Immer wieder wundern sich Bewohner im Verwaltungsraum Neuenstadt über einen weißen Ford Mondeo, der mit einem Magnetblaulicht auf dem Dach und Tatütata unterwegs ist. Tatsächlich handelt es sich bei den Fahrzeuginsassen nicht um hauptamtliche Polizisten, Feuerwehrleute oder Sanitäter, sondern um so genannte Helfer vor Ort (HvO) des Deutschen Roten Kreuzes.
Die HvOs gibt es inzwischen überall im Landkreis Heilbronn, wo die Anfahrtszeiten der Rettungsdienste unter bestimmten Umständen zu lange dauern könnten. Die Ehrenamtlichen fahren zu medizinischen Notfällen, zu Verkehrsunfällen und sogar zur Alkoholvergiftung oder zum Brandverletzten. Sie helfen, bis der Rettungsdienst übernimmt. Beim DRK-Ortsverband Neuenstadt gibt es mit den dortigen Bereitschaftsleitern Jürgen Grimm und Norman Schneider solche Helfer zwar schon länger, doch die beiden sind berufstätig und deshalb werktags nicht einsetzbar.
Tagespräsenz Deshalb kam den Neuenstadtern ein Vorschlag von zwei Mitgliedern des DRK-Ortsverbandes Möckmühl gerade recht. Josef Stute und Georg Schultes sind ausgebildete Rettungssanitäter und arbeiten bei der Firma Helbig in Neuenstadt. Der Betriebsleiter und der Qualitätsmanager bei der Medizintechnikfirma boten an, die Tagespräsenz der Helfer vor Ort für die Gemeinden Neuenstadt, Hardthausen und Langenbrettach zu erhöhen.
Seit April rücken Stute und Schultes nun bei Bedarf zu Notfällen aus. Zudem werden sie unterstützt von der Lagerleiterin der Firma Helbig, Bärbel Rückert, die eine Ausbildung als San-Helferin hat. Josef Stute: "Manchmal gibt es zwei Wochen gar keinen Einsatz, und dann haben wir drei Notfälle an einem Tag." Georg Schultes, der auch Kreisbereitschaftsleiter ist, verzeichnete 1800 HvO-Einsätze im vergangenen Jahr im Landkreis. Im Bereich des Ortsverbandes Neuenstadt waren es immerhin 136. "Rund ein Drittel davon leisteten die HvO von der Firma Helbig", sagt Norman Schneider.
Symbiose Das Trio Stute, Schultes und Rückert wird von den Krankenkassen nicht bezahlt. Nur das Material wird übernommen. Müssen sie die Einsatzzeit dann mit Überstunden abgelten? "Nein", erklärt Josef Stute, "das übernimmt die Firma." Warum macht Hildegard Helbig so etwas? Die Chefin, eine gelernte Krankenschwester, die auch schon Leiterin einer Unfallambulanz war, gründete ihre Firma vor 20 Jahren in Neudenau. Vor einem Jahr zog das Unternehmen nach Neuenstadt um. Hildegard Helbig zeigt sich bescheiden: "Meine Bereitschaft, die Mitarbeiter freizustellen kann man als Symbiose sehen." Einerseits sehe sie das soziale Engagement als ihre Pflicht an, und andererseits bleibe so der Kontakt zum DRK bestehen. Außerdem wollte sie den Wunsch ihrer Mitarbeiter nicht abschlagen. Kreisbereitschaftsleiter Schultes: "Es wäre schön, wenn es mehr solche Firmenchefs geben würde."
Bild: Firmenchefin Hildegard Helbig (von links) unterstützt ihre Mitarbeiter Josef Stute und Georg Schultes, hier mit Norman Schneider vom DRK-Ortsverband Neuenstadt, als Helfer vor Ort. (Foto: Agentur Kochertal)