Friedlich schläft ganz Fürfeld. Plötzlich reißt ein Heulton die Bürger gnadenlos aus den Träumen. Kurz danach sind davonbrausende Autos zu hören. Der Sirenenalarm ruft nicht nur in den Rappenauer Teilorten die Feuerwehr auf den Plan. Auch nachts.
Was sich vor kurzem in Fürfeld ereignete, ist in ländlichen Gemeinden des Landkreises Heilbronn selbst zu nachtschlafender Stunde noch gang und gäbe: Nach einem Alarm wurden Rollladen hochgezogen, die Menschen hinter den Fenstern schauten dem ausrückenden Feuerwehrauto nach. Manchem um seinen Schlaf gebrachten Bürger mochte diese Art der Alarmierung rückschrittlich vorkommen. Mancher mag sich verärgert gefragt haben, ob die Feuerwehr in unserer hoch technischen Zeit nicht auch diskreter gerufen werden kann. Sie kann, aber trotzdem gibt es im Landkreis Heilbronn noch immer zahlreiche Ortschaften, die ihre Wehr mit der Sirene zusammenrufen, obwohl das auch per Meldeempfänger ginge. Betroffen sind auch sämtliche Stadtteile von Bad Rappenau. Zum Beispiel stehen in Fürfeld den 29 Feuerwehrfrauen und -Männern nur 13 Meldegeräte zur Verfügung. Ihr Feuerwehrkommandant Harald Reinhardt sieht es aus einer anderen Warte: „Ich halte das für eine gefährliche Sache, wenn man sich nur auf den Melder verlässt. Besonders in dem Fall, wenn viele Leute gebraucht werden, ist die Alarmierung mit der Sirene sicherer. Auch derjenige, der ein Meldegerät hat, ist nicht immer erreichbar.“
Gerd Guggolz, stellvertretender Kommandant der Bad Rappenauer Feuerwehr, sieht hier eher ein finanzielles Problem. Es lohne sich nicht, noch mehr der momentan gängigen Fernmeldeempfänger anzuschaffen, weil der Bund ab 2008 das ganze System ändere. Dann werde über andere Frequenzen gesendet und nicht wie bisher über das Netz der Post. Das betreffe neben der Feuerwehr auch die Polizei. Guggolz meint: „Die Geräte sind in ein paar Jahren Müll. Es wäre keine sinnvolle Investition, weil man weiß, dass dann neue angeschafft werden müssen.“ Nur die Feuerwehrleute der Kernstadt Bad Rappenau haben Meldegeräte. Dies sei wegen der Anwohner gerechtfertigt, meint Guggolz: „Wir haben hier jährlich etwa 80 Einsätze. Da kann man nicht mehr über die Sirene alarmieren.“ Die Feuerwehren in den Stadtteilen würden jährlich nur fünf bis sechs Mal gerufen. „Lohnt es sich da, 20 000 Euro pro Einheit auszugeben?“ Außerdem werde die Feuerwehr bei kleineren Einsätzen nicht mit der Sirene alarmiert. „Hier gibt es ganz klare Richtlinien, wann die Sirene oder das Meldegerät benutzt werden muss“, betont der Vizekommandant. Die Gemeinden hätten hier keine Wahl: „Es hängt von der Art des Einsatzes ab. Der Disponent hat keine freie Möglichkeit; er muss sich an das Alarmstichwort halten.“
Aber generell stelle sich die Frage, ob dann, wenn ein Mensch in Not sei und so viele Helfer wie möglich zusammengerufen werden müssten, ein Sirenenalarm nicht doch vertretbar sei. Ob nach der Umstellung des Systems die Gemeinden flächendeckend auf eine stille Alarmierung übergehen können, bleibt abzuwarten. Guggolz: „Wir werden mit dieser Situation noch eine ganze Weile so weiterleben müssen.“