht exakt zu seinem Feuerwehrauto passen, lässt er die Finger davon. Hägele nimmt es ganz genau.

Das Skalpell vom Zahnarzt ist ein wichtiges Werkzeug

Bestimmte Bauteile sind bei einigen Einsatzfahrzeugen gleich, die Fahrerkabine etwa. Hägele fertigt deshalb ein Urmodell an. Aus dem Kunstharz Resin gießt er seine Rohlinge. So macht er es zum Beispiel beim Aufbau für ein Löschfahrzeug. Hägele greift zum Skalpell. „Das habe ich mir von einem Zahnarzt besorgt“, erzählt er.

Nun fährt er vorsichtig mit der scharfen Klinge an einem etwa daumengroßen Gehäuse entlang, schabt überstehende Kanten ab. Wer es weiß, erkennt darin die Ausbuchtungen in der Karosserie, die für die Räder vorgesehen sind. „Ich kann nicht blasenfrei gießen“, sagt er und entfernt einen Resin-Rest.

Bei anderen Einzelteilen wiederum nimmt Hägele fünf identische handelsübliche Spielzeugautos, zersägt sie und bastelt aus einigen Komponenten ein selbstgemachtes Unikat für sein spezielles Modell. Hägele macht sich ans Fahrgestell. Er sägt dünne Kunststoffröhrchen zurecht, die wie die Halme von Bastelsternen aussehen, und verbindet sie mit Hilfe von Kunststoffkleber.

„Manchmal höre ich dabei Helene Fischer.“ Das Radio klemmt unter der Arbeitsplatte − selbstgezimmert. Natürlich.

Die Feuerwehr-Kameraden sind beeindruckt, wie genau die Modelle sind

Detailtreue ist das A und O. „Ich will dem Original so nah wie möglich kommen“, sagt Hägele. Seine Kameraden bei der Feuerwehr seien oft perplex, wie gut ihm das gelinge. Zur Nachbildung von Windschutzscheiben oder Seitenfenstern verwendet er Klarsichtverpackungsfolie. Für die Inneneinbauten greift er zu Riffelblech.

Zum Lackieren der einzelnen Teile nimmt er, und wie könnte es auch anders sein, den original Lack der großen Fahrzeuge. In der heimischen Fahrradgarage steht ein Kompressor für die Airbrush-Pistole.

Als Feuerwehrmann beschriftet Hägele die echten Einsatzfahrzeuge

Frank Hägele hat bei der Berufsfeuerwehr eine Aufgabe, die ihm bei seinem Hobby nützlich ist, er ist für die Beschriftung der echten Einsatzfahrzeuge verantwortlich. Das Design stammt aus seiner Hand. Deshalb weiß er genau, welche Schriftart und Schriftgröße seine Modelle zieren müssen, um wie die Originale auszusehen.

Hägeles Laserdrucker enthält sogenannte Nassschiebefolie statt Papier. Die bedruckte Folie legt er ins Wasser. Mit einer Pinzette nimmt er den Schriftzug, der sich von der Folie gelöst hat, und schiebt ihn vorsichtig auf das Modellauto. Klarlack drüber, fertig.

Im Hobbykeller geht es zum Glück nicht um Leben und Tod

Wenn der 51-Jährige nicht im Keller seinem Hobby nachgeht, macht er Sport. Er fährt Fahrrad, im Winter Ski. Da ist außerdem die Familie, um die er sich kümmert. Rund um das Haus in Flein gibt es immer etwas zu tun. Im Keller aber vergisst der Feuerwehrmann die Zeit. Im Winter könne es passieren, dass er morgens um 10 Uhr loslegt und erst nachts aufhört. „Aber das mache ich nicht täglich“, versichert er, denn die Familie sei ihm wichtig.

Nur wenn er ein Modell fertig bekommen möchte, schaut er nicht auf die Uhr, und die Zeit vergeht wie im Flug. Doch Hektik kommt dabei keine auf. Zu Hause im Hobbykeller geht es nicht, wie so manches Mal bei den Feuerwehr-Einsätzen, um Leben und Tod.

Die meisten Miniaturen stehen in der Feuerwache in einer Vitrine

Hägele schlägt aus seinen Modellen kein Kapital. Der eine oder andere Kollege bekommt schon mal ein Modellauto zum Geburtstag geschenkt. Allen anderen bleibt dagegen nur der Blick in die Vitrine in der Hauptwache der Feuerwehr an der Beethovenstraße.

„Wie viel kostet so eins?“ Beim jüngsten Tag der offenen Tür der Heilbronner Feuerwehr versammeln sich zahlreiche Kinder, Eltern und Großeltern um einen Schaukasten. Die nachgebaute Hauptwache mitsamt der Modellautos zieht die Blicke vieler Besucher auf sich. So ein kleines Fahrzeug würden sie gerne zu Hause haben. Frank Hägele lacht und wehrt ab: „Die sind nicht zu verkaufen.“ Die vielen Stunden, die er in seiner Freizeit in ein Modell investiert, seien unbezahlbar.

Der feinteilige Modellbau ist Frank Hägeles Passion. Mehr noch. „Es ist wie ein Kick“, beschreibt er sein Gefühl beim Planen, Tüfteln, Nachbauen. Das nächste Fahrzeug, das er zu Hause in Angriff nehmen will, hat er bereits vor seinem geistigen Auge. Ein neuer Gerätewagen Gefahrgut soll von Oktober an den Fuhrpark der Heilbronner Berufsfeuerwehr ergänzen. Frank Hägele lächelt: „Ich habe schon die Zeichnungen angefertigt.“