Eppinger Stadtgespräch schildert viele Facetten der Feuerwehrarbeit
Ein stattliches Gelage muss das gewesen sein. 30 Maß Zwetschgenschnaps, 600 Schoppen Wein und andere hochgeistige Getränke stellte die Löwenwirtin anno 1846 der Stadt Eppingen in Rechnung - die flüssige Belohnung für auswärtige Löschtruppen, die geholfen hatten, einen der schlimmsten Großbrände in der Geschichte der Fachwerkstadt zu ersticken.
Dass die Feuerwehrleute nicht nur Flammen, sondern auch ihren Durst zu löschen verstanden, macht schon die historische Einführung von Heimatfreunde-Chef Reinhard Ihle beim Stadtgespräch am Freitagabend im Feuerwehrhaus deutlich. Die Eppinger Truppe, eine der ältesten im ganzen Land, gibt es seit bald 160 Jahren. Von teils spektakulären, teils skurrilen Einsätzen der vergangenen 50 Jahre berichten die vier Feuerwehrleute auf dem Podium den rund 100 Zuhörern. Rückblende: Das Jahr 1979. Hartmut Kächele und seine Kameraden wurden zu einem Brand in der Altstadt gerufen. Im Obergeschoss waren zwei Kinder eingeschlossen. Das war richtig dramatisch, erinnert sich Kächele heute an das Inferno, das ihm eine Rauchvergiftung bescherte. Einer seiner Kameraden fackelte nicht lange, nahm die Leiter und rettete die Kinder aus der bedrohlichen Situation. Dafür, ist Kächele sicher, würde es heute eine Medaille geben. Damals krähte von offizieller Seite kein Hahn nach dem Helden.
Verzweifelt krähte das Federvieh, als einmal eine Rohrbacher Hühnerfarm Feuer fing. Traurige Bilanz: 4500 Grillhähnchen. Wir mussten einen Stall aufgeben und haben so die übrigen 50 000 Tiere gerettet, berichtet der heutige Stadtkommandant Reinhard Frank. Nicht immer kamen die Flammen jedoch ungelegen. Manch einer hat sich sogar gesund gebrannt, denkt Gerd Hecker an Fälle , als auf den rauchenden Resten von Scheunen flugs gewinnträchtige Wohnhäuser hochgezogen wurden.
Auch von Brandstiftern blieben die Fachwerkstädter nicht verschont. So geriet eine Winterfeier der Wehr 1959 zum Großeinsatz. Das war eine exklusive Sache, erzählt Frank. Nicht jeder durfte mit den Uniformierten feiern. Einen jungen Mann grämte das derart, dass er drohte: Wenn ich nicht reinkomme, hole ich euch raus. Keiner nahm ihn ernst, er aber machte Ernst und steckte eine Scheuer an. Für die Wehrleute hieß es: Feier aus, ran ans Feuer.
Zu Brandeinsätzen wird die Eppinger Truppe, die mit den Abteilungswehren 300 Aktive zählt, nicht mehr so häufig gerufen. Die Zahl technischer Hilfeleistungen, etwa bei Autounfällen, nimmt zu. Gefragt ist der Allrounder. Heute muss ein Feuerwehrmann alles können, erläuterte der stellvertretende Stadtkommandant und Kreisausbilder Martin Kuhmann. Eine Vielzahl von Übungen hält die Wehrleute fit, die mittlerweile auch ihren Aufgaben entsprechend ausgerüstet sind. Das war nicht immer so. Mit gemischten Gefühlen denkt Reinhard Frank an das Löschfahrzeug LF 15 zurück. Wenn Fahrer August Spiegel in die Fußbremse trat, musste sein Kopilot Horst Hecker gleichzeitig die Handbremse ziehen, um das Gefährt zum Stehen zu bringen. Nach einer Waldübung 1967 kippte das Auto in einer Kurve von der Straße. Nicht alle Feuerwehrerfahrungen können der Kommandant und seine Leute mit einem Augenzwinkern abtun. Schreckliche Bilder bekommen die ehrenamtliche Helfer zu sehen. Frank berichtet von einem Fall, als zwei Kinder in Kirchardt zu einer Unfallstelle eilten und ihren schlimm zugerichteten, tödlich verunglückten Vater sahen. Manchmal träume ich noch vom Schreien der Kinder.
Bild: Feuerwehrleute berichteten beim Stadtgespräch von skurrilen und spektakulären Einsätzen (von rechts): Martin Kuhmann, Reinhard Frank, die Moderatoren Reinhard Ihle und Wolfgang Kächele, Gerd Hecker und Hartmut Kächele.
Foto: Alexander Hettich