Sicherheitstraining - Im Einsatz zählt jede Sekunde. Und trotzdem soll der Feuerwehrmann mit dem Löschfahrzeug, der Drehleiter oder dem 15 Tonnen schweren Tanklastzug besonnen und vorausschauend fahren. Ein Widerspruch? "Nein", sagt Bastian Scheithauer. Der Neckarwestheimer einer von 90 Aktiven aus dem Landkreis, die am Wochenende auf dem Kolbenschmidt-Parkplatz in Neckarsulm trainieren: Sicherheit. Die geht vor. "Und wenn wir nicht am Einsatzort ankommen, dann ist niemandem geholfen", sagt der 22-jährige Gruppenführer.
Unberechenbar Ein Fußgänger, der das Martinshorn hört, das Blaulicht sieht und doch vor dem heranbrausenden Feuerwehrfahrzeug über die Straße eilt. Ein Autofahrer, der vor Schreck voll auf die Bremse tritt und zur Überraschung der Feuerwehr auf der Fahrbahnmitte plötzlich stehen bleibt. Ein Kind, das sich losreißt. "Alles schon gehabt", sagt Volker Lang, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes.
Hellwach muss der Feuerwehrmann am Steuer sein. Blitzschnell reagieren. Ausweichen oder voll in die Eisen steigen. Er ganz allein ist verantwortlich für das, was passiert. Denn für das Rettungsfahrzeug sind die Regeln der Straßenverkehrsordnung nicht aufgehoben, bestätigt Bernhard Mai, Chef des Neckarsulmer Polizeireviers. Im Falle eines Falles wird der Retter zur Rechenschaft gezogen.
"Folglich muss man sein Fahrzeug genau kennen", sagt Reinhold Gall, Vorsitzender des Heilbronner Kreisfeuerwehrverbandes. Und darum geht"s. Trotz Hektik, Stress und erhöhtem Puls müssen die Fahrer vernünftig durch die Straßen steuern. Ihr Fahrzeug sollen sie aus dem Effeff beherrschen, die Tücken der Bremsanlage kennen. Wissen, wie der rote Lkw reagiert, wenn man mit ihm ruckartig ausweicht.
Bekanntlich wird das Steuern umso schwieriger, je höher der Schwerpunkt eines Fahrzeugs wird. Und fast jeder Lastwagen der Feuerwehr hat einen Aufbau, der bei voller Beladung das Verhalten des Fahrzeugs etwa beim Bremsen oder Steuern völlig verändert. Ralf Liss (47) sitzt mit Scheithauer im Führerhaus. Er am Steuer. Eine Herausforderung: Die alte Kiste hat 26 Jahre auf dem Buckel. Das fehlende Anti-Blockiersystem muss Liss mit dem Fuß ersetzen. Auf die Bremse, runter und wieder drauf: Stotterbremse nennt man das. Wer hier nicht mit Feingefühl arbeitet, fliegt aus der Spur. Vor allem auf der mit Wasser und Schmierseife besprühten Plastikplane. "Die ist so rutschig wie Schneematsch", sagt Heiner Wilhelm. Der 63-jährige Personenschützer des Bundeskriminalamtes kommt aus Sonthofen. Er hat Blüm, Westerwelle und Trittin begleitet, ist selbst Feuerwehrmann. Und daher auch um den Schutz der Kameraden bemüht. Mit den Kollegen von der Verkehrsfachschule Markdorf bringt er den Teilnehmern an fünf Stationen Tricks und Kniffe bei.
Mit dabei sind auch die 18jährige Feuerwehrfrau Tanja Herold und ihre 19-jährige Kollegin Franziska Solisch. Beide fahren den MTW in Bad Wimpfen, den Mannschaftstransportwagen. Zwar eine kleine Nummer, aber für beide eine neue Erfahrung. "Anfangs hatte ich Panik", sagt Herold. Denn auch dieses Kastenfahrzeug hat kein ABS. Und Solisch hat gemerkt, wie das Fahrzeug nach rechts ausbrechen wollte.
Verantwortung "Wir haben Verantwortung für die Kameraden, für andere Verkehrsteilnehmer, und wir sind ja auch mit bis zu 250 000 Euro teuren Fahrzeugen unterwegs, die der Steuerzahler bezahlen muss", sagt Liss nach seiner letzten Runde und ist mit seinem Kollegen Scheithauer einer Meinung: "Der Einsatz ist zu 50 Prozent erfolgreich, wenn unterwegs nichts passiert."
Bild: Schmierseife und Wasser machen die Plastikplane zur rutschigen Piste. Eine Herausforderung für die Einsatzfahrer. Auch bei widrigem Wetter − Regen, Schnee und Eis − sollen die Wehrmänner ihre schweren Lastwagen beherrschen. (Foto: Andreas Veigel)