Wenn heute die Feuerwehren mit ihren modernen Löschfahrzeugen ausrücken, dann blinkt es blau, und das Martinshorn ist weithin hörbar. Vor 150 Jahren war das ganz anders. Wie es damals ablief, davon konnten sich die Besucher des Gundelsheimer Herbstfests beim Jubiläum am Sonntag überzeugen. Schon 1621 ordneten die Deutschherren eine Feuerlösch-Ordnung an. Im Jahr 1863 gründete sich in der Deutschordensstadt eine freiwillige Feuerwehr. Die besondere städtebauliche Situation mit den zahlreichen eng gestellten Fachwerkhäusern entlang der Schlossstraße erforderte einen geordneten Brandschutz.
Festakt In diesem Jahr feiert die Gundelsheimer Freiwillige Feuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen. Im März mit einem Festakt in der Deutschmeisterhalle, beim Herbstfest am Sonntag mit einem Tag der offenen Tür, einer historischen Feuerwehrübung bei der St. Nikolauskirche und einer Modenschau. „Alle weg, es brennt, Platz da vorne“, schrie der Höchstberger Abteilungskommandant und Kommandant der historischen Wehr, Dieter Klimmer, laut vom Kutschbock herunter und blies kräftig in sein Signalhorn. Das war auch nötig, denn zu dem Zeitpunkt füllte sich die Innenstadt gerade mit Besuchern des Herbstfests, die sich das seltene Feuerwehrspektakel nicht entgehen lassen wollten.
Zwei Deutsche Reiterponys zogen die original erhaltene Löschwasserpumpe zum Brandplatz, hinter dem Gefährt rannten Feuerwehrleute mit Butten auf dem Rücken her. Ein wahres Schmuckstück ist die Löschwasserpumpe, die 1893 in der Nähe der Haßmersheimer Metallwarenfabrik Bauhardt gebaut und von der Stadt Gundelsheim für den Brandschutz gekauft wurde. Dass sie heute noch funktioniert, davon konnten sich die Zuschauer in der Schlossstraße überzeugen. Die Beschaffung von Löschwasser war im 19. Jahrhundert problematischer als heute.
Ehe die Feuerwehrleute die Pumpenhebel in Bewegung setzen konnten, musste der Tank zunächst mit Wasser gefüllt werden. „Mach dei Butte gfälligst voll, die isch doch halber leer“, schrie der Kommandant einen Kameraden an, der tatsächlich mit halbvoller Butte ankam. „Ich hab?s im Kreuz“, gab der zur Antwort. Im Laufschritt rannten fünf Kameraden von der Wasserstelle zur Löschpumpe und füllten den Tank: „Auf geht?s, beeilt euch doch, es brennt schließlich“, hallte die Stimme Klimmers durch die Schlossstraße. Endlich konnten vier kräftige Männer die Pumpenhebel auf und ab bewegen und somit Druck in den Schläuchen erzeugen. Und als es tatsächlich spritzte, war den wackeren Löschmännern der starke Beifall der vielen Zuschauer für diese gelungene Demonstration sicher.
Eingeklemmt Wie ein Einsatz 120 Jahre später abläuft, zeigte die Feuerwehr in einer Rettungsübung. Ein eingeklemmter Autofahrer wurde mit Spreizer, Scheren und Metallstichsägen eines modernen HLF 16/20 und mit viel Umsicht aus seiner Notlage befreit. Die Zuschauer waren von dieser Demonstration sichtlich beeindruckt.
Bild: Mit einer Wasserpumpe von 1893 führte die Feuerwehr eine historische Löschübung in der Altstadt durch. Mit Butten wurde Löschwasser herbeigeschafft. Foto: Landauer