Mit sieben Fahrzeugen und 60 Einsatzkräften probten die Schwaigerner Feuerwehren den Ernstfall. In der Industriestraße im Behaglichen Weg stand bei einem Explosionsbrand im Kunststoffwerk Söhner das Zusammenspiel der Wehren auf dem Prüfstand.
Durch das Schwaigerner Industriegebiet zieht kalter Ostwind. Kommandant Albert Decker rückt seinen gelben Feuerwehrhelm tiefer ins Gesicht. Er hat zusammen mit den Teilortchefs Uwe Schlund und Werner Sailer sowie Pressewart Volker Lang ein letztes Mal die Räume im neuen Logistik- und Versandzentrum der Firma Walter Söhner inspiziert. Dort im Erdgeschoss laufen seit geraumer Zeit die Nebelmaschinen und erzeugen ein beklemmendes Szenario.
Albert Decker ist mit den Vorbereitungen zufrieden. Um 19.14 Uhr löst er den Übungsalarm aus. In Schwaigern, Massenbach, Niederhofen und Stetten heulen die Sirenen. Es ist gerade mal eine Minute vergangen, als Volker Lang am Funkgerät die erste Rückmeldung entgegennimmt. Vier Minuten später braust das Tanklöschfahrzeug TLF 16 der Schwaigerner Wehr mit Blaulicht und Tatütata aus dem Magazin beim Bahnhof. Trotz geschlossener Bahnschranke schafft es die sechsköpfige Gruppe, um 19.19 Uhr in der Industriestraße beim Kommandanten am Leitungsfahrzeug vorzufahren. Dreizehn Minuten nach dem ersten Aufheulen der Sirenen ist auch das Feuerwehrauto aus Niederhofen vor Ort - die Männer hatten aber auch den weitesten Anfahrtsweg.
Zu diesem Zeitpunkt sind bereits zwei Trupps mit Atemschutzgeräten in das Erdgeschoss des Logistik-Zentrums eingedrungen, um nach Überlebenden zu suchen. Jürgen Koch und Benjamin Lang von der Kernstadtwehr bringen um 19.31 Uhr eine unter Schock stehende, 17-jährige Ferienjobberin ins Freie, die wild um sich schlägt und hysterisch nach ihrer Freundin kreischt. Diese wird kurze Zeit später von den Stettenern Thomas Hasenfuß und Andreas Schilling, ausgerüstet mit Atemschutzgeräten, bewusstlos im stockdunklen Hochregal-Lager entdeckt.
Die Teilortwehren aus Massenbach und Niederhofen, die sich von der Dieselstraße aus - ebenfalls mit Atemschutzgeräten - durch den verqualmten Verbindungstunnel zur Industriestraße vorkämpfen, melden um 19.39 Uhr über Funk das Auffinden einer leblosen Person . Gleichzeitig kommt von den Schwaigerner und Stettener Kameraden an den Wasserschläuchen der Funkspruch: Feuer schwarz! Volker Lang kann daraufhin das Übungsende verkünden. Eine halbe Stunde nach der Alarmierung ist der Blaulicht-Spuk in der Dezembernacht vorbei.
Bei der anschließenden Manöverkritik im warmen Versandraum findet Kommandant Decker für seine Männer lobende Worte. Mit Blick auf einen Ernstfall richtet Decker an Kurt Schmalzhaf, der bei der Firma Söhner für die Haustechnik zuständig ist, den Wunsch: Eine solche Übung zusammen mit der Belegschaft wäre der Idealfall. Aber uns wäre auch schon geholfen, wenn die Firmenleitung für eventuelle Unglücksfälle Sammelstellen für die Mitarbeiter einrichten würde. Erst dann wisse die Feuerwehr, wo sie die rund 60 Mitarbeiter pro Schicht bei einem Brandfall auch suchen müsse.
(Foto: Nödl)