Der Kommandant läuft und radelt auch wieder mit
Feuerlöschen ist fast wie Dauerlauf und Body-Building in einem
Mit ihrem Feuerwehr-Duathlon war die Heilbronner Feuerwehr vergangenes Jahr baden-württembergweit sportliches Vorbild. Am 18. September rennen und radeln die Floriansjünger wieder. Warum Feuerwehrleute so dringend fit sein müssen und was Löschen mit Leistungssport gemeinsam hat, fragte Franziska Feinäugle Heilbronns Kommandanten Eberhard Jochim.
Dass Polizisten fit genug sein sollten, Missetätern nicht nur nachzurennen, sondern sie auch einzuholen, leuchtet ein. Aber warum ist Fitness auch für die Feuerwehr wichtig?
Eberhard Jochim: Feuerwehrleute müssen bei fast allen Einsätzen Atemschutzgeräte tragen, die 16 Kilo schwer sind. Der Schutzanzug wiegt auch fast zehn Kilo, sie müssen also weit mehr als 20 Kilo zusätzlich tragen.
Klingt fast nach Body-Building.
Jochim: Dazu kommt, dass die Schutzkleidung relativ dicht ist, damit das Feuer nicht durchschlägt. Das bedeutet natürlich andererseits, dass auch der Schweiß nicht vom Körper weg transportiert wird. Sehr unangenehm, so ein Sauna-Anzug. Und obwohl wir mit Fahrzeugen ausrücken, müssen wir im Einsatz die meisten Strecken gehen und Treppen steigen, da Aufzüge im Brandfall nicht benutzt werden dürfen. Dies natürlich oft sehr schnell. All das ist eine hohe physische Belastung.
Wie viele Einsätze haben Ihre Mitarbeiter im Jahr?
Jochim: Den Großteil der jährlich etwa 2000 Einsätze deckt die Berufsfeuerwehr ab. Bei vielen sind aber auch die Abteilungen unserer Freiwilligen Feuerwehr mit eingesetzt. Die Einsatzzahl selbst sagt aber nichts über den Fitnessbedarf aus: Wenn ein aktueller Einsatz eine gewisse Leistungsfähigkeit erfordert, ist egal, wie viele Einsätze man im Schnitt hat. Es kommt immer auf den Augenblick an. Wenn wir beispielsweise mit Gefahrgut zu tun haben, tragen wir besondere Anzüge. Nach spätestens 15 bis 20 Minuten müssen wir unsere Leute dann austauschen, da sind sie total erschöpft.
Und damit Ihre Leute die nötige Feuerwehr-Fitness erhalten beziehungsweise erlangen, ist jetzt zum zweiten Mal Duathlon?
Jochim: Ja, wobei es uns in erster Linie nicht um die geht, die sowieso im Sportverein sind und etwas tun, sondern um die anderen. Viele sagen spontan: ?Fünf Kilometer Laufen und 20 Kilometer Radeln, das ist ja total easy.? Unterwegs merken sie dann: Für einen guten Sportler ist das natürlich nichts, aber sonst schon eine Belastung, die Training erfordert.
Machen Sie auch mit?
Jochim: Klar. Das kann ich ja sonst schlecht verkaufen. So nach dem Motto: Wir müssen fit sein - fangt schon mal an.
Wie lang waren Sie letztes Mal für fünf Kilometer Laufen und 20 Kilometer Radfahren unterwegs?
Jochim: Ich habe insgesamt eine Stunde und neun Minuten gebraucht. Wobei wir es diesmal ganz ohne Zeitnahme machen wollen, um auch die weniger Fitten zur Teilnahme zu bewegen. Die, die hinterher die Top-Zeiten erreichen, machen ja sowieso mit. Wir wollen aber auch die, die davor zurückschrecken, bei Zeitmessung als ?Letzter? geoutet zu werden.
Wie hoch ist der Anteil der Sportler unter den Feuerwehrleuten im Gegensatz zu denen, die lieber Chips essen und fernsehen?
Jochim: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Wie rechnen bei unserem Duathlon am 18. September jedenfalls mit einer Teilnehmerquote von rund 50 Prozent unserer aktiven Angehörigen. Neu ist diesmal, dass wir auf der Laufstrecke auch Nordic Walking zulassen und dass wir für die Radfahrer Helmpflicht vorschreiben.