Ein ausgesprochen realistisches Szenario, das hoffentlich nie eintreten wird, üben in dunkler Nacht die Feuerwehren aus Bad Wimpfen, Bad Rappenau, Neckarsulm und die Solvay Werksfeuerwehr am Kloster Grüssau in Bad Wimpfen im Tal. Nicht wenige Autofahrer glauben an eine echte Katastrophe, als sie Montagnacht durch die Talstadt fahren.
Die Blaulichter und Martinshörner von 15 Löschfahrzeugen, die aus allen Richtungen zum Kloster fahren, erzeugen Gänsehaut sogar bei denen, die wissen, dass es nur eine Übung ist.
Im Westteil des Benediktinerklosters, auf der problematischen und der Straße abgewandten Seite des großen Areals also, bricht kurz vor 20 Uhr im Gästezimmer im dritten Obergeschoss ein Feuer aus. Eine Kerze war umgefallen, und eine Person versucht vergebens, das entstandene Feuer zu löschen.
Über Handy wird die Feuerwehr Bad Wimpfen um Hilfe gebeten. Der Alarm erfolgt unverzüglich. Wegen der besonderen Problematik der historischen Anlage werden die Wehren Neckarsulm, Bad Rappenau und die Solvay Werksfeuerwehr ebenfalls alarmiert. Das DRK Bad Wimpfen rückt mit neun Kräften aus, da offenbar mehrere Personen eingeschlossen sind und mit Verletzten zu rechnen ist.
Für den Wimpfener Matthias Elsasser bedeutet der Einsatz eine Premiere. Erstmals in seiner Laufbahn als Feuerwehrmann leitet der 32-Jährige eine Großübung mit 79 Einsatzkräften und 15 Fahrzeugen. Vor kurzem absolvierte er an der Feuerwehrschule in Bruchsal einen Lehrgang zum Zugführer, und Stadtkommandant Reinhold Korb gab ihm gleich die Chance zur Bewährung. Bei derartigen Objekten ist der Einsatz von hohen Drehleitern unumgänglich. Neben Wimpfen haben zum Glück auch die Wehren Neckarsulm und Bad Rappenau Drehleitern, und die rücken damit an, um den Wimpfener Kameraden zu helfen.
Es gilt nämlich, mindestens 16 eingeschlossene Personen aus dem brennenden Gebäude zu retten. Und natürlich soll auch die historische Klosteranlage nicht auf die Grundmauern niederbrennen. Karl Frey hat im engen Hof wenig Raum zur Verfügung. Dennoch bewegt er das lange Gerät mit hoher Sorgfalt und Präzision.
Der Rettungskorb ganz vorne nimmt nacheinander mehrere Personen auf, darunter auch Kinder, und holt sie auf sicheren Boden herunter. Im Zelt des DRK Bad Wimpfen werden erste Verletzte behandelt. Dr. Michael Holthaus und Jörg Botsch arbeiten zielsicher und rasch. Wimpfens Bürgermeister Claus Brechter verfolgt die Übung und ist beeindruckt von der Schlagkraft der Feuerwehren. Auch Neckarsulms Kommandant Hermann Jochim ist zufrieden: Alles im Griff lautet sein knapper Kommentar. Weil der Kreuzgang nicht anfahrbar ist, wurden dort lange Schiebeleitern eingesetzt um weitere Menschen zu bergen. Atemschutzträger bringen sie in sicherere Gefilde. Für drei Personen kam die Rettung zu spät, so die Übungslage. Um 21 Uhr meldete Matthias Elsasser Feuer schwarz .