Wasser spritzt. Reifen quietschen. Hände packen zu. Als die jungen Feuerwehrleute am Freitag auf der nassen Schleuderstrecke des Verkehrsübungsplatzes am Wartberg am Lenkrad zerren, kommen sie sich fast wie im Ernstfall vor. Das kennen sie nicht nur von ihrem eigentlichen Einsatz etwa bei einem Brand, sondern schon auf dem Weg dorthin. "Bei einer Alarmfahrt zum Einsatzort kommt es öfter, vielleicht alle paar Sekunden, zu gefährlichen Situationen", berichtet Michael Mühleck von der Neckarsulmer Feuerwehr aus der Praxis. Den richtigen Fahrstil im Notfall beschreibt der 25-Jährige so: "Nicht rambomäßig, mit Köpfchen und Feingefühl."
Grenzsituation Wie man mit Feingefühl und vor allem sicherer fährt, das lernen an diesem Wochenende 150 junge Feuerwehrleute aus dem ganzen Land, 40 davon aus der Stadt und dem Landkreis Heilbronn. Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) will mit der finanziellen Unterstützung des Parkhauskonzerns Apcoa künftig verstärkt Sicherheitstrainingskurse speziell für die Unfallhochrisikogruppe der bis zu 25-Jährigen anbieten. Den Anfang dieser "vorbildlichen Initiative", wie sie DVW-Präsident Kurt Bodewig in einer Pressekonferenz nannte, machten nun junge Retter.
Keine schlecht ausgewählte Gruppe. Denn, so Heilbronns Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim, die jungen Feuerwehrleute geraten nicht nur durch die gebotene Eile mit eingeschaltetem Blaulicht in Grenzsituationen. "Fast gefährlicher sind noch die Fahrten mit ihren Privatfahrzeugen zur Feuerwehr, wenn sie zu Einsätzen gerufen werden." Denn auf diesen Strecken macht ihnen eben kein Blaulicht und Martinshorn den Weg frei. Eberhard Jochim schätzt, dass von den 100 000 Kilometern, die die Heilbronner Feuerwehr pro Jahr zu rund 1800 Einsätzen zurücklegt, nur ein Drittel sogenannte Alarmfahrten sind.
Chaos Doch die Sonderzeichen, wie die Alarmsignale im Fachjargon heißen, schützen nicht vor heiklen Situationen. Jochim: "Das Hauptproblem sind Autofahrer, die nicht Platz machen, wenn die Feuerwehr kommt." Wenn es mehrere Fahrspuren gibt, bricht beim Gassebilden regelmäßig das Chaos aus. Ein Graus für die Retter, die ja eigentlich immer in zehn Minuten am Einsatzort sein müssten, so die Vorgabe in den Vorschriften. Und das bei jedem Wetter. Dass die Parkmoral zumal in Brandschutzzonen nachlässt, macht den Job von Jochims Truppe auch nicht einfacher.
So gleichen die Einsatzfahrten der Feuerwehr einem Slalom durch einen Hindernisparcours mit Zeitlimit. Keine leichte Aufgabe. Angesichts dieser Stresssituationen muss es fast verwundern, dass Unfälle mit den Rettungsfahrzeugen eher selten vorkommen. Im Schnitt etwa einer pro Jahr taucht in der Statistik der Heilbronner Feuerwehr auf. "Doch dass Spiegel abgefahren werden oder ähnliche kleinere Schäden zurückbleiben, das passiert öfter", berichtet Kommandant Jochim. Das Sicherheitstraining sei darum sinnvoll. Der Neckarsulmer Feuerwehrmann Michael Mühleck würde sich nur wünschen, dass es auch mit den Schwerlastfahrzeugen der Wehr regelmäßig stattfinden würde: "Das wäre top."
Bild: Rutschpartie bei der Kreisverkehrswacht am Wartberg: Junge Retter der Feuerwehr gingen mit ihren Autos auf die Schulungspiste. (Foto: Guido Sawatzki)