Pünktlich: Um 13.30 Uhr erkennt man die ersten Rauchschwaden über den Garagen des Krankenhauses Brackenheim. Wie geplant hat an diesem Samstagnachmittag die große Übung der Feuerwehr Brackenheim begonnen.
Fünf Minuten später treffen die ersten roten Fahrzeuge ein, gefolgt vom Roten Kreuz. Alexander Krapf hat Dienst in der Technik des Krankenhauses und wartet bereits an der Pforte mit den Schlüsseln und den Plänen, die auch im Ernstfall bereitzustellen wären. Es gilt, zwei Stationen zu evakuieren.
Rückwärts
Bei Schweißarbeiten ist Feuer im Technikraum ausgebrochen. Dort sorgt eine Nebelmaschine für weißen Rauch und ein Lautsprecher für die passende Schallkulisse. Auf dem Boden liegt ein Mann. „Ist Ihnen kalt“, fragt Feuerwehrmann Markus Winkler den angeblich Verletzten mit lauter Stimme, um das Pratzeln und Krachen von nebenan zu übertönen. Dann wird Siegfried Rein, der Statist vom DRK Lauffen, auf die Trage gehievt. Es muss schnell gehen, die Nervosität bei den Beteiligten ist zu spüren. Und so geht es plötzlich mit den Füßen voraus die Treppen hinauf. „Ich musste mich ganz schön festhalten“, sagt Rein später.
„Das war schon ein Fehler“, sagt Kreisbrandmeister Uwe Vogel als Beobachter des Lankreises. „Aber deshalb macht man es ja“, sagt er. Denn für die Einsatzkräfte kam der Alarm überraschend, sie konnten sich nicht auf die Gegebenheiten einstellen und müssen nun aus der Situation heraus agieren. Der Leiter des DRK-Ortsvereins, Dr. Henning Schock, nimmt die Kollegen dennoch in Schutz. „Sie arbeiten im Gefahrenbereich, da ist es zweitrangig, ob eine Rettung für einen Patienten komfortabel oder auch mal schmerzhaft ist.“
Jugendliche Statisten
Im Laufschritt schieben die Feuerwehrleute Betten mit Statisten - die meisten von ihnen von der Jugendfeuerwehr in Brackenheim - in einen anderen Rauchabschnitt. Der diensthabende Arzt, Dr. Alexander Wagner, rennt hinterher, um sofort bei allen Patienten den Blutdruck zu messen und auch sonst nach dem Rechten zu schauen. Gleichzeitig werden Patienten aus den darüberliegenden Stationen über die Drehleiter nach unten gefahren. Stadträtin Jutta Layher, die in Vertretung für den verhinderten Bürgermeister Rolf Kieser dabei ist, meint: „Ich freue mich, dass wir nur üben.“
Seit einem Vierteljahr haben die Beteiligten die Übung vorbereitet. „Wir lernen alle dabei“, sagt der Technikleiter des Krankenhauses, Wolfram Köppe. Wie wichtig das ist, wurde gerade erst vor wenigen Wochen wieder einmal deutlich, als die Feuerwehr wegen eines Kabelbrands im Krankenhaus ausrücken musste. Dann hilft es, wenn jeder weiß, was zu tun ist.
Gutes Zusammenspiel
Erstmals hat Claus Baumann, Zugführer aus Dürrenzimmern, die Leitung bei einem Einsatz dieser Größenordnung. Er ist zufrieden, wie gut das Zusammenspiel mit dem Krankenhaus und den anderen Einsatzkräften klappt. Auch wenn die Feuerwehr Eppingen, die den Brackenheimern zu Hilfe kommt, erst nach einer Dreiviertel Stunde eintrifft. „Das ist durchaus so gewollt“, sagt Baumann. So bleibe am Anfang Zeit, den Einsatz zu strukturieren, bevor die zusätzlichen Helfer eintreffen. „Außerdem gehört es zum Konzept des Landkreises, dass nicht alle Wehren aus dem Zabergäu mit einem Einsatz gebunden sind.“ So steht nun die Feuerwehr Cleebronn bereit, falls in Brackenheim an anderer Stelle ebenfalls die Floriansjünger gefragt sind.
Siegfried Rein, der Verletzte aus dem Technikraum, liegt auch um kurz vor drei noch im Sanitätszelt. Er ist beeindruckt, wie realitätsnah diese Übung abgelaufen ist. „Aber jetzt hoffe ich doch so langsam auf eine Spontanheilung.“
Foto: Christian Gleichauf, HSt