?Was man schreibt, das bleibt.? Immer wieder aufs Neue bestätigt sich dieser Ausspruch von Hermann Hesse. Handschriftlich verfasste Dokumente und Druckerzeugnisse erweisen der Nachwelt einen wertvollen Dienst - etwa bei der Erinnerung an den Siglinger Großbrand von 1927..
So meldete sich dieser Tage eine aufmerksame Leserin mit einem vergilbten Artikel aus der ehemaligen ?Neckar-Zeitung? mit Datum vom 12. Januar 1927 über einen Großbrand in Siglingen. In dem Bericht wird das katastrophale Ausmaß des Schadenfeuers in allen Einzelheiten geschildert. Um die Information auf Dauer zu erhalten, wird der Text zur Archivierung mittels Computer auf elektronischem Wege in digitaler Form auf Datenträger kopiert.
Was geschah im Januar vor 80 Jahren in Siglingen? Aus ungeklärter Ursache ging die geräumige Scheune mit den angrenzenden Stallungen des Eigentümers Emil Steinbach in unmittelbarer Nähe des Rathauses in Brand. Die Bauernfamilie saß gerade beim abendlichen Vesper in der Küche des Wohnhauses, als sie vom Schrecken überrascht wurde.
Das Feuer fand in dem eingelagerten Heu und Stroh reiche Nahrung und wurde von den Feuerwehren von Siglingen, Züttlingen sowie von den Teilgemeinden Reichertshausen und Kreßbach sofort bekämpft. Eine Stunde später ?raste die Heilbronner Feuerwehr mit einer Motorspritze mit schauerlichem Getöse durch die Stadt?.
In größter Gefahr war vor allem das Rathaus, in dem damals der Schultheiß Carl Ernst residierte. Es wurde vorsichtshalber vollständig ausgeräumt. Ein ziemlich starker Wind beschleunigte unterdessen das Ausbrennen der Scheune des Besitzers Emil Steinbach. Gerade noch rechzeitig konnte das Vieh samt zweier Pferden, Schweine und Hühner noch ins Freie gerettet werden. Ferner drohte das Anwesen des benachbarten Landwirtes Ernst Leis ein Opfer der Flammen zu werden.
Die älteren Bürger, so schreibt der Verfasser, konnten sich nicht an einen derartig heftigen Brand dieses Ausmaßes erinnern. Vernichtet wurden außer dem Gebäude vor allen Dingen sämtliche landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte. Dank des Einsatzes der Wehren konnte das Wohnhaus gerettet werden. Der Brandherd weitete sich allerdings auch auf einen Schafstall aus, wobei sämtliche Futtervorräte der dort eingemieteten Tierbesitzer mitverbrannten.
Während Steinbach dem Bericht zufolge gut versichert war, traf das Schicksal die geschädigten kleinen Bürger umso härter.
Kurios erschien auch die Tatsache, dass genau eine Woche vorher ein Brand in Züttlingen ausbrach. Man munkelte, dass dies wohl der selbe Brandstifter gewesen sein konnte. ?Kurzschluss?, so wurde behauptet, ?scheidet aus, denn als die Steinbachs beim Nachtessen saßen, brannte noch eine ganze Weile danach das elektrische Licht?.
Bild 1:
Kurzmeldung auf der Titelseite von 1927 wurde dem Bericht auf den Innenseiten vorgeschaltet.
Bild 2:
Infolge eines Scheunenbrandes wurde das gefährdete Rathaus (Bildmitte mit kleinem Glockenturm) in Siglingen 1927 völlig ausgeräumt.
(Fotos: Manfred Dod)