Vorfälle, die das Zwerchfell vibrieren ließen, aber auch solche, die an die Nieren gingen, rief der Nordheimer Feuerwehrkommandant Karl Wehler bei der Jahreshauptversammlung der Floriansjünger im Feuerwehrhaus in Erinnerung. Das Jahr 2006 habe die 46 Feuerwehr-Angehörigen in ein „Wellenbad der Gefühle“ gestürzt.
Angst vor Bussard Gerufen worden waren sie, weil ein Bussard in die Wohnung geflogen sein sollte und sich die Bewohner nicht mehr hineintrauten. Es hätte sich ja auch um einen Fall von Vogelgrippe handeln können. Als die Wehrleute mutig die Haustür öffneten, wurden sie dreier rotköpfiger, grün gefiederter exotischer Vögel ansichtig, die vollkommen harmlos waren. Die Tiere wurden ins Tierheim gebracht. Es stellte sich heraus, dass es sich um so genannte Erdbeerköpfchen handelt, eine Papageienart. Zu insgesamt elf Einsätzen sind die Nordheimer Wehrmänner gerufen worden, bei denen Tiere im Spiel waren. Das verursache einen Riesenaufwand, so Wehler, weil auch immer das Veterinäramt eingeschaltet werden müsse - vor allem, wenn es um den Verdacht der Vogelgrippe gehe.
Alles in allem sind die Wehrleute 38 Mal ausgerückt. Sieben Mal handelte es sich um Fehlalarme, zumeist durch übernervöse Brandmeldeanlagen ausgelöst. Zweimal wurden die Männer und Frauen im blauen Tuch zu technischen Hilfeleistungen gerufen, sechsmal zu Verkehrsunfällen, bei denen zwei Tote zu beklagen waren und bei denen sieben Beteiligte zum Teil schwer verletzt wurden. „Das geht an die Nieren“, meinte Wehler, „aber da müssen wir durch.“
Unter den 46 Nordheimer Wehrleuten sind auch zwei Frauen, es könnten aber, so der Kommandant, „ohne weiteres mehr sein“. Es wäre vielleicht sinnvoll, überlegte Wehler laut, wenn Hausfrauen zur Truppe stießen. Sie könnten die Tagesbereitschaft erhöhen. Angehörige der Jugendfeuerwehr könnten unterdessen die Kinder betreuen.
Dass Frauen bei der Feuerwehr durchaus Karriere machen können, zeigte Wehler am Beispiel von Jessica Karger auf: Sie sei letztes Jahr die erste ausgebildete Maschinistin der Wehr geworden. Die Versammlung quittierte das mit lautem Beifall.
Starke Jugendfeuerwehr 25 Mitglieder hat inzwischen die Jugendfeuerwehr, so viele, dass zwei Gruppen gebildet wurden und vorübergehend ein Aufnahmestopp verhängt werden musste, berichtete Jugendleiter Alexander Weiland. Besonders hob er hervor, dass bis 2009 nicht weniger als 20 Leute aus der jungen Truppe in die aktive Wehr übergetreten sein werden. Bisher seien auch alle dabei geblieben: „Klasse, Jungs!“
Ihr altes Zelt, das etwa beim Parkfest und anderen Gelegenheiten eingesetzt wird, ist die Wehr über Ebay losgeworden, berichtete Kassierer Timo Plieninger. Für 6200 Euro habe sie inzwischen ein neues beschafft. Das Geld dafür muss sie aus eigenen Einnahmen, eben auch beim Parkfest, bestreiten, denn diese Ausrüstung gehört nicht zum „Leistungsumfang“ der Gemeinde.
Den hohen Zeitaufwand der Wehrleute für Fort- und Ausbildung hob Bürgermeister Volker Schiek in seinen Dankesworten hervor. Es sei „eine reine Freude, die Entwicklung der Jugendfeuerwehr zu sehen“.
Nachdem die Nachbarwehr in Lauffen einen neuen Rüstwagen angeschafft hat, schlug deren Kommandant Heiner Schiefer einen gemeinsamen Dienst an diesem Fahrzeug vor. Im Anschluss gebe es natürlich „ein kleines Grillfestle“.
Bild: Eine Reihe von Wehrangehörigen sind bei der Hauptversammlung befördert worden. Es gab jeweils eine Schwinge mehr am linken Ärmel. (Foto: Uwe Mundt)