Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Wenn es blitzschnell gehen muss

Neckarsulmvon Marc Thorwartl, HSt

Eine beschauliche Stille liegt über dem Ortskern von Obereisesheim. Aus den Kaminen steigt Rauch auf, Passanten laufen auf dem Bürgersteig, kein Auto ist auf den Straßen unterwegs. Um 9.32 Uhr ist es mit der Idylle schlagartig vorbei. Laut heult die Feuer-Sirene der Wilhelm-Maier-Schule (WMS) auf, die jährliche Übung der freiwilligen Feuerwehr Neckarsulm ist angelaufen. Zeitgleich drückt Kommandant Hermann Jochim aus Neckarsulm seine Stoppuhr. Ab jetzt zählt jede Sekunde.

Drei Monate hat die Vorbereitung der Feuerwehrübung in Anspruch genommen. Von Anfang an mit dabei: Arnd Seufer aus Obereisesheim. „Es ist eine zweiteilige Übung. Zum einen soll die Schule geräumt werden, und dann retten wir sieben Verletzte aus dem brennenden Schulgebäude“, umreißt er die geplanten Aktionen.

Teil eins der Übung läuft perfekt. Um 9.36 Uhr erreicht auch die letzte Klasse der WMS ihren Bestimmungsort am Kontrollpunkt. Ruhig haben sich die 375 Schüler aus den Klassenräumen zu den Buchten in sicherer Entfernung zum Brandherd begeben. Die Lehrer überprüfen anhand des Klassenbuches die Vollzähligkeit und geben Entwarnung: Alle Schüler haben das Gebäude verlassen.

Großeinsatz Nicht ohne Stolz beobachtet Rektorin Irene Lengle das Geschehen. Lediglich sie und ihr Stellvertreter sind von der Übung vorab informiert worden. „Jede Schule muss innerhalb der ersten sechs Wochen des neuen Schuljahres eine Feuerwehrübung abhalten. So ein Großeinsatz unter Teilnahme der Feuerwehr ist aber etwas ganz Besonderes“, erklärt sie. Für die WMS ist die Übung umso wichtiger, da ein neuer Gebäudekomplex errichtet wurde und Teile des Altbaus renoviert wurden. Dadurch haben sich teilweise auch die Fluchtwege verändert. Deshalb ist Lengle erfreut, dass alles reibungslos klappt.

Während die Kinder in angemessener Entfernung in Sicherheit sind, beginnt die eigentliche Rettungsaktion der Feuerwehr. Dichter Rauch dringt jetzt aus den geöffneten Fenstern des Musiksaales und füllt den Schulhof. „Unsere Nebelmaschine leistet ganze Arbeit“, sagt Abteilungskommandant Werner Seufer und lacht. Um 9.45 Uhr wird der Rettungsruf an die Leitzentrale abgesetzt, keine 60 Sekunden später ist das Martinshorn der Feuerwehr zu vernehmen, und um 9.47 Uhr fährt das Löschgruppenfahrzeug der Abteilung Obereisesheim vor.

Von jetzt an geht alles blitzschnell. Die Mannschaft sitzt ab, Atemgeräte werden geschultert, Äxte gegriffen, Löschschläuche ausgerollt und Monturen angezogen. Zugführer Dirk Seufer instruiert den Angriffstrupp, zwei Feuerwehrleute, die als erste ins brennende Schulhaus eindringen. Mit einer Trage transportieren diese später einen Verletzten durchs Treppenhaus zum Ausgang und setzen ihn bei der Erstversorgungsstelle ab. Mittlerweile sind ein weiteres Löschgruppenfahrzeug und ein Drehleiterfahrzeug der Neckarsulmer Feuerwehr eingetroffen. Über die Leiter und den Rettungskorb gelangen eingeschlossene Schüler aus dem Musiksaal in Sicherheit. „Feuer schwarz, sieben Verletzte gerettet“, lautet die knappe Meldung von Dirk Seufer an Kommandant Jochim. Es ist 9.56 Uhr.

Abschließend geht es zurück in den Geräteschuppen. „Jetzt kommt der nächste Teil der Übung, der ist genauso wichtig“, erklärt Jochim und grinst. Bei einer deftigen Brotzeit erfolgt die Manöverkritik. „Ich bin stolz auf euch“, verkündet Jochim, „alles hat perfekt geklappt.“ Er weiß, was er an seinen Floriansjüngern hat. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass so viele freiwillige Feuerwehrmänner an einer Übung teilnehmen. Viele haben dafür extra Urlaub genommen oder wurden von den Betrieben freigestellt.“

Bild: Anweisungen mit dem Atemschutzgerät: Viele freiwillige Feuerwehrmänner nahmen an der Übung teil. Einige von ihnen haben für diesen Tag sogar extra Urlaub von der Arbeit genommen. (Foto: Marc Thorwartl)